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Auf Pilzpirsch am Pfannenstiel

Erstellt von Hans-Peter Neukom |
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Der Erlenbacher Pilzsammler René Thomann packt bald wieder das Jagdfieber. Die Pilzsaison startet – das Kontrolllokal in Küsnacht ist bereit. Es musste aber wegen Corona andere und neue Vorkehrungen treffen.

Im Herbst, der klassischen Pilzsaison, zeigen zahlreiche Pilze ihre teils farbenprächtigen Fruchtkörper und verleiten zum Sammeln. Dann sind auch das Pilzmesser und der Blick des Erlenbachers René Thomann doppelt geschärft. Als «vergifteter» Pilzler und Mitglied des Vereins für Pilzkunde Region Pfannenstiel kennt er die Sammelplätze am Pfannenstiel wie seine Hosentasche. Seine Augen leuchten, wenn er jeweils über seine Pilzfunde am sonntäglichen Stammtisch im Erlenbacher Café Nata & Bäckerei erzählt. Die besten Fundplätze bleiben aber geheim, selbst am Stammtisch unter seinesgleichen.

«Manchmal vergesse ich glatt die Zeit, wenn ich quer durch den Wald streife und auf einen Hexenring von Mönchsköpfen, einen Platz mit Steinpilzen oder Herbsttrompeten unter alten Buchen stosse», erzählt René Thomann. Die Schönheit und Vielfalt unserer Pilzwelt begeistern ihn jedes Jahr aufs Neue. Die Gründe für seine Leidenschaft sind vielfältig: Die Möglichkeit, in einer von Technik und Hektik geprägten Zeit abseits vom Stadtleben in der freien Natur nach Pilzen zu suchen, Ruhe und Erholung im Wald an der frischen Luft zu finden, die Aussicht auf ein feines Pilzmahl oder einfach die Freude an einer lehrreichen Freizeitbeschäftigung.

Auch Schnecken lieben Pilze
Seit Jahren beobachtet René Thomann, dass auch am Pfannenstiel die Pilzsaison stets früher beginnt und später endet. «Auch dieses Jahr konnte ich bereits im Juni und in der ersten Julihälfte in den hiesigen Regionen beispielsweise Sommer-Steinpilze, Hexenröhrlinge, Parasolpilze, Frauentäublinge, Perlpilze und vereinzelt Eierschwämme für die Küche sammeln.» Dies sei wahrscheinlich auf die vermehrten Niederschläge nach dem extrem trockenen Frühjahr zurückzuführen, mutmasst René Thomann. Aufgefallen sei ihm, dass viele Pilze von Nacktschnecken befallen und angefressen waren. Dies bestätigt Anna Biro, eine der drei Küsnachter Pilzkontrolleure. Auch Schnecken seien eben keine Kostverächter und verschlängen gerne Pilze.
Besonders aufgefallen sei ihr das bei verschiedenen Täublingen, die Schnecken offensichtlich bevorzugen. Und schon warnt die Pilzkontrolleurin: «Die früher weit verbreitete Meinung, dass von Tieren angenagte Pilze ungiftig seien, gehört ins Reich der gefährlichen Ammenmärchen, denn auch Giftpilze werden beispielsweise von Schnecken ohne Vergiftungsfolgen gefressen», erklärt die Pilzexpertin. Weiter beobachtete Anna Biro, dass schon jetzt gefährliche Giftpilze wie der Grüne Knollenblätterpilz oder der Pantherpilz ihre Fruchtkörper zeigten. Der Pantherpilz etwa wird vor allem von Anfängern leicht mit dem essbaren Perlpilz verwechselt und kann zu erheblichen Vergiftungssymptomen wie schwerem Erbrechen und Durchfall, Herzrasen, Gleichgewichtsstörungen und Schwindel führen. Vergiftungen mit Knollenblätterpilzen können sogar tödlich enden. «Auf jeden Fall sind Vergiftungssymptome immer ärztlich abzuklären oder bei Tox Info Suisse, Nofallnummer 145, Rat einzuholen», mahnt Anna Biro.

Da viele Speisepilze einen giftigen Doppelgänger haben, liegen Genuss und Verdruss beim Pilzsammeln nahe beieinander. Daher möchten Anna Biro und Renè Thomann allen, auch erfahrenen Pilzlern, dringend ans Herz legen: Damit die Pilzmahlzeit nicht in Verdruss oder sogar auf dem Friedhof endet, solle beim geringsten Zweifel das ganze Sammelgut einer Pilzkontrollstelle vorgelegt werden. Denn «kontrollieren geht über probieren», betonen sie.
Und was bringt uns der weitere Verlauf der Pilzsaison 2020? Für den Herbst ist Thomann vorsichtig optimistisch. Bei ausreichender Wärme und genügend Feuchtigkeit könne es eine gute Saison für Herbstpilze wie Maronenröhrlinge, Herbsttrompeten oder Mönchsköpfe geben, die bei vielen Sammlern beliebt sind.

Wo und wann Pilze kontrollieren lassen?

Pilze schützen nicht gegen Viren. Daher sind bei der Kontrolle für Sammler zur Zeit des Coronavirus einige Schutzmassnahmen zu beachten. Es dürfen sich jeweils nur:
– eine Person
– oder ein Paar
– oder eine Familie aus demselben Haushalt (max. 3 Pers.) gleichzeitig im Pilzlokal aufhalten. Der Abstand von zwei Metern muss bei einer Warteschlange eingehalten werden. Desinfektionsmittel und Masken werden zur Verfügung gestellt. Das Kontrolllokal in Küsnacht befindet sich beim Gemeindehaus, in den ehemaligen Räumlichkeiten der Gemeindepolizei neben dem EW-Laden, Obere Dorfstrasse 32. Öffnungszeiten vom 18. August bis 15. November: Dienstag und Donnerstag von 18.30 bis 19.30 Uhr, Samstag und Sonntag von 18 bis 19 Uhr.
Weitere Infos zu Pilzkontrollstellen und kantonalen Pilzschutzverordnungen können über die Gemeinden oder unter www.vapko.ch eingeholt werden. Hilfe bei Pilzvergiftung: Tox Info Suisse 24-Stunden-Notfallnummer 145 oder Internetseite www.toxinfo.ch. (hpn.)