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Die Lernenden finden ein offenes Ohr

Erstellt von Karin Steiner |
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Auch an der Goldküste bekommen junge Menschen die Chance, einen Handwerksberuf zu erlernen. Im Herzen von Herrliberg bildet der über 100-jährige Familienbetrieb Frei Metallbau Lernende aus, und das mit grossem Erfolg, wie die Abschlusszeugnisse zeigen.

Karin Steiner

Eine kleine Ausstellung im Pausenraum der Frei Metallbau zeugt von der geschichtsträchtigen Vergangenheit des Familienbetriebs. Hier sind Esse, Amboss, Zangen und Hufeisen zu bestaunen, mit denen Firmengründer Ernst Frei I. 1920 als Huf- und Wagenschmied sich niedergelassen hatte. Inzwischen leitet Fabian Frei in vierter Generation das Familienunternehmen, das während der über hundertjährigen Geschichte stetig gewachsen ist und heute 25 Arbeitnehmende beschäftigt. Sieben davon sind Lernende, die auf verschiedenen Leistungsstufen hier ihre Lehre machen.

Drei Ausbildungsmöglichkeiten

«Die Ausbildung junger Berufsleute ist uns sehr wichtig», sagt Projekt- und Produktionsleiter Ivan Kozina, der für die Lehrlinge zuständig ist. «Wir wollen allen eine Chance geben und achten bei der Auswahl weder auf die Herkunft noch auf die Schulnoten. Wichtig sind mir bei der Begutachtung der Schulzeugnisse die Bereiche, bei denen es um ihren Einsatz, ihr Verhalten und ihre Teilnahme am Schulunterricht geht.»

Bei der Frei Metallbau werden drei Ausbildungen angeboten. Die Ausbildung Metallbauer/-bauerin EBA dauert zwei Jahre und ist quasi eine Anlehre, die es ermöglicht, einfache Arbeiten in der Werkstatt oder auf der Baustelle auszuführen. Die vierjährige Lehre als Metallbauer/-bauerin EFZ ist anspruchsvoller. Diese Berufsleute stellen in der Werkstatt Metallteile nach Mass her und sorgen auf den Baustellen für den sicheren Einbau. Das Spektrum reicht von Fenstern und Türen über Pergolen und Gittertore bis zu Treppen und Brücken. Dafür, dass die Kundenwünsche exakt geplant werden, sind die Metallbaukonstrukteure und -konstrukteurinnen zuständig. Ihr Arbeitswerkzeug ist der Computer, auf dem sie die Baupläne zeichnen und erstellen. Die Frei Metallbau bildet Lernende auf ­allen drei Ausbildungsstufen aus. Ihr Wunsch ist es, dass die jungen Berufsleute auch nach der Lehre der Firma ein paar Jahre treu bleiben.

Ein familiäres Umfeld

Frei Metallbau ist es wichtig, dass sich die Lernenden im Betrieb wohlfühlen und wissen, dass ihre Anliegen jederzeit ein offenes Ohr finden. Der Lehrlingsbetreuer steht regelmässig in Kontakt zur Berufsschule und zu den Eltern. Bei schulischen Schwierigkeiten arbeitet er auch während der Arbeitszeit mit den Jugendlichen an den Aufgaben. Entsprechend stolz ist er auf die Resultate der Lehrabschlussprüfungen: Nicht selten sind «seine» Lernenden unter den Besten des ganzen Kantons. 

Wichtig ist es, die Jugendlichen zu motivieren und ihre Freude am Beruf zu fördern. Wenn ein Fehler passiert, kann man darauf herumreiten oder man kann mit dem Lernenden zusammen schauen, wie man es künftig besser machen könnte, lautet die Devise. Die sieben Lernenden, darunter auch drei Frauen, fühlen sich bei der Frei Metallbau jedenfalls wohl. «Mir gefällt die Vielseitigkeit in diesem Beruf», sagt zum Beispiel Milad Ehsani. Und Mustafa Lendrit, ein Lehrling im ersten Lehrjahr, ergänzt: «Wenn ich etwas brauche, wird mir immer geholfen.» Allegra Frei, Tochter von Geschäftsführer Fabian Frei, schätzt die gute Zusammenarbeit im Team. «Auch die Lernenden unterstützen sich gegenseitig. Die Türen sind immer offen für alle.» 

Aktiv Nachwuchs suchen

Jedes Jahr schliessen bis drei Lernende der Frei Metallbau ihre Ausbildung ab. Um Nachwuchs zu finden, lädt der Betrieb jeweils im Januar Sekundarschulklassen ein, zeigt ihnen die Abläufe und die vielfältigen Aufgaben, die auf die Berufsleute warten. Danach können sich Interessierte auf dem Berufsbildungsportal yousty.ch für eine Schnupperlehre bewerben. Auch dieses Jahr haben sich bereits viele angemeldet –  darunter erfreulicherweise ein paar Mädchen. Bei der Frei Metallbau haben auch Jugendliche mit einer Behinderung eine Chance. Und als Swiss- Olympic-zertifizierter Ausbildungsbetrieb trägt die Firma dazu bei, dass Jugendliche Leistungssport und Berufslehre unter einen Hut bringen können.


Lehrstellenförderung: Im Einsatz für den Nachwuchs

Für Regula Hunziker von der Lehrstellenförderung Bezirk Meilen ist die Firma Frei Metallbau ein Vorzeigebetrieb, der auch andere Firmen dazu ermutigen soll, sich für den Nachwuchs zu engagieren. Die Lehrstellenförderung Bezirk Meilen wird von den Gemeinden Stäfa, Meilen, Männedorf, Herrliberg, Erlenbach und Küsnacht finanziert und hat zum Ziel, Arbeitgebende in der Schaffung und im Erhalt von Lehrstellen zu unterstützen. Mit einem breiten Lehrstellenangebot soll der Nachwuchs gefördert und eine breite Ausbildungspalette geboten werden. Seit 2007 hat die Lehrstellenförderung des Bezirks Meilen über 160 neue Lehrstellen geschaffen. Aktuell wird der Schwerpunkt auf Lehrstellen in den Fachkräftemangel-Branchen gelegt und sollen zweijährige Berufslehren gefördert werden.