Der Gemeinderat Küsnacht informierte am Politischen Themenabend über die Erweiterung der Schulanlage Heslibach. Für rund 4,3 Mio. Franken soll das Gebäude um drei Klassenzimmer und um Betreuungsräumen aufgestockt werden.
Mit diesem Umstand steht Küsnacht nicht alleine da: Die bestehenden Schulhäuser und Kindergärten sind der Zunahme der Anzahl Schülerinnen und Schüler nicht mehr gewachsen. Es braucht mehr Schulraum. Konkret im Fall der Quartierschule Heslibach rechnet man mit einem Anstieg um 30 Prozent, also von heute neun auf bis zu zwölf Klassen in den nächsten zehn Jahren, wie Liegenschaftenvorsteher Adrian von Burg (SVP) am Politischen Themenabend im reformierten Gemeindehaus am Montag ausführte. Flankiert von Suzanne Eckert, Mitglied der Schulpflege und der Liegenschaftenkommission, erklärte er den anwesenden Küsnachterinnen und Küsnachtern, warum sie an der kommenden Gemeindeversammlung im Dezember dem Vorhaben zustimmen sollten. Dafür nimmt der Gemeinderat rund 4,3 Mio. Franken in die Hand.
Auffangbecken fürs untere Dorf
Von Burg attestierte allen drei Schulhäusern im «unteren Dorf» einen bereits heute ausgelasteten Schulbetrieb. So ist das Goldbach heute mit acht Klassen laut dem Liegenschaftenvorsteher «voll», so auch das Dorf mit 13 Klassen. «Das Heslibachschulhaus dient als Auffangbecken für das gesamte untere Dorf.» Dabei genüge es nicht nur quantitativ nicht mehr, sondern auch qualitativ. Es gibt Bedarf an abgetrennten Gruppenräumen, weiteren Lernräumen sowie Möglichkeiten für verschiedene Unterrichtsmodelle laut Lehrplan 21. Diese neuwertigen Räume sollen mittels des Projekts mit dem farbigen Namen «fliegendes Klassenzimmer» erreicht werden.
Das in einem anonymen, einstufigen Architekturwettbewerb ermittelte Siegerprojekt sieht vor, das bestehende Schulgebäude an der Mittelfeldstrasse 4 aus dem Jahr 2009 um ein Geschoss aufzustocken. Am Wettbewerb nahmen vier Büros teil.
Es entstehen somit drei autonome und flexible Einheiten mit Klassenzimmern und zugehörigem Betreuungsraum sowie WC-Anlagen. Verwendet wird nur Küsnachter Holz, es gibt eine vollständige Indach-Photovoltaikanlage, sodass das Projekt sämtlichen Nachhaltigkeitsansprüchen gerecht wird. Besonders smart erscheint eine sogenannte Lichtkanone, ein offener Durchgang zwischen den zwei Geschossen, der dafür sorgt, dass viel Tageslicht ins Innere kommt.
Fragerunde
Bei der anschliessenden Fragerunde meldete sich als Erstes eine direkte Anwohnerin des Schulhauses Heslibach. Sie bezeichnete die geplante Aufstockung als «Monsterwand, die da kommt, das sehe ich jetzt, wo die Baugespanne stehen». Das störe sie nicht per se, schliesslich habe sie die Aussicht lange genug geniessen dürfen. «Aber ich schlage vor, dass ein Art-Künstler jene Seitenwand gestaltet, die keine Fenster hat.» Liegenschaftenvorsteher Adrian von Burg nahm diesen Vorschlag wohlwollend entgegen und meinte: «Wir reden noch darüber.»
Harschere Kritik kam vom ehemaligen Gemeinderat und Architekten Urs Esposito (parteilos). Er bemängelte einerseits, dass die Gemeinde den Wettbewerb nicht öffentlich ausgeschrieben hatte. Und andererseits wollte er wissen, wieso das Schulhaus Erb im Dorfzentrum, das vor zwölf Jahren erst gerade saniert wurde, nicht weiter genutzt wird. Auch SVP-Präsident Nicolas Bandle erkundigte sich nach dem Schulhaus Erb und fand, dass «1,5 Mio. für ein Schulzimmer» etwas gar viel Geld seien.
Liegenschaftenvorsteher von Burg erklärte, das Erb sei nur noch als Notreserve gedacht. «Es ist nicht gut erschlossen, es gibt insgesamt wenig Räume – beispielsweise keine Gruppenräume – und der Mehrverkehr hat mit den Nachbarn zu viel Ärger geführt.» Zurzeit wird es an eine private Schule vermietet, der Vertrag lässt sich alle fünf Jahre erneuern.
«Wir wollen Quartierschulen»
Schulpflegerin Suzanne Eckert (FDP) verteidigte sich in der Folge gegen den Vorwurf, dass die Gemeinde bei den Schulhäusern und Kindergärten auf Zentralisierung setze. «Die Schulpflege, wie sie sich 2018 neu zusammensetzte, hat sich klar zu den Quartierschulen bekannt.» Das Schulhaus Erb habe damit nichts zu tun, und Elterntaxis seien kein spezielles Phänomen in Küsnacht, sondern überall ein Problem.
Ein nächster Votant wollte wissen, wieso im Kostenvoranschlag die Honorare der Architekten mit 891 000 Franken vermerkt seien. Laut seinen eigenen Abklärungen bei Fachstellen sei das «sehr hoch». Von Burg verteidigte die 1,5 Mio. Franken pro Schulzimmer, und auch die Gesamtkosten seien vertretbar. Er versprach aber, die Zahlen der Honorare genauer anzuschauen und der Bevölkerung transparent zu machen.
Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP), der den Anlass moderierte, meldete sich ebenfalls zu Wort und meinte: «Lieber plant man konservativ, als dass die Kosten nachher überschritten werden.»
Stimmt die Bevölkerung an der Gemeindeversammlung vom 2. Dezember dem Erweiterungsbau zu, dann könnte im Januar 2025 die Baubewilligung vorliegen; im August 2025 könnten die Provisorien und ein Jahr später dann die neuen Klassenzimmer bezogen werden.
Weitere Themen am Politischen Themenabend
Dreifachturnhalle und Altersprojekt
Noch etwas gedulden müssen sich die Sportfans mit der geplanten neuen Turnhalle, und für die älteren Personen in Küsnacht wird ein neues Mitwirkungsverfahren aufgegleist.
Der Bedarf ist unumstritten: Die Sportvereine in Küsnacht – allen voran der Unihockey-, der Basketball- und der Handballclub – brauchen eine professionelle Halle. Nur schon, um ihre Meisterschaftsspiele austragen zu können. Im Dezember 2022 nahm der Gemeinderat deshalb eine entsprechende Initiative an. In Workshops und unter Einbezug sämtlicher Interessengruppen wurden die Wünsche eruiert. Offen ist nun noch, wo genau die Dreifachhalle hinkommt: Als Sportcluster auf das Gebiet Fallacher, wo heute bereits die Tennisplätze, das Fussballfeld und die Kunsteisbahn sind – oder, als neuer Input der Gemeinde, an den Standort Heslibach. «Für Heslibach spricht, dass die Anlage nahe bei der Schule wäre und am Tag auch von dieser genutzt werden könnte», meinte Liegenschaftenvorsteher Adrian von Burg (SVP), der das Projekt vorstellte. Genau dieser Punkt spricht gegen den Standort Fallacher. Dort stände die Halle tagsüber mehr oder weniger leer. Den Anwesenden war es wichtig, nochmals gesagt zu bekommen, dass die vom ZVV angedachte E‑Bus-Garage auf dem Fallacher als Projekt entkoppelt vom Turnhallenprojekt behandelt wird. Theoretisch hätten beide laut dem vom Gemeinderat erstellten Masterplan Platz auf dem Grundstück Fallacher. Bevor aber der Standort Heslibach nicht vertieft geprüft worden ist, soll das Projekt nicht zur Abstimmung kommen.
Deshalb verschiebt sich die Abstimmung über die Kreditvorlage der Dreifachturnhalle um ein Jahr. Im Dezember 2025 soll die Gemeindeversammlung dann entscheiden; die Inbetriebnahme ist auf das Jahr 2032 in Aussicht gestellt.
Gemeinderätin Susanne Schubiger (GLP), Ressort Gesellschaft, stellte schliesslich ihr neues Projekt «Lokal vernetzt älter werden» vor. «Starke soziale Netzwerke verbessern die Rahmenbedingungen für ein selbstständiges Leben im Alter», meinte sie. Mittels eines Mitwirkungsanlasses im März 2025 soll das Projekt des Kantons, welches bereits in neun anderen Gemeinden erfolgreich läuft, in Küsnacht initiiert werden.(moa.)
Nächste Gemeindeversammlung: Montag, 2. Dezember, 19.30 Uhr, Heslihalle, Küsnacht; Traktanden nebst der Erweiterung der Schulanlage Heslibach sind das Budget 2025, die Schlussabrechnung zum Feuerwehrgebäude und die Kreditbewilligung für die Sanierung des Parkplatzes Zürichstrasse.