An der Urnenwahl vom 13. Juni wurde Stina Schwarzenbach von der Mehrheit der reformierten Erlenbacher Bevölkerung als Pfarrerin gewählt. In den letzten zwei Jahren hat sie sich mit viel Engagement und Leidenschaft für die Kirchgemeinde eingesetzt.
Die frisch gewählte Stina Schwarzenbach (47) hat bei den Erlenbacherinnen und Erlenbachern einen Stein im Brett. 764 reformierte Stimmberechtigte haben sie gewählt, bei einer Stimmbeteiligung von fast 54 Prozent. «Ich freue mich sehr über das Resultat», so die vierfache Mutter. In der Seegemeinde fühle sie sich willkommen und geschätzt. Auch die starke Zusammenarbeit mit Kirchgemeinden wie Küsnacht, Herrliberg, Zollikon und Zumikon finde sie toll. Das Pfarramt in Erlenbach teilt sich die studierte Germanistin und Theologin mit dem 2018 verunfallten Andreas Cabalzar. «In meiner Arbeit ändert sich wenig, ausser, dass ich jetzt offiziell als Pfarrerin gewählt bin», sagt Schwarzenbach. Als sie vor etwas mehr als zwei Jahren für Cabalzar als Pfarrerin eingesprungen ist, war man sehr froh, dass man einen so schnellen und unkomplizierten Ersatz gefunden hat. «Ich habe viel Dankbarkeit verspürt», sagt sie.
Der Pfarrberuf und das Wohnen
Vor ihrer Zeit in Erlenbach arbeitete Schwarzenbach unter anderem fünf Jahre lang als Pfarrerin in Zürich-Enge sowie rund zweieinhalb Jahre in der Gemeinde Maur, wo sie mit ihrer Familie im Pfarrhaus wohnte. Doch diese Wohnsituation sei nicht das Richtige für sie gewesen. «Wir sind Städter. Maur war uns einfach zu klein», so Schwarzenbach. Auch das Leben im Pfarrhaus, welches in Maur vorgeschrieben war, entsprach ihr nicht. Einerseits war die räumliche Einheit von Arbeit und Privatleben schwierig umzusetzen mit den Kindern, andererseits war es von der Lage her zu einsam für sie.
Seit gut drei Jahren nun wohnen Stina Schwarzenbach, ihr Mann und ihre vier Kinder wieder in Zürich, in einer Wohnung in Fluntern am Zürichberg. «In Zürich treffe ich regelmässig Leute im Quartier an, was ich sehr mag», so die 47-Jährige. Das Leben auf dem Land habe sie als anonymer erlebt. Sie ist drum froh, dass dieses Thema in Erlenbach unkompliziert gehandhabt wird. Laut der revidierten Kirchenordnung des Kantons Zürich muss nur noch eine Person des Pfarrteams in der Gemeinde wohnhaft sein. Ihr Kollege Andreas Cabalzar erfüllt diese Bedingung. Die Pfarrerin weiss zudem aus mehrjähriger eigener Erfahrung, dass eine Trennung von Wohn- und Arbeitsort, wie sie für die meisten Leute eine Realität ist, auch für den Pfarrberuf kein Problem darstellt.
Musik von Bedeutung
Schwarzenbach ist in einer reformierten Familie in Meilen aufgewachsen. «Die Kirche gehörte zu unserem Leben einfach selbstverständlich dazu, auf eine unkomplizierte Art», erzählt sie. In die Kirche gegangen sei man regelmässig, aber nicht jeden Sonntag. Irgendwie habe sie einfach schon immer ein tiefes Vertrauen gehabt zu Gott. Als Kind sang sie im Kinder- und später im Jugendchor der Kantorei Meilen. «Meine Liebe zur Kirche kam wegen der Musik», sagt sie. Diese habe sie ein Leben lang begleitet, der Wunsch, Pfarrerin zu werden, sei später entstanden.
Schwarzenbach studierte Germanistik und promovierte darin. Danach unterrichtete sie und sammelte Arbeitserfahrungen in der PR-Branche und bei einer Versicherung. Doch die klassische Arbeitswelt habe ihr nicht das gegeben, wonach sie gesucht habe. Sie wollte einen «intellektuellen Beruf», in welchem sie aber auch Kontakt mit Menschen habe. «Als mein Mann und ich 2003 heirateten, traute uns eine alte Freundin, die inzwischen Pfarrerin geworden war», so Schwarzenbach. Dies habe sie auf die Idee gebracht, dieser Beruf könnte auch etwas für sie selbst sein. Danach absolvierte sie ein Theologiestudium und wurde 2010 als Pfarrerin ordiniert. «Ich bin angekommen und liebe meinen Beruf.»