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«Ein Gefühl von Zugehörigkeit vermitteln»

Erstellt von Manuela Moser |
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Die reformierte Kirche in Küsnacht sucht Freiwillige für ihr neues Projekt Vabene. Dabei sollen ältere Menschen besucht sowie Menschlichkeit und ­Fürsorge in der Gemeinde gestärkt werden. Sozialdiakonin Sandra Stylianou-Osterwalder hofft auch, dass sich jüngere Menschen und Männer melden.

Den Besuchsdienst Vabene gibt es bereits in rund 40 Gemeinden, neu soll er auch in Küsnacht ins Leben gerufen werden. Was steckt hinter der Idee ?

Sandra Stylianou-Osterwalder: Vabene wurde im Jahr 2012 von der Reformierten Zürcher Landeskirche in Kooperation mit dem Institut Neumünster und dem Altstadtarzt Dr. Wettstein ins Leben gerufen. Ursprünglich hiess es «Vabene – besser leben zu Hause» und war ein Besuchsangebot für betagte Menschen, die zu Hause lebten. Seit 2018 heisst das Angebot «Vabene – besuchen begegnen begleiten» und berücksichtigt zusätzlich Menschen in Altersinstitutionen und Pflegezentren, die gerne mehr Kontakte pflegen.

Gibt es dafür einen Bedarf?

Ja. Im Alter wird das Beziehungsnetz, der Kreis an sozialen Kontakten, immer kleiner. Menschen erleben, dass nahe Bezugspersonen, Partner und Freundinnen krank werden, sterben oder wegziehen. Auch das Verlassen der eigenen Wohnung wird zunehmend mühsamer, wenn die Mobilität aus gesundheitlichen Gründen eingeschränkter wird. So nehmen viele weniger am gesellschaftlichen Leben teil und vereinsamen.

Was dürfen diese Menschen vom Besuchsdienst Vabene erwarten?

Sie dürfen sich keinen Ersatz für ein professionelles Angebot vorstellen. Die Besuchenden sind Freiwillige. Diese werden von uns in einer Kursreihe für das Besuchen geschult. So ausgebildet, ermöglichen sie Kontakte und Beziehungen. Diese sind sehr wichtig. Der Bezug zu anderen Menschen trägt zu unserem Wohlbefinden bei. Menschen sind in jedem Alter auf andere Menschen angewiesen, mal mehr, mal weniger.

Was können Besuchende dabei leisten?

Die Besuchenden vermitteln den betagten Menschen ein Gefühl von Zugehörigkeit, Teilhabe und Würde. So können auch soziale Fähigkeiten aufrechterhalten werden. Der Dienst sorgt auch dafür, dass hilfreiche Hinweise an ältere Menschen gelangen und sie damit notwendige Unterstützung erhalten.

Sie suchen zurzeit noch Freiwillige, die sich für die Besuchsdienste zur Verfügung stellen. Wer soll sich melden?

Besuchende brauchen Offenheit und ein gewisses Mass an freier Zeit, welche sie ­dafür einsetzen wollen. Vorausgesetzt wird eine Fähigkeit zur Empathie, ein Verständnis für ältere Menschen und ein grundsätzliches Interesse an Menschen und ihren Lebensumständen im Alter. Erwünscht sind insbesondere auch jüngere Menschen und auch Männer. Gerade jüngere Menschen und Männer fehlen oft im Besuchsdienst, sind aber sehr gefragt. Melden darf man sich direkt bei mir.

Sie bieten den Freiwilligen eine Ausbildung. Angeboten wird eine sechsteilige Vortragsreihe ab dem 24. Oktober. Was lernen die Teilnehmenden dabei?

Die sechs Abende vermitteln die wichtigsten Einsichten einer gerontologischen Basisausbildung. Die Reihe bietet eine hilfreiche Kombination aus theoretischem Wissen und praktischen Fähigkeiten, die für Freiwillige im Bereich Besuchsdienst unerlässlich sind. Dieser Kurs ist nützlich für den Umgang mit betagten Menschen, aber auch im Umgang mit dem eigenen Altern zu empfehlen. Die Themen sind unter anderem Altersbilder und deren Einfluss auf unser Selbstverständnis und die Gesellschaft, Veränderungen in sozialen Beziehungen im Alter, ethische Fragen im Zusammenhang mit dem Altern, Umgang mit Menschen mit Gedächtniseinschränkungen, praktische Anleitungen für gelingende Besuche, Spiritualität im Alter sowie medizinisch-pflegerische Aspekte des Alterns.

Mit im Boot ist nebst der Reformierten Kirche auch die Gesundheitsnetz Küsnacht AG, aber nicht die Katholische Kirche Küsnacht. Warum machen die ­Katholiken nicht mit?

Die Katholische Kirche hat bereits einen eigenen Besuchsdienst und macht Besuche bei Geburtstagen und Jubiläen.

Sind Sie erwartungsvoll beziehungsweise was hören Sie von andern Gemeinden, die Vabene bereits ins Leben gerufen haben?

Vabene gibt es in allen Bezirken des Kantons Zürich, auch in unseren Nachbargemeinden Zollikon und Erlenbach. Mit Erlenbach sind wir in engem Kontakt. Zum einen, weil wir unsere jährlichen Seniorenferien zusammen organisieren und durchführen, und zum anderen bin ich als Kirchenpflegerin in Erlenbach direkt informiert.

Was ist Ihr persönlicher Wunsch für das Projekt, welches Sie nun starten?

Mein Wunsch für das Projekt «Besuchsdienst Vabene» ist, dass wir durch die ­Besuche den betagten Menschen ein Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit schenken. Um dies zu erreichen, brauchen wir engagierte Freiwillige, die bereit sind, ihre Zeit und Herzlichkeit zu teilen. Jede Begegnung kann einen grossen Unterschied im Leben dieser Menschen machen – sei es durch ein freundliches Gespräch, ein offenes Ohr oder einfach nur durch die gemeinsame Zeit.

Infoabend am 18. September

Wer sich als Freiwillige oder Freiwilliger für den Besuchsdienst Vabene melden will, erfährt am Informationsabend im Reformierten Kirch­gemeindehaus Küsnacht vom Mittwoch, 18. September, 19 bis 21 Uhr (ohne Anmeldung), mehr über die sechsteilige Kursreihe. Diese beginnt am 24. Oktober und endet am 27. November. Man kann sich auch direkt bei Sandra Stylianou für den ersten Kurstag vom 24. Oktober anmelden via sandra.stylianou@kuesnacht. ch, Telefon 044 914 20 45 oder den unten stehenden QR-Code.