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Bunter Kinderumzug verzaubert Zürich

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3000 verkleidete Kinder verwandelten auch dieses Jahr am Sechseläuten
die Zürcher Innenstadt fast in ein Freilichtmuseum. Leicht verzweifelt zeigt das kleine Mädchen im Blümchenkleid auf ihr leeres Körbchen. Sie hat bereits auf halber Strecke alle ihre Süssigkeiten verschenkt. Dabei stehen am Rand des Umzugs noch viele weitere Kinder, die beschenkt werden könnten. «Dies ist eine unserer schwierigsten Aufgaben», erzählt eine der Helferinnen mit dem traditionellen Chäferli-Foulard lachend. Sie begleiten jedes Jahr den Kinderumzug des Zürcher Sechseläutens und haben unter anderem ein Auge darauf, dass die Süssigkeiten so verteilt werden, dass es für alle reicht. Kein leichtes Unterfangen, denn auch in diesem Jahr lockten die rund 3000 Kinder in historischen Kleidern Tausende Zuschauer an.
Das Schleckzeug ist nur einer der Gründe für die Beliebtheit des Kinderumzugs bei Gross und Klein. Der elfjährigen Fama gefällt besonders die Musik der zahlreichen mitmarschierenden Musikgruppen. Sie nimmt bereits zum zweiten Mal am Umzug teil. Auch die alten Kleider findet sie toll: «Meines ist aus der Renaissance! Glaube ich.» Nicht ganz so überzeugt von seinem Kostüm ist der 7-jährige Luca: «Ich musste mich an meinen Anzug gewöhnen. Am Anfang war er nicht so bequem.» Er und sein Freund liefen dieses Jahr zum ersten Mal mit, und beide sind jetzt schon Fan vom Sechseläuten. Zum gelungenen Anlass hat auch Petrus beigetragen. Er verwöhnte das Volksfest mit schönstem Frühlingswetter.
Anders als der Umzug der Erwachsenen am Montag steht der Umzug am Sonntagnachmittag nicht nur den Zünftern offen. Alle Kinder zwischen 5 und 15 Jahren dürfen sich anmelden, und die traditionelle Kleidung kann günstig gemietet werden. Sie spiegelt die Zürcher Mode der letzten 1000 Jahre wieder. Damit ist das Kindersechseläuten eine Art Freiluft-Heimatmuseum.
Eine Ausnahme bildet der Block «Weltoffenes Zürich», in dem Gruppierungen aus verschiedenen Ländern ihre traditionellen Kleider präsentieren. Unzürcherisch waren auch die Schüler und Schülerinnen aus dem diesjährigen Gastkanton Basel. Sie führten den Umzug in Fastnachtskostümen an.
Etwas ungewohnt waren die vielen als Ärztinnen und Pfleger verkleideten Kinder. Sie liefen zu Ehren des Zürcher Kinderspitals mit, das dieses Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert. Statt Schokolade verteilten sie kleine Wasserspritzen. Jan Bolliger