60 Jahre lang gibt es die Küsnachter Jahrhefte bereits. Vor wenigen Tagen ist nun das Neuste erschienen – zum Jahr 2020. Wie immer bespickt mit viel Lokalem aus den Bereichen Kunst, Geschichte und Politik – und ein paar «gepfefferten» Worten des Dorfchronisten Alfred Egli.
Die Gründung der «Küsnachter Jahresblätter» (heute Küsnachter Jahrhefte) vor 60 Jahren hat sehr viel mit Küsnachts geistigem Klima um die Mitte des 20. Jahrhunderts zu tun: Im Jahr 1951 erschien die epochale «Geschichte der Gemeinde Küsnacht» aus der Feder des Küsnachter Seminarlehrers Professor Franz Schoch. Dessen opus maximum von 768 Seiten machte wie mit einem gewaltigen Donnerschlag aller Welt klar, «dass Küsnacht eine Geschichte hat» – und was für eine! Das damals zum Leben erweckte Virus der Geschichts-Erforschung liess sich nicht mehr aufhalten: 1955 gründeten patriotisch gesinnte Küsnachter Persönlichkeiten, unter ihnen Gemeindepräsident Eduard Guggenbühl, die Kulturelle Vereinigung Küsnacht. Diese hob ihrerseits 1961 im Sinne einer Weiterführung der Schoch-Chronik die «Jahresblätter» mit 1800 Abonnenten aus der Taufe.
Eine Verbindung zu Amerika
Und nun ist das neuste Jahrheft 2020 da. Es fügt sich gut in die seit 60 Jahren gelebte publizistische Tradition: Hinter der Titelseite mit dem Bild der «Wolepääre», einer entzückenden Frühlingslandschaft im Küsnachterberg, folgen unter dem Stichwort «Kunst in Küsnacht» aus der Feder von Renate Egli und Karl J. Bischofberger gleich die subtilen Porträts zweier Küsnachter Künstler, wie sie kaum verschiedenartiger sein könnten und dennoch dank ihren Beziehungen zu den USA markante Berührungspunkte aufweisen.
Nicht weniger eindrücklich wird es beim aktuellen Schwerpunkt-Thema «Unter Gleichgesinnten», wo der Zoologe Christian Schmidt seine fünf Jahrzehnte überspannenden Safari-Erfahrungen bilderreich Revue passieren lässt, wo Annemarie Schmidt-Pfister das Erlebnis des Gleichgesinntseins anhand einer ärgerlichen Autopanne nachzeichnet und wo anderseits Karl J. Bischofberger davon berichtet, wie er das Glück des Gleichgesinntseins rückblickend in seinen sämtlichen Lebensetappen zu entdecken weiss. Im Zeichen des weiträumigen Titels «Begegnungen» kann Myrtha Frick unter vielversprechenden Titeln wie «Niltal 1962», «Venedig 1970», «Mongolei 1977», «Polen 1979» zum zweitenmal kostbare Einblicke in teils längst versunkene, doch unvergessene Welten hervorzaubern, währenddem die Küsnachter Dieter Imboden und Peter Boesch als Spätgeborene der Frage nachgehen, wie sich ihre Verwandtschaft seit der Geburt der sieben Töchter des im «Twiel» wohnenden Küsnachter Ehepaars Ernst Ulrich und Minna Hanhart-Erzinger ab den 1880er-Jahren bis heute weiterentwickelt hat.
Mit «Salz-und-Pfeffer»-Prisen
Übrigens: Kaum mehr ein Jahrheft im Lande, in dem nicht von Vereinsjubiläen die Rede ist. Alt Verschönerungs-Vereinspräsident Andi Fischer zeichnet in prägnanten Strichen die Entwicklung des einflussreichen, 125 Jahre lang junggebliebenen Vereins nach, derweil alt Gemeinderat Martin Bachmann und Mik Schollenberger den zweiten Teil des Küsnachter SVP-Jahrhunderts in Wort und Bild präsentieren. Der Küsnachter Alfred Egli als Dorfchronist vermittelt in der «Dorfchronik» nicht ohne gelegentliche Salz- und Pfeffer-Prisen ein Bild von den grösseren und kleineren Ereignissen der jüngsten Dorfgeschichte.
In zwölf feinsinnigen Nachrufen gedenkt Renate Egli verstorbener Küsnachterinnen und Küsnachter, die im öffentlichen Gedächtnis weiterleben, und rundet mit Abbildungen von «Blumenzierden im öffentlichen Raum» das Jubiläumsheft 2020 würdevoll ab. (e.)