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Ein Chorleiter auf Spendensuche

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Die vergangenen Monate waren insbesondere für freischaffende Musiker besonders schwierig. Der Küsnachter Chorleiter Grégoire May will mit einem Benefizkonzert seine Musikerkollegen finanziell unterstützen.

Ob in den Theatern, Konzerthallen oder Kinos, der rote Vorhang blieb über zwei Monate lang zu. Wer in den Genuss von Kunst und Kultur kommen wollte, musste sich mit Videos und Streams im Internet abfinden.

Künstler, insbesondere Musikerinnen und Musiker, die im Netz auftraten, haben sich auf diese Weise für die Bühne fit gehalten. Der finanzielle Schaden sei trotzdem zu spüren, sagt der Küsnachter Grégoire May. Er ist freischaffender Chorleiter und Chorsänger. «Der Bund hat zwar auch Kunst- und Kulturschaffenden eine Finanzspritze zugesprochen. Damit längerfristig überleben zu können, ist aber unrealistisch», so May.

Prekäre Situation für Musiker

Für abgesagte Konzerte, die vor Oktober hätten stattfinden sollen, gibt es für gebuchte Musiker eine finanzielle Entschädigung vom Bund. Die fixen Lebenskosten können jedoch kaum gedeckt werden. Denn es gibt nach wie vor fast keine Anlässe, an denen freischaffende Musiker auftreten können. Dieser Zustand dürfte länger anhalten. Nach der überstandenen akuten Corona-Krise befürchtet May, dass gerade dort, wo ohnehin schon weniger Geld vorhanden ist, wie bei Konzertveranstaltungen, in Zukunft gespart werden muss.

Zwar wird die Mehrheit aller Konzerte nach hinten verschoben. Sobald jene Konzerte aber wieder stattfinden können, seien Neubuchungen entsprechend überflüssig, erklärt May. Der finanzielle Schaden aus der Corona-Krise bleibt also. «Der Einkommensrückgang wird für selbstständige Musikerinnen und Musiker auf Monate hinaus substanziell sein und bleiben», befürchtet der Küsnachter.

Gemeinsam wieder singen

Um der Welt der Livemusik wieder Leben einzuhauchen und seinen freischaffenden Musikerkolleginnen und Kollegen finanziell unter die Arme zu greifen, hat May ein neues Chorensemble auf die Beine gestellt. Das Vokalensemble C. F. Meyer besteht aus 16 professionellen Chorsängerinnen und -sängern mit Grégoire May als Chorleiter.

Auf die Idee gekommen ist May dank einer Chorleiterin, die ihn bereits im Mai für ein ähnliches Projekt angefragt hatte. Damals musste man aufgrund der akuten Lage vom Livekonzert auf die Publikation von Videoaufnahmen ausweichen. Benannt hat May das Ensemble nach dem Zürcher Dichter und Autor Conrad Ferdinand Meyer.

Durch gemeinsames Musizieren im Hinterzimmer ist den Musikern natürlich noch nicht geholfen. May hat das Ensemble gegründet, um selbst ein Konzert veranstalten zu können. Die Chorsängerinnen und -sänger zusammenzutrommeln, sei dabei noch das Einfachste gewesen an der Organisation. «Als freischaffender Chorleiter bin ich viel unterwegs. Auf dem Weg lernt man viele begabte Musiker kennen», so der 28-jährige Küsnachter.

May hat schon einen Grossteil in die Wege leiten können. Denn die Zeit drängt: Am 11. Juli soll in der reformierten Kirche Küsnacht das Chorkonzert stattfinden. Das Programm ist schon bekannt. Die Sängerinnen und Sänger studieren ihre Stücke bereits selbstständig ein.

Bei der Zusammenstellung des Programms entschied sich der Chorleiter dazu, dass jedes Stück aus einem anderen europäischen Land stammen soll. Dabei kommt die Vielfalt an europäischer Chormusik zum Vorschein. Auf der anderen Seite will May symbolisieren, wie die Coronakrise auch das Kulturleben im Ausland betroffen hat.

Konzert ist abhängig von Spenden

Auch wenn vieles geplant ist, steht die grösste Herausforderung dem Vokalensemble erst noch bevor. Nur durch Spenden lässt sich das Konzert umsetzen. Sowohl May als auch alle involvierten Musikerinnen und Musiker versuchen, mit ihrer Reichweite Geld zu sammeln. Die Zielsumme: 15 000 Franken. Die Deadline: der 1. Juli. Nur dann kann das Konzert stattfinden. Sollte die Summe nicht erreicht werden, würden die bisherigen Spenden wieder zurückbezahlt werden. Werbung, Notenblätter und Räume sind bereits ohne Gönnerinnen und Gönner finanziert. Die Spendengelder sollen lediglich die Gagen für die Chorsängerinnen und -sänger decken. «Ich hoffe vor allem auf viele, aber dafür kleine Spendenbeträge. Ich bin zuversichtlich, immerhin ist das Kulturleben über Monate hinweg ausgeblieben», sagt May.

Eine weitere Unsicherheit besteht bezüglich Publikum. May kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht versprechen, dass er mit seinem Ensemble ein Publikum empfangen darf. Eine Videoaufnahme vom Konzert an alle Gönner wäre dann die Alternative.

Die neuen Lockerungen des Bundesrats machen jedoch grosse Hoffnung auf ein Stattfinden mit Livepublikum. Veranstaltungen mit bis zu 1000 Personen sind wieder erlaubt. Wer sich am Projekt beteiligt, hat bei der Reservation für einen Sitzplatz beim Konzert Vorrang. (Dennis Baumann) 

Spendenkonto: Raiffeisen rechter Zürichsee, CH07 8080 8004 3688 9608 0, Grégoire Jan May, 8700 Küsnacht, Infos unter: www.vokalensemblecfmeyer.com