Vergangenen Samstag wurde der Küsnachter Gewölbekeller im Landhaus Wangensbach mit einem Eröffnungsfest der Bevölkerung übergeben. Ein kurzes Theaterstück zeigte, was im neuen Veranstaltungsraum alles möglich ist.
Lange diente er lediglich als Abstellkammer. Charakterisiert durch Spinnweben und schummriges Licht. Der einst düstere Keller ist seit vergangenem Samstag Küsnachts neuester Kultur- und Veranstaltungsraum. Der Gewölbekeller im Landhaus Wangensbach wurde einer sanften Revitalisierung unterzogen. Ein verbreiteter Treppenaufgang, eine Holzbühne im Zentrum, umgeben von Sitzbänken, zahlreiche Scheinwerfer und Projektoren an den Wänden und der Abstellraum wird zur Eventlocation. Finanziert wurde das Projekt über die ZKB-Jubiläumsdividende. Kostenpunkt: 185 000 Franken.
Künftig soll der Raum für Unterhaltungszwecke genutzt werden. Die Infrastruktur ist verschieden einsetzbar. Die Theaterpädagogin und Regisseurin Renate Muggli schrieb und inszenierte für den Eröffnungsanlass ein kurzes Theaterstück, das einen groben Überblick zur Geschichte des Landhauses Wangensbach gibt. Gleichzeitig soll der vielseitige Einsatzbereich des Kellers zur Geltung kommen. Der Raum war bei allen drei Vorstellungen mit rund 80 Zuschauerinnen und Zuschauern vollständig gefüllt.
Einsetzbar für Musik, Tanz und Co.
Den Auftakt machten die beiden Damen Gritli Egli (95) und Hildi Brütsch (91). Sie wohnen im Altersheim nebenan und nahmen während der Aufführung die Rolle von Zeitzeugen ein. Auf der Bühne begegneten sie Geistern der Vergangenheit. Frühere Besitzer des Landhauses Wangensbach zeigten sich in Form von blauen Lichtkegeln an den Kellerwänden.
Die Farbe passte sich der Stimmung an und wechselte zwischen freundlich und düster. Da sich die Sitzbänke um die Bühne herum befanden, war man als Zuschauer stets Teil des Geschehens. Es folgte eine Tanzeinlage der Balletttänzerin Yen Han, und musikalisch wurde es mit Sonja Leutwylers Operngesang. Kurz vor Ende der Aufführung überraschte Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP) das Publikum mit einem Gastauftritt. Er schlüpfte in die Rolle eines Küsnachter Gemeindepräsidenten im 17. Jahrhundert. Gezeigt wurde, wie der Gemeinderat damals die Eröffnung des Altersheims beschlossen hatte.
Mit über 90 Jahren auf der Bühne
Im Anschluss an die Theatervorstellung ernteten allen voran die beiden Altersheimbewohnerinnen Gritli Egli (95) und Hildi Brütsch (91) tosenden Applaus. Die Idee, zwei Bewohnerinnen aus dem Alters- und Gesundheitszentrum Wangensbach bei der Eröffnung des Gewölbekellers dabeizuhaben, hatte der Projektverantwortliche Hans-Peter Fehr. Egli und Brütsch zeigten sich wegen des Textumfangs zunächst skeptisch. Bereits vor mehreren Monaten hatten sie eine erste Fassung des Skripts erhalten, um es früh genug einzustudieren. «Am Anfang war es zu viel Dialog. Da mussten wir reduzieren», erzählt Egli nach ihrem Auftritt.
Dass die beiden zuvor noch nie auf einer Bühne standen, machte sich bei ihrer Aufführung nicht bemerkbar. Von Nervosität und Lampenfieber war keine Spur. «Wir haben unseren Text auswendig gekonnt. Vielleicht waren wir auch deswegen nicht sehr aufgeregt», sagt Egli. «Man muss aber auch sagen, dass wir ein super Publikum hatten», fügt Brütsch an. Für beide war es ein aufregendes Erlebnis. Dreimal nacheinander aufzutreten, wiederum entsprechend anstrengend. «Es hat sehr viel Spass gemacht. Aber jetzt freuen wir uns auf den Apéro», so Egli und Brütsch.
Gemeinderat spielen
Auch Gemeindepräsident Markus Ernst liess sich für einen Gastauftritt nicht lumpen. Seine Rolle als altertümlicher Gemeindepräsident spielte er souverän. Ob es am schauspielerischen Talent lag oder an seiner eigentlichen Tätigkeit als Politiker, kann man nicht sagen. Gemeinsamkeiten zwischen beiden Rollen bestünden, wenn auch nur wenige, sagt Ernst. «Viele Leute melden sich zu Wort, und am Ende findet man gemeinsam eine Lösung.»
Zufriedene Gesichter am Apéro. So auch bei Hans-Peter Fehr. «Mir geht ein Traum in Erfüllung», sagt der Projektverantwortliche. Über mehrere Jahre hinweg hat er sich für die Revitalisierung des Gewölbekellers eingesetzt. Zahlreiche gescheiterte Anläufe beinhalteten umfangreiche Sanierungen und damit einhergehend Kosten in Millionenhöhe. Den Keller nun lediglich mit dem Nötigsten auszustatten, ist Fehrs Ansicht nach der einzig richtige Weg: «Die Atmosphäre hier drin ist einmalig. Das ist nur möglich, weil sich der Raum nach wie vor primär als Gewölbekeller zu erkennen gibt.»
Ab jetzt steht der Keller der Bevölkerung zur Verfügung. Ob für Theater, Musik oder Lesungen, die Eröffnungsaufführung zeigte, wie vielseitig einsetzbar er ist. «Ich hoffe sehr, dass der Raum in Zukunft möglichst oft für öffentliche Veranstaltungen genutzt wird», so Hans-Peter Fehr.
Anfragen zur Raummiete über die Gemeinde Küsnacht, Kostenpunkt: 200 bis 300 Franken. Kein Partyraum, ausschliesslich für kulturelle Veranstaltungen. Zirka 100 Plätze.