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«Dienerhaus» ist sanierungsbedürftig

Erstellt von Dennis Baumann |
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Der Gemeinderat Erlenbach informierte die Bevölkerung über den maroden Zustand des «Dienerhauses» an der Bahnhofstrasse 18. Am 13. Juni entscheiden die Stimmberechtigten an der Urne über eine Sanierung des historischen Gebäudes.

Die Aussenfassade bröckelt und auch die Innenräume sind im entsprechenden Zustand. Die Liegenschaft an der Bahnhofstrasse 18 in Erlenbach, auch bekannt als «Dienerhaus», bedürfe einer Renovation. Dieser Ansicht ist der Gemeinderat. An einem Informationsanlass in der Sporthalle Allmendli stellte er der Bevölkerung das Sanierungsvorhaben zum über 100-jährigen Gebäude vor. Kostenpunkt: rund 5,3 Millionen Franken. «Ich begrüsse sie herzlich zum heutigen Infoanlass, dieses Mal endlich wieder in Person», hiess Gemeindepräsident ­Sascha Patak (FDP) die rund 50 Erlenbacherinnen und Erlenbacher willkommen. Es ist die erste Liveveranstaltung der Gemeinde seit Monaten und das gleich zu einem historischen Thema.

Konkrete Nutzung ist noch unklar

Das seit 1896 neben dem Bahnhof stehende «Dienerhaus» wurde seit Erbauung durch Jean Diener, dem ersten Nutzer und Namensgeber des Gebäudes, nicht renoviert. Der Kauf der Liegenschaft durch die Gemeinde im Jahr 1980 hat ebenso bis zum heutigen Zeitpunkt zu keiner Erneuerung des Bauwerks geführt. Das soll sich nun ändern, sagte Peter ­Keller, CVP-Gemeinderat und Liegenschaftsvorsteher. Er präsentierte der Bevölkerung das Sanierungsvorhaben. Nach wie vor soll das zweiteilige Gebäude in Ökonomietrakt und Wohntrakt unterteilt bleiben. Heute wird der Gewerbetrakt von der Brockenstube des Frauenvereins Erlenbach genutzt. Ob nach der Sanierung der Aussenfassade und der Innenräume die Brockenstube wieder einziehen kann, stehe noch offen, sagte Liegenschaftsvorsteher Peter Keller: «Wir können nichts versprechen. Intern suchen wir aber nach Lösungen, damit das Brockenhaus weiterhin erhalten bleibt.»

Daher ist es wahrscheinlich, dass anderes Gewerbe einziehen wird. Dienstleistungsbetriebe, Büros oder Ateliers könnten dort Platz finden. Zudem will der Gemeinderat den Ökonomietrakt behindertengerecht gestalten. Dazu soll vom Untergeschoss bis ins Obergeschoss ein Lift eingebaut werden. Auch im Wohntrakt werden die aktuellen Nutzer wohl weichen müssen. Zurzeit dient dieser als Asylunterkunft. Dort sollen neue Wohnungen entstehen. Asylsuchende in Erlenbach werden dann an einem anderen Ort untergebracht. Luxuswohnungen können aufgrund der Richtlinien des Denkmalschutzes keinen Einzug finden. «Wir reden hier von mittelklassigen Wohnungen, die aber immer noch schön sind», so Keller. Weiter soll auch das Untergeschoss saniert werden. Die Luftfeuchtigkeit hat die Stahlträger des Fundaments über die Zeit hinweg beschädigt. Aktuell wird der Keller als Lagerraum genutzt. Unter anderem vom Segelverein, der seine Schiffe über den Winter dort abstellt und vom Strassendienst, der dort schweres Gerät lagert. Erneut lässt der Gemeinderat offen, wer in Zukunft den Keller verwenden wird.

Historisches Gebäude prägt Ort

Von Seiten der anwesenden Erlenbacher­innen und Erlenbacher erhielt das Renovationsprojekt Zuspruch. Neben vielen Detailfragen gab es aber doch noch etwas Kritik. Ein Erlenbacher etwa fragte sich, welchen Ertrag man sich aus der Sanierung erhoffe. Zumal die Investitions­kosten über 5,3 Millionen Franken hoch seien und solche Projekte oftmals teurer ausfallen als budgetiert.Konkrete Zahlen zu Mieterträgen könne man noch nicht definieren, sagte Gemeindepräsident Patak: «Die Mieterträge werden die laufenden Betriebskosten zumindest decken. Doch geht es hier mehr darum, ein historisches Gebäude zu wahren. Unsere Gemeinde darf sich auch etwas Schönes leisten.» Nicht zuletzt aufgrund des ortsprägenden Charakters sei das «Dienerhaus» schützenswert. Zudem wies Patak darauf hin, dass in den ­­5,3 Millionen Franken die Kosten für Unvorhergesehenes bereits einkalkuliert seien.Ob das Renovationsprojekt umgesetzt wird, entscheiden die Erlenbacherinnen und Erlenbacher am 13. Juni an der Urne. Sollte die Stimmbevölkerung Ja sagen, ist mit dem Sanierungsbeginn frühestens im Jahr 2023 zu rechnen.