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Die Krux mit der provisorischen Haltestelle und den Parkplätzen

Erstellt von Manuela Moser |
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Kurz vor Redaktionsschluss am Dienstag wurde bekannt: Das Baurekursgericht lässt die Einrichtung der provisorischen Bushaltestelle am Bahnhof Küsnacht unterbrechen. Wir haben dazu Tiefbauvorstand Claudio Durisch befragt.

Er hat sich gewehrt, und er hat vorläufig Recht bekommen: Reinhard Wolf, Anwohner des Parkplatzes Zürichstrasse und somit direkt Betroffener der provisorisch eingerichteten Bushaltestelle (siehe Front-Geschichte). Denn das Baurekursgericht hat am Dienstag einen sofortigen Baustopp verfügt. Dabei haben die Arbeiten für die provisorische Endhaltestelle des Busses 918/919 am Montag erst gerade angefangen: Eine Rampe sollte installiert, kleinere Anpassungen angebracht werden. Daraus wird jetzt vorderhand nichts.

Der Fallstrick: Das Bauvorhaben wurde nicht amtlich ausgeschrieben. Ob das in diesem Fall rechtens war, muss das Baurekursgericht jetzt beurteilen. Das Inte­resse des Küsnachter Anwohners Reinhard Wolf am Tilgen der provisorischen Haltestelle liegt auf der Hand. «Wenn der Bus 5 bis 10 Minuten an der Haltestelle vor der UBS wartet, können die Parkplätze meiner Liegenschaft weder befahren noch verlassen werden», so Wolf. «Das wird sicher von den UBS-Kunden nicht akzeptiert.» Und, wie es im Schreiben seines Anwalts vom Dienstag an die Gemeinde heisst, sei die aktuellen Bausituation unter dem Aspekt der Sicherheit «schlicht unverantwortlich».

Durisch: «Auf Planungssicherheit zu warten, bedeutet Stillstand»

Zum sofortigen Baustopp der provisorischen Haltestelle kann Tiefbauvorsteher Claudio Durisch (parteilos) auf Anfrage noch nichts sagen. Dieser erfolgte ja auch erst kurz vor Redaktionsschluss am Dienstag. Grundsätzlich findet er es aber falsch, die beiden Themen Parkplatzsanierung und Bushaltestelle miteinander zu verknüpfen, wie er im folgenden Interview ausführt.

Claudio Durisch, hält der Gemeinderat am Projekt Parkplatzsanierung Zürichstrasse trotz der Einwände fest, dass die Planungssicherheit für die Parkplatzsanierung fehle, solange die Situation mit der provisorischen Bushaltestelle an gleicher Stelle nicht gegeben ist?

Claudio Durisch: Diese Einwände schiessen am Problem vorbei. Wir haben ein ausgearbeitetes Projekt für den Parkplatz und ein Provisorium für den Bus, das übrigens sehr anspruchsvoll war. Das ausgearbeitete Projekt kann das Provisorium nicht berücksichtigen, ja soll es gar nicht. Auf die geforderte Planungssicherheit für die Vorhaben im Zentrum zu warten, bedeutet Stillstand. Es kann, wenn auch nötig, gar nichts mehr im Zentrum ver­ändert werden, da alles miteinander ­zusammenhängt. Der Parkplatz kann ­unabhängig von der Haltestelle realisiert werden. Einen Zusammenhang herzustellen, ist falsch.

Warum?

Für die definitive Lösung der Bushaltestelle gibt es zwei Grundvarianten. Die erste – und bessere – Variante ist, dass die Haltestelle Küsnacht, Bahnhof wieder seeseitig der Gleise zu liegen kommt. Damit ist das Parkplatzprojekt gar nicht mehr von der Haltestelle betroffen. Würden wir das Parkplatzprojekt nun verzögern, würde dies – aufgrund des Unterbruchs, des Wiederaufstartens und des üblichen Know-how-Verlusts – zu deutlichen Mehrkosten führen. Die zweite Variante mit einer definitiven Haltestelle an der Zürichstrasse wäre mit jahrelangen Rechtsstreitigkeiten anzufechten. Ich gehe aufgrund von Erfahrungen mit fünf bis acht Jahren Verzögerung aus. Auch wenn wir den Rechtsstreit gewinnen sollten, ist die Realisation des Parkplatzprojektes nach solch einer langen Zeit ungewiss, denn in acht Jahren ändern zu viele Normen und Ansprüche an einen solchen Platz.

Sie kritisieren in diesem Zusammenhang auch die SVP, die das Thema im letzten «Küsnachter» aufgebracht hat.

Ja. Einerseits fordert die SVP angepasste, breitere Parkplätze, gleichzeitig sollen keine Parkplätze wegfallen. Und dann zählen sie noch verschiedene Nutzungskategorien auf. Das Problem ist: Einzig die Parkplatzbreite führt zu einem Abbau der Anzahl – etwa 20 –, nicht die drei zusätzlichen behindertengerechten Parkplätze und auch nicht die anderen aufgeführten. Die Aufzählung «ohne behindertengerechte Parkplätze» stufe ich als sehr problematische Haltung ein.

Und Sie rechtfertigen auch die Kosten ...

Es ist ein Zentrumsplatz mit zusätzlichen Anforderungen, sei es bezogen auf die ­Gestaltung für den Aufenthalt, für die Entsorgungsstelle oder die Adressbildung für eine stolze Seegemeinde. Werden diese spezifischen Kosten abgezogen, betragen die Erstellungskosten noch 18 240 Franken pro Parkplatz. Und wenn dann noch die Anzahl mit Normparkplätzen als Vergleich genommen wird, sind wir noch bei 15 120 Franken. Ich bin immer für eine vollständige Kostentransparenz.

Zurück zum Hauptthema: Das Küsnachter Gewerbe findet, der Parkplatz solle unbedingt saniert werden, stellt sich aber kritisch der provisorischen Bushaltestelle gegenüber. Stichwort: gefährlich und der Verkehr kommt zum Erliegen.

Dieser Einwand liegt auch für uns im Fokus, die Sicherheitssituation an der Zürichstrasse wird sehr ernst verfolgt und nötigenfalls greifen wir ein.

Stimmt es, dass die VBZ von der Gemeinde eine halbe Million Franken verlangt haben, falls diese die Endstation des Ortsbusses 918/919 am alten Ort bei der Post hätte belassen wollen?

Der ZVV bestimmt den finanziellen Rahmen, welcher für die Buslinien zur Verfügung stehen. Die VBZ haben nach Intervention der Gemeinde Küsnacht eine Lösung gesucht, in diesem Rahmen die Buslinie 918 und die alte Linienführung der Linie 916 beizubehalten. Eine der vorgestellten Varianten der VBZ war die Selbstfinanzierung der Buslinie 918 durch die Gemeinde. Das ist grundsätzlich eine Möglichkeit, wir wurden nicht mit rund 500 000 Franken «erpresst». Wir haben diese Variante aber auch aus Kostenüberlegungen verworfen.

Die Bevölkerung konnte nie mitbestimmten, wo die neue Haltestelle hinkommen soll.

Die Bevölkerung wurde von Hochbauvorsteher Gauthier Rüegg bereits am politischen Themenabend im November 2023 zu den Plänen der VBZ im Rahmen des Fahrplanverfahrens 2025/26 informiert. Anschliessend folgte die öffentliche Auflage, in der die Bevölkerung und die Gemeinde angehört wurde. Dies stiess bekanntlich auf grosses Echo. Nach Intervention des Gemeinderates wurde auf die geplante Anpassung der Linie 916 und die Aufhebung der Linie 918 verzichtet. Die angepasste Fahrplanänderung wurde im Sommer beschlossen, die Bushaltestelle muss am 15. Dezember eingerichtet sein. Eine Mitwirkung ist bei einer solch kurzen Umsetzungsfrist ausgeschlossen, die Haltestelle und die Linienführung müssen geplant, die Arbeiten ausgeschrieben, die mobilen Elemente bestellt und die Arbeiten umgesetzt werden. Dass eine neue Haltestelle deshalb als Provisorium geplant wird, ist demnach durchaus üblich. Testregime ist eine falsche Bezeichnung dafür.

Das Provisorium läuft ab 15. Dezember, wie lange?

Ein Fahrplanwechsel ist alle zwei Jahre möglich. Die definitive Lösung müssen wir im nächsten Jahr erarbeiten, damit sie in das nächste Fahrplanverfahren einfliesst.

Stimmt es, dass wegen der neuen Haltestelle an der ­Zürichstrasse zwei Bäume gefällt werden müssen?

Nein, die Bäume werden nicht gefällt. Es müssen zwei Rabatten zurückgebaut werden und die oberen vier Parkplätze an der Rosenstrasse werden aufgehoben. An der Zürichstrasse gibt es die Markierung für den Bus, die mobilen Elemente für die erhöhte Einstiegskante und einen Zaun entlang der Böschung. Alles Arbeiten, welche innert kurzer Zeit ausgeführt und zurückgebaut werden können.

Anwohner Reinhard Wolf geht mit einem Anwalt gegen die Haltestelle vor, weil er unter anderem bemängelt, dass seine Parkplätze vor der UBS, vis‑a‑vis der provisorischen Haltestelle, wegen der langen Wartezeit des Busses an der Endstation nicht mehr uneingeschränkt benutzbar sind. Dabei hatte man ihm damals die fünf Parkplätze bewilligt.

Dazu kann ich innerhalb einer Nacht keine Auskunft geben, das ist ein Thema bei Hochbau und Planung.

Die Apotheke Hotz an derselben Strasse wird gleichzeitig umgebaut – wird das die Verkehrsbehinderung verschärfen?

Eine Baustellenanlieferung führt in der Regel zu einem punktuellen Mehrverkehr mit Lastwagen, diese ist aber zeitlich begrenzt. Eine Verkehrsregelung wird aber geprüft.

Zuletzt: Ist man eigentlich einen Schritt weiter bei der Debatte um die Haltestelle Zentrum beim Coop? Dort haben die Ortsbusse vorher gehalten, aber sie sind – Stand jetzt – anscheinend nicht behindertengerecht auszubauen.

Die Haltestelle beim Coop wäre für uns weiterhin die priorisierte Lösung für den Bus, es liegt uns aktuell aber keine technisch machbare Variante vor.