Der Baumeisterverband Zürich-Schaffhausen übt Kritik an den Gemeinden. Homeoffice habe zu Verzögerungen bei Bauprojekten und einem zeitversetzten Einbruch der öffentlichen Bautätigkeit geführt. Die Gemeinde Küsnacht wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Bereits im vergangenen Frühling empfahlen die Behörden aufgrund der Corona-Pandemie Homeoffice. In diesem Jahr wurde es sogar Pflicht, wenn immer möglich von zu Hause aus zu arbeiten. Firmen und Gemeindeverwaltungen setzten diese Vorgaben um.
«Im Frühjahr 2020 führte diese Situation zu Verzögerungen bei Bauprojekten und einem zeitversetzten Einbruch der öffentlichen Bautätigkeit», moniert der Baumeisterverband Zürich-Schaffhausen, der sich für Bauunternehmen engagiert, in einer Medienmitteilung. «In einzelnen Städten sind die Bautätigkeiten um bis zu 50 Prozent eingebrochen.»
Schlüsselpersonen seien ab Einführung von Homeoffice kaum mehr erreichbar gewesen. Planungsarbeiten, das Veröffentlichen von Ausschreibungen oder das Erteilen von Baubewilligungen seien über Wochen hinweg stark eingeschränkt oder sogar ganz eingestellt gewesen. «Dabei sind diese Tätigkeiten epidemiologisch problemlos», betont der Baumeisterverband.
Homeoffice ist herausfordernd
Das Gemeindehaus Küsnacht ist zurzeit wegen der Corona-Pandemie nur reduziert offen. Die Gemeindeverwaltung ist aber telefonisch und per Mail erreichbar.
Auf Anfrage teilt Daniel Wipf, Stellvertretender Gemeindeschreiber, mit: «Die Massnahmen im ersten Lockdown im Frühling 2020 wie auch die aktuelle Homeoffice-Pflicht waren und sind herausfordernd, ebenfalls für die öffentliche Verwaltung.» Die Schlüsselpersonen seien jedoch erreichbar und es sei bei Baugesuchen zu keinen speziellen Verzögerungen gekommen. Wipf zieht folgende Bilanz fürs 2020: «Die Bearbeitungsfristen bei den Baugesuchen im Jahr 2020 – wie in den Vorjahren – konnten grossmehrheitlich eingehalten werden.» Aber nicht nur das: «Wir haben – in Millionen Franken betrachtet – 60 Prozent mehr Bauvolumen als im Vorjahr bewilligt.» Und: «Die Anzahl behandelter Baugesuche lag im Rahmen der üblichen Schwankungen der Vorjahre.» Alle Angaben zu laufenden Baugesuchen, öffentliche und private, können auf der Website der Gemeinde eingesehen werden. Auf Nachfrage räumt Gerhard Meyer, Geschäftsführer des Baumeisterverbands Zürich-Schaffhausen, ein, dass der Vorwurf vor allem an gewisse Gemeinden im Zürcher Oberland adressiert gewesen sei. In Küsnacht gebe es keine konkreten Beispiele.
Aber: «Um den Verlust von Arbeitsplätzen nicht auch noch auf dem Bau zu riskieren, fordern wir alle Gemeinden auf, in forciertem Tempo Projekte zu planen, Prozesse zu vereinfachen, Arbeiten auszuschreiben und Zuschläge zu erteilen.» Nur so könne die Bauwirtschaft unterstützt werden. Auch sollten Baustellen wo immer möglich am Laufen gehalten werden. «Nur mit tatkräftiger Mithilfe der Behörden ist es möglich, dass die Bauwirtschaft ihre wichtige Funktion als Stütze der Wirtschaft und als wichtige Arbeitgeberin in Krisenzeiten wahrnehmen kann», sagt Meyer. Das Auftragsvolumen dürfe auf keinen Fall verringert werden, denn anders als im Frühjahr 2020 seien die Reserven bei den Baufirmen aufgearbeitet. Meyer: «Ein behördenbedingter Einbruch der Baukonjunktur darf sich 2021 nicht wiederholen.»