Die 12-jährige Küsnachterin Luna Mwezi spielt die Hauptrolle im Filmdrama «Platzspitzbaby» von Pierre Monnard, der kürzlich Premiere feierte.
Bereits über 60 000 Zuschauerinnen und Zuschauer hat die erfolgreiche C-Films-Produktion «Platzspitzbaby» in die Kinos gelockt. Der Streifen, der auf der Biografie der Zürcherin Michelle Halbheer basiert, zeigt die Beziehung einer drogensüchtigen Mutter (Sarah Spale) und ihrer Tochter, gespielt von Luna Mwezi. «Wir werden den Film zusammen mit meiner Klasse schauen gehen», so die 12- jährige Sekundarschülerin Mwezi aus Küsnacht, die mit «Platzspitzbaby » über Nacht zum Shootingstar avancierte. Dass sich ihr Leben aber von Grund auf verändert, will sie nicht. «Ich möchte, dass alles so bleibt, wie es ist», so Mwezi.
Schweizweites Casting
Ihre überzeugende schauspielerische Leistung verhalf der 12-jährigen Schülerin zu dieser Rolle. Beim Casting, das in der ganzen Schweiz stattfand, stach sie über 200 Mitstreiterinnen aus. Ihre Liebe zur Schauspielerei sei aber durch den Film «Schällenursli» von 2015 entstanden. «Als ich den Film im Kino mit meinem Vater gesehen habe, wusste ich, dass ich auch Schauspielerin werden möchte», erklärt Mwezi. Kurzum haben ihre Eltern sie bei einer Zürcher Schauspielagentur angemeldet und nach einem Aufruf für das Casting von «Platzspitzbaby» beworben. Im Schultheater, in dem sie ebenfalls kurze Zeit war, habe es ihr nicht gefallen. «Das war nichts für mich», so Mwezi. Auch in ihrer Familie sei sonst niemand schauspielerisch tätig.
Doch wie behandelt man ein so sensibles und schweres Thema wie die Platzspitzzeit? Mwezi selbst habe erst durch das Casting von dieser dunklen Epoche Zürichs erfahren. «Davor wusste ich gar nicht, dass es den Platzspitz gab. Vom Letten habe ich aber gehört», so Mwezi. Während der Vorbereitungen habe sie einige Dokumentationen gesehen und sich intensiv mit dem Thema Drogen befasst. Auch mit ihren Eltern habe sie viel über diese Zeit gesprochen. Michelle Halbheer, die Autorin von «Platzspitzbaby», sei jedoch nur ein paar Mal am Set gewesen. «Mit ihr habe ich über andere Dinge gesprochen », so die junge Schauspielerin.
Gegenseitiges Vertrauen
Mit ihrer Filmmutter Sarah Spale hat sich Luna Mwezi von Anfang an sehr gut verstanden. «Wir mochten uns vom ersten Tag an. Sie konnte mir auch viele Tipps geben.» Doch das Allerwichtigste beim Spielen sei gegenseitiges Vertrauen zueinander. Deswegen haben Luna Mwezi, Sarah Spale und Regisseur Pierre Monnard viel Zeit miteinander verbracht, um sich besser kennen zu lernen. «Wir haben viele Vertrauensübungen gemacht und uns gegenseitig aufgefangen », so die 12-Jährige. Dabei mussten dann alle in alle Rollen schlüpfen. «Wie würde es Sandrine machen, wie Mia und wie Luna?», musste sich Mwezi fragen. Doch trotz der harmonischen Beziehung seien die Dreharbeiten manchmal etwas unheimlich gewesen. «Ich habe oft abends geweint, um alles Negative von mir abzulassen. » Die Filmaufnahmen, welche unter anderem im Zürcher Oberland und in St. Gallen stattfanden, waren durchaus streng – morgens wurde man vom Chauffeur abgeholt, ans Set gefahren und in die Maske gebracht. Während dieser Zeit war die 12-Jährige während zweier Monaten von der Schule freigestellt. Bis auf die letzte Minute sei beim Dreh alles durchgetaktet gewesen. «Doch es hat grossen Spass gemacht», so Mwezi. Am Set seien bei gewissen Szenen sogar richtige Ex-Drogensüchtige der Platzspitzzeit anwesend gewesen. «Da war sofort eine andere Energie. Sobald ich auf dem Set war, verwandelte ich mich von Luna zu Mia», so Mwezi. Auch die Kleidung und Requisiten halfen der jungen Schauspielerin, in die Rolle zu schlüpfen. Eine Szene, die ihr besonders nah ging, war, als Mia verzweifelt Rubbellose kauft und diese freirubbelt. Das Mädchen hofft, eine Reise auf die Malediven zu gewinnen und ihre Mutter so von den Drogen wegzubringen – ein Wunsch, der aber unerfüllt bleibt.
Mwezis Eltern waren bei den Dreharbeiten stets dabei. Doch zu Hause beim Abendessen habe man dann von anderen Dingen geredet. «Ich wollte eine klare Trennung zwischen Film und meinem richtigen Leben », so Luna Mwezi.
Rollen, die etwas verändern
Ihre Zukunft sieht Luna Mwezi weiterhin in der Schauspielerei. Bislang seien noch keine konkreten Filme geplant, doch Mwezi zeigt sich gelassen. «Ich warte jetzt einfach mal ab.» Es nach Hollywood zu schaffen, fände die 12-Jährige, deren Muttersprache Englisch ist, «cool». Besonders wichtig sei ihr aber, mit ihren Rollen etwas zu verändern und die Menschen zum Denken zu bringen.