Der Wald ist dem Küsnachter Andreas Biank Inspiration und Werkstätte zugleich. Er bearbeitet Fundholz mit Gluten, derzeit ist er im Gebiet um den Flughafen unterwegs. Denn er bereitet ein Kunstprojekt für die Flughafenkirche vor.
Es gibt sie, die Kunst, bei der das «Wie» und «Wo» genau so ungewöhnlich sind wie das fixfertige Objekt. Bei den Skulpturen des Bildhauers Andreas Biank ist das so. Er arbeitet unter freiem Himmel im Wald, mit Vorliebe während der Nacht. In der Dunkelheit, erklärt der Küsnachter, fühle er sich eins mit der Natur. Und das grundlegende Element seiner Kunst, das angefachte Feuer, um Glut zu erzeugen, komme so richtig zur Geltung. «Ich packe Schaufel, Blasbalg, Werkzeug zusammen, und los gehts.» Des Künstlers wichtigstes Instrument ist die Glut. Er bearbeitet, sengt und formt damit seine ausgewählten Holzstücke. Und dringt wie ein Köhler vor in tiefe Schichten vom Holz. Er erklärt seine Faszination so: «Im scheinbar Zerstörten ist das Licht zu finden.»
Der Prozess des Bearbeitens kann Tage, Wochen, Monate dauern. Nach getaner Arbeit, vom Russ geschwärzt, tritt er den Heimweg an. «Blicke sind mir gewiss», Schalk überzieht sein Gesicht. «Ich habe mich daran gewöhnt.»
Flughafenkirche wird zur Galerie Andreas Biank ist nun für ein gutes Jahr nicht im Küsnachter Waldgebiet unterwegs, sondern im Naturgelände rund um den Flughafen. Der Bildhauer hat gemeinsam mit den Verantwortlichen der Flughafenkirche das Kunstprojekt aus Feuerkraft initiiert. Monatlich wird eine seiner Skulpturen den Weg in den Andachtsraum des Flughafens finden. Mit der belgisch-kanadischen Künstlerin Horta van Hoye stellte die Flughafenkirche erstmals Kunst aus. «Das Echo war gross», erzählt Seelsorger Stephan Pfenninger. Viele Besucher kamen in die überkonfessionelle Kapelle, um die Werke zu sehen und der Künstlerin bei der Arbeit zuzusehen. Formte sie aus Rollen von ungenutztem Zeitungspapier Figuren, sind die Werke von Andreas Biank Schwergewichte dagegen.
Mit 30 der Kunst abgesagt
Andreas Biank ist 57 Jahre alt. Der in Deutschland Geborene studierte Kunst, widmete sich, wie er sagt, zwar erfolgreich, aber nur halbherzig der Malerei. Mit 30 folgte er einem inneren Impuls, sagte dem Kunstschaffen ab und wandte sich dem Sozialen zu.
Die Schweiz habe ihm die Ausbildung ermöglicht und als Sozialpädagoge arbeitete er über 20 Jahre als Behindertenbetreuer. Durch ein Burnout mit gut 50 fand er zurück, wie er sagt, zu seiner wahren Kunst: «Zum Wald, zum Holz, zum Feuer». Eng, klein und verwinkelt ist des Bildhauers Wohnatelier. Mit Blick über den See. Die Skulpturen sind wohl raumeinnehmend, aber wirken nicht erdrückend. Farbtupfer bringen das Harz zum Leuchten und der Duft nach offener Feuerstelle ist heimelig.
«Küsnacht – meine Heimat»
«In Küsnacht habe ich meine Heimat gefunden.» Gerne hört man dem Andreas Biank zu und trinkt Tee. Derweil geht die Zeit im Nu vorbei. Draussen tobt der Sturm Sabine, kein Wetter, in die «Werkstätte », den Wald, zu gehen. Beim Reden wird klar, mit welcher Konsequenz Biank seinen künstlerischen Weg geht.
Obwohl sich erst zwei Sponsoren für sein Kunstwerk aus Feuerkraft gefunden haben, gibt sich der Bildhauer hoffnungsvoll: «Natürlich sind weitere Sponsoren, die sich von meinem Projekt begeistern lassen, herzlich willkommen.»
Auch wenn er anfangs nie genau wisse, in welche Richtung es mit einer Skulptur gehe, erklärt der Bildhauer, sei das Resultat immer stimmig für ihn. Klar frage er sich immer wieder mal: «Was mache ich eigentlich da?» Und selbstironisch: «So ein verkohltes Holzstück könnte man ja auch im Supermarkt als Grillbrikett kaufen.»
Vielleicht passen die Holzskulpturen nicht in jede Wohnung, aber gut vorstellbar ist, dass sie in Kirchen, in Gärten, an Plätzen, wo sich Menschen verweilen, zum Zentrum werden können. Denn sie strahlen eine Ruhe und Urkraft aus, die sich auf den Betrachter überträgt.