Der Coiffuresalon Caian befindet sich nur wenige Schritte vom Bahnhof Küsnacht entfernt. Dank der ersten Öffnung des Lockdowns bedient er ab 27. April wieder Kunden. Doch wie wird das gehen?
«Wir freuen uns riesig, dass wir wieder öffnen dürfen», sagt Catia Ankeshian aus Küsnacht. Stellvertretend für alle Coiffeusen kann die Inhaberin des Salons Caian aufatmen. Der Bundesrat hat den Lockdown gelockert – zumindest für «personenbezogene Dienstleister», also Coiffeure, Nagelstudios und Physiotherapeuten. Auch Gartencenter und Baumärkte dürfen wieder ihre Türen öffnen. «Es freut mich besonders, meine Kundinnen und Kunden wieder zu sehen und auch, ob es ihnen gut geht.» Man merkt der Stimme durchs Telefon ihre Emotionalität an: Die vergangenen Wochen waren für Ankeshian nicht einfach. Ruhig war es schon gar nicht. «Mein Telefon hat ständig geläutet. » Seit 13 Jahren betreibt die Küsnachterin ihren Salon im Dorf. «Die Leute riefen mich an und wollten teils einfach nur reden, viele sind auch etwas einsam.»
Nun aber folgt die Wiedereröffnung. Es werde «ein Coiffeurbesuch ohne Schickschnack», nimmt Ankeshian gleich vorweg. Die beliebten Klatschhefte, die zu einem Coiffeurbesuch gehören, sowie die Tasse Kaffee – beides wird es vorläufig nicht geben. «Die Heftli hatte ich schon vor dem Lockdown abbestellt, weil die Virengefahr einfach zu gross ist.» Auch werden die Kunden sich an einen anderen Service gewöhnen müssen. Offiziell heisst es von höchster Stelle lediglich, «die Hygieneregeln müssen eingehalten» werden. Eine Maskenpflicht für Coiffeure gibt es nicht. Dennoch: Ankeshian will die Weisungen des Coiffeur-Verbandes abwarten – dieser arbeitet zurzeit ein Sicherheitskonzept aus.
Beim Coiffeur Caian werden die Kunden wohl während der ganzen Behandlung Masken tragen – so wie die Coiffeusen selber auch. Das nötige Material – bisher Mangelware in der Schweiz – hat sie in China bestellt. 300 Stück. Noch wartet sie auf die Lieferung. Wenn sie nicht rechtzeitig auf die Öffnung kommen, wird die Küsnachterin auf die teurere Alternative aus der Schweiz zurückgreifen. «Da gibt es schon Angebote, aber man bezahlt für fünf Masken 90 Franken oder mehr.»
Respekt vor einer Ansteckung
Angst, dass sie das Coronavirus selber bekommt, hat Ankeshian nicht. Aber Respekt. In ihrer näheren Familie hatte jemand Corona. «Das ganze Programm – mit Intensivstation. » Er sei jetzt wieder gesund, aber die Zeit mit den sorgenvollen Telefonaten sei schwierig gewesen. Eine Wahl hat sie aber nicht: «Wenn wir das Geschäft jetzt nicht öffnen, dann sterben wir Gewerbler nicht an Corona, sondern verhungern einfach», bringt die Coiffeuse es auf den Punkt. Schützen will sie sich und ihre vier Mitarbeiterinnen bestmöglich – das sind zwei Lernende und zwei ausgebildete Coiffeusen. «Ich überlege mir gleitende Arbeitszeiten, also zum Beispiel längere Öffnungszeiten von vielleicht 9 bis 20 Uhr abends, zwei bis drei Mal die Woche.» Auch um zu vermeiden, dass ihre Mitarbeiterinnen in überfüllte Pendlerzüge steigen müssen.
Die Nachfrage nach einem Coiffeurbesuch ist in der Bevölkerung sicherlich gegeben, weiss sie. «Mein Telefon läutet nonstop», sagt Ankeshian. Dieser Umstand dürfte jetzt, nach der jüngst kommunizierten Öffnung des Lockdowns durch den Bundesrat, noch weiter zunehmen.
Auf eine steigende Anfrage nach Masken ist auch die lokale Apotheke Hotz vorbereitet. «Wir haben extra Masken beschafft, damit das Gewerbe für den Ernstfall ausgerüstet ist», sagt Inhaber und Küsnachter Gewerbepräsident Philipp Bretscher. Man habe Hygienemasken sowie auch FFP2-Masken, leider seien sie nur zu hohen Preisen verfügbar. «Wir haben uns nach der Philosophie unseres Geschäfts dafür entschieden, dass wir die Masken in erster Linie für diese Personen beschaffen, welche Bedarf haben.» Die Masken würden zudem kostendeckend, aber nicht mit einer zusätzlichen Marge verkauft.