Abo bestellen

Brandursache noch immer ungelöst

Zurück

In der Nacht auf letzten Mittwoch brannten im Hafen Goldbach in Küsnacht sieben Boote. Es könnte Brandstiftung gewesen sein.

Erst gerade letzte Woche hatte der Küsnachter Gemeinderat Martin Wyss (FDP) dem «Küsnachter» Auskunft gegeben, wie ein Feuerwehreinsatz zu Corona-Zeiten aussehen könnte. Rein theoretisch. Die Zeitung war noch im Druck, da ist prompt der Ernstfall eingetreten. Kurz nach 23.45 Uhr am vergangenen Dienstag meldete eine Autofahrerin der Kantonspolizei Zürich, dass sie beim Vorbeifahren ein brennendes Boot gesehen hätte. Die Feuerwehr Küsnacht und der Seerettungsdienst Küsnacht/Erlenbach rückten sofort aus.

Bei deren Eintreffen standen aber schon vier Boote in Brand. Die Löschkräfte brachten den Brand dann schnell unter Kontrolle (siehe Interview unten). Trotzdem wurden drei Schiffe völlig und vier weitere teilweise zerstört. Zudem wurde ein Teil der Hafenanlage ebenfalls beschädigt. Der Gesamtschaden des Brandes wird auf über hunderttausend Franken geschätzt. Verletzt wurde niemand.

Brand wurde vielleicht gelegt

Die genaue Brandursache ist auch diese Woche noch nicht bekannt. Es könnte sich laut Polizei um Brandstiftung handeln. Nebst der Kantonspolizei Zürich, der Feuerwehr Küsnacht und dem Seerettungsdienst Küsnacht/Erlenbach stand auch vorsorglich ein Rettungswagen des Spitals Männedorf im Einsatz. (ks.)

 

Interview: «Wir errichteten eine schwimmende Ölsperre»

Beat Rentsch, wie erlebten Sie die Nacht auf letzten Mittwoch?

Wir bekamen die Alarmierung kurz vor Mitternacht mit der Meldung: «Brand Boot Höhe Goldbach». Mit dem Eintreffen vor Ort stellte ich fest, dass sich mehrere Boote am äusseren Steg im Vollbrand befanden.

Wie ist der Einsatz gelaufen?

Zuerst galt es, den Brand unter Kontrolle zu bringen und ein Übergreifen des Feuers auf weitere Boote zu verhindern. Dies erfolgte mittels einer Löschleitung ab dem Ufer der Feuerwehr Küsnacht sowie einer zweiten Löschleitung über die Zufahrt und den Steg zu den brennenden Booten. Die ebenfalls alarmierte Seepolizei und der Seerettungsdienst Küsnacht/Erlenbach, welche parallel alarmiert wurden, bekämpften den Brand ab ihren Booten.

Sie errichteten auch eine Ölsperre.

Ja, im Bereich des Motors eines Bootes setzte die Feuerwehr Küsnacht eine kleine Menge von Löschschaum ein, um die Flammen vollständig zu ersticken. Um allfällig austretende Flüssigkeiten wie Benzin und Öl aufzufangen, wurde vorbeugend eine schwimmende Ölsperre um die Havarie durch den Seerettungsdienst Küsnacht/Erlenbach erstellt. Zudem wurden Mittel und Werkzeuge zum Abschöpfen durch die Feuerwehr bereitgestellt, immer, um dem Ereignis voraus zu sein.

Zu welchem Zweck wurden die Tauchpumpen eingesetzt?

Um ein Absinken der havarierten Boote zu verhindern. Es waren insgesamt zwei Tauchpumpen der Feuerwehr im Einsatz.

Hatten Sie den Brand rasch unter Kontrolle?

Ja, das war so. Aber die weiteren getroffenen Entscheide und auszuführenden Massnahmen waren zeitintensiv.

Wie ging es dann weiter?

Nach Absprache mit der Polizei, dem Seerettungsdienst und der Feuerwehr entschieden wir, drei Boote zu bergen. Sie waren nicht mehr seetauglich und es gab umweltgefährdende Flüssigkeiten wie Benzin und Öl in diesen. Boot um Boot musste also geborgen werden, dies erfolgte in gemeinsamer Arbeit mit dem Seerettungsdienst Küsnacht/Erlenbach und der Feuerwehr Küsnacht.

Wie wurden diese schweren Teile aus dem Wasser gehievt?

Für das Anheben der Boote aus dem Wasser und das Verladen auf die bereitstehenden Transportfahrzeuge wurde die Firma Wyder Forch mit ihrem Spezialfahrzeug aufgeboten. Der Entscheid, eine schwimmende Ölsperre frühzeitig zu errichten, erwies sich als richtig. Mit dem Verladen eines Boots zeigte sich, dass sich im Rumpf ausgelaufenes Benzin angesammelt hatte. Für einen sicheren Abtransport auf der Strasse musste die Feuerwehr Küsnacht nun die Flüssigkeit von zirka 120 Litern in ein Fass umpumpen.

Wann waren diese Arbeiten schliesslich ganz abgeschlossen?

Bei Tageslicht war der Einsatz vor Ort erledigt. Die Retablierung aller eingesetzten Mittel und Fahrzeuge dauerte noch bis zirka 10 Uhr am Mittwochmorgen.

Die «Zürichsee-Zeitung» berichtet von einer Brandserie vor 20 Jahren an der Goldküste. Gab es in Küsnacht schon mal einen ähnlich grossen Brand im Hafen?

Nein, noch nie.

Wie viele Personen standen im Einsatz?

Mit der Feuerwehr Küsnacht, Seepolizei und -rettungsdienst Küsnacht/Erlenbach, Brandermittler, Polizei, Rettungsdienst waren es 45 Personen.

Was waren die besonderen Corona-Massnahmen bei diesem Einsatz?

Wie vom BAG empfohlen galt auch für uns: Abstand halten, wo immer möglich, Hände waschen und desinfizieren. Bei einem konkreten Einsatz reduzieren wir die Besatzung der Fahrzeuge und verteilen sie auf mehr Fahrzeuge. Zeigt sich, dass Feuerwehrfrauen und -männer während des laufenden Einsatzes reduziert werden können, rücken diese frühzeitig in Kleingruppen ein, retablieren selbstständig und gehen dann nach Hause. (moa.)