Die Casa del Mas bringt ihre Zitrusfrüchte von Spanien nach Küsnacht. Die Nachfrage ist seit Ausbruch der Pandemie besonders hoch. Geschäftsführer Boris Jost gibt Einblicke in das Erfolgsrezept hinter dem traditionsreichen Familienunternehmen.
Das Bewusstsein für Gesundheit ist bei den Menschen seit der Pandemie höher als je zuvor. Vom korrekten Händewaschen bis zum Desinfizieren des eigenen Smartphones haben sich bei vielen neue Routinen in den Alltag geschlichen. Ebenso spielt die Ernährung eine wichtige Rolle.
Das merkte auch Boris Jost, Geschäftsführer eines Familienunternehmens namens Casa del Mas. Von seiner Plantage in Spanien in Canals, einer Provinz in Valencia, liefert er zahlreiche Zitrusfruchtsorten direkt nach Küsnacht. Die Nachfrage nach den Vitamin C spendenden Agrumen sei generell massiv angestiegen. «Normalerweise enden unsere Lieferungen gegen Ende März. Dieses Jahr werden wir aber wohl vorher schon fertig sein», so Jost.
Selbst ohne Pandemie steige die Beliebtheit seiner Orangen, Grapefruits, Clementinen und Zitronen mit jedem Jahr. Ein besonderes Erfolgsrezept gebe es aber nicht: «Wir machen das, was mein Urgrossvater schon gemacht hat. Das ist alles», sagt Jost. Wirft man einen genaueren Blick auf die Arbeitsweise des Familienunternehmens, wird schnell klar, dass viele kleine Faktoren zum Erfolg führen.
Direktvertrieb als Erfolgsmodell
Die Früchte der Casa del Mas sind, wenn sie in Küsnacht angekommen sind, nicht älter als zwei Tage. Denn es handelt sich hierbei um einen Direktvertrieb. Zwischenhändler gibt es keine. Damit ist der Weg der Zitrusfrüchte kurz und simpel zusammengefasst: Auf der spanischen Plantage werden die Früchte angebaut und, sobald sie reif sind, geerntet, sortiert und abgepackt. Über Nacht bringt ein Transportunternehmen die Früchte mit dem LKW in die Schweiz. Boris Jost: «Wichtig ist, dass wir jedes Jahr bis Ende November warten, damit die Früchte erntereif sind. Wir verwenden keine neuen Sorten, die zwar früher geerntet werden können, geschmacklich aber weniger interessant sind als die traditionellen Navel-Orangen.»
Das Warten scheint die Kunden in der Schweiz nicht zu stören. Pro Woche lädt Jost an fast jedem zweiten Tag einen Sattelschlepper voller Früchte ab. Denn den Küsnachterinnen und Küsnachtern ist bekannt, dass sich die Zitrusfrüchte wie am laufenden Band verkaufen. Massenbestellungen sind dabei keine Seltenheit. «Es kommt oft vor, dass jemand gleich 20 Kisten auf einmal bestellt, diese abholt und dann im Quartier weitergibt», erklärt Jost.
Bio, als es noch kein Biosiegel gab
Angefangen hat alles im Jahr 1929, als Josts Urgrossvater Ernst Baumann in der valencianischen Provinz 50 Hektar Land erwarb. Der Küsnachter Geschäftsmann war in der Wollen- und Lederindustrie tätig und hatte eigentlich nur als Hobby-Bauer begonnen. Als er die ersten Erträge nach Küsnacht brachte und seinen Geschäftskollegen und Freunden als Geschenk vermachte, wurde klar, dass es beim Hobby nicht bleiben würde.
Von Anbeginn verzichtete Baumann auf chemische Substanzen wie Pestizide und Herbizide. Auch der Kompost wurde selbst hergestellt. Eigens dafür liess Baumann einen Stall bauen, um den Mist aus erster Hand zu haben.
Bis heute arbeiten auf der Plantage Leute von den angrenzenden Dörfern. Boris Jost: «Die Tradition aufrechtzuerhalten, ist es wert. Ältere Bewohner erinnern sich noch gerne an die Anfänge zurück und kannten meinen Urgrossvater sogar persönlich», sagt er.
Heute ist die Casa del Mas nicht nur eine Plantage, sondern auch ein Ort, an dem man Ferien machen kann. «Das alte Farmhaus stand zuerst lange leer, da haben wir einen Teil in Ferienwohnungen umgebaut», sagt Jost und fügt an: «Mehrere Kunden haben vor einigen Jahren gewünscht, selbst zu sehen, wie unsere Orangen und Grapefruits hergestellt werden. Damit ist eine weitere Idee geboren.»
Das grosse Bewässerungsbecken, das damals als Wasserspeicher funktionierte, wurde in einen Naturpool umfunktioniert und die Inneneinrichtung auf die gängigen Standards von Ferienhäusern gebracht. Interessierte können eine Führung durch die Plantage buchen. Mit bunten Zitrusfrüchten ist aber zur Feriensaison nicht zu rechnen, da diese für gewöhnlich nach Abschluss der Ernte startet, so Jost. «Das stört unsere Gäste aber nicht. Denn so oder so kriegen sie einen Blick hinter die Kulissen.»