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Ein neuer Pächter für die Wydenbadi

Erstellt von Manuela Moser |
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Baden mit Verpflegung – in der historischen Holzbadi Wyden in Erlenbach soll dies weiterhin möglich sein. Gesucht ist allerdings ein neuer Kiosk-Betreiber. Bis heute will die Gemeinde noch Bewerbungen entgegennehmen.

Erst vor zwei Jahren hatte ein Ehepaar aus Küsnacht die Pacht der Wydenbadi in Erlenbach übernommen. Zuvor hatte sich Chef George – unter diesem Namen ist Georgos Styliano bekannt, der auch das Restaurant im Strandbad Winkel betriebt – für eine Saison lang versucht. Doch die Holzbadi war ihm zu klein. Tatsächlich ist es im Kiosk der Wydenbadi sehr eng. Und weil am über 100-jährigen Objekt keine baulichen Veränderungen vorgenommen werden dürfen, wird das auch so bleiben. Innert vier Jahren kommt es also zum dritten Wirtewechsel.

Über die Gründe des Weggangs des Ehepaars wird öffentlich gemunkelt; das ­Online-Magazin «Republik» sowie das Forum Erlenbach berichteten über die «dubiosen Machenschaften des meistgesuchten Kiosk-Betreibers», der angeblich vor der US-Justiz wegen Geldwäscherei in Millionenhöhe und anderen happigen Delikten auf der Flucht sei und sich seit Mai 2021 in der Schweiz aufhalte – weiterhin auf freiem Fuss.

Gewählt für den Kiosk wurde er damals von der Erlenbacher Liegenschaftenkommission; auf Anfrage der «Republik» sagte er damalige Gemeindeschreiber Daniel Keibach, der Pächter sei in der Schweiz nicht straffällig geworden, ein Strafregisterauszug habe nichts Nachteiliges erbracht; im Übrigen gelte die Unschuldsvermutung. Und – auch das: «Was in den USA läuft, hat uns nicht zu interessieren.»

Das Pächterpaar bedauerte zudem gegenüber der «Zürichsee-Zeitung», dass sie den Kiosk nicht weiterführen dürfen. Dem Einvernehmen nach soll die Pacht für zwei Jahre angelegt gewesen sein. Und: Der vergangene Pächter hat bei der Zeitung interveniert und Wert darauf gelegt, dass er gegen die Verurteilung vor dem Bundesstrafgericht Revision beim Bundesgericht eingelegt habe und dieser Entscheid noch ausstehe.

Blick nach vorn

Fest steht, dass die Gemeinde will, dass die kulinarische Versorgung der Badegäste gesichert ist. Deshalb hat sie die ­Leitung des Kiosks aktuell ausgeschrieben. Laut Erlenbachs Gemeindeschreiberin Adrienne Suvada soll die Frist bis Ende Februar verlängert werden (siehe «Nachgefragt» links).

Nebst den engen Platzverhältnissen bleiben für den neuen Pächter auch die limitierten Öffnungszeiten eine Herausforderung. Vor Jahren haben nämlich Einsprachen der Anwohnenden verhindert, dass der Betrieb der Bar etwas später in den Abend hinein geführt werden kann. In der vergangenen Saison deckten sich die Öffnungszeiten der Badi mit dem Barbetrieb, obwohl die Abendstunden am See natürlich besonders schön sind. Anders gesagt: Unter der Woche nicht länger als 20 Uhr, am Wochenende sogar nur bis 19 Uhr. Ziel des Vorpächters war 21 Uhr – wie es mit dem neuen Betreibern aussehen wird, ist noch offen.

Der neue Betreiber wird ab der Vorsaison im April vorläufig für eine Saison, also den Sommer 2024, verpflichtet. Als Grund für das Ende der Pacht nennt Suvada «die Reorganisation der gesamten Gemeindeverwaltung», welche zu diversen Überprüfungen und Anpassungen geführt habe. Gemäss dem Inserat stellt sich die Gemeinde aber wie gehabt ein eher einfaches Getränke- und Verpflegungsangebot vor.

Auch die weiteren Rahmenbedingungen der Pacht bleiben vorerst gleich. Der Betrieb der Holzbadi Wyden erfolgt in Eigenregie, doch muss die künftige Pächterin oder der künftige Pächter der Gemeinde keinen Mietzins zahlen für den Kiosk. Die Neben- und Unterhaltskosten sowie weitere allfällige Verpflichtungen muss aber der Pächter bezahlen.

Gemeindeschreiberin Suvada legt Wert darauf, dass die aktuelle Kündigung des Wirtepaars zum regulären Termin erfolgte, aber nichts mit dem Wirtepaar zu tun habe. «Das ist ein übliches Vorgehen, da wir nicht einen alten Pachtvertrag ­weiterführen und gleichzeitig ein allfällig neues Konzept umsetzen können.» Es gebe eventuell Anpassungen, und daher werde die Pacht neu ausgeschrieben. «Selbstverständlich können sich die bisherigen Pächter auch darauf bewerben. Zu den einzelnen Bewerbungen können wir momentan aber noch nichts sagen», so Suvada weiter.

Ein Leserbriefschreiber befürchtet denn auch, dass der «um den ganzen See bekannte ungekrönte Fischchnusperli-König» (er meint Michel Péclard, Anm. der Red.) gewählt werden könnte. In mehrfacher Weise wird die Wahl des neuen Pächters – oder der Pächterin – also erwartet.


Nachgefragt bei Gemeindeschreiberin Erlenbach Adrienne Suvada:«Wir glauben an die Wichtigkeit des Kioskbetriebs in der Badi Wyden»

Wie viele Bewerber haben sich für die Leitung des Kiosks gemeldet?

Adrienne Suvada: Wir haben eine Handvoll Bewerbungen bekommen, die wir aktuell noch sichten. Nach Ablauf der Bewerbungsfrist, die wir bis heute verlängert haben, wird im Beurteilungsgremium der Bewerber gewählt, welcher die Bedürfnisse am besten erfüllt.

Start der neuen Pacht wäre schon Mitte April – ist das nicht etwas kurzfristig für die Neue/den Neuen?

Der Saisonstart ist in der Ausschreibung deklariert. Die Bewerber sind sich der Vorlaufzeit bewusst. Ausserdem sind die Bewerber mehrheitlich bereits mit ähnlichen Gastrobetrieben am Markt.

Tatsächlich ist es der dritte Wirtewechsel innert vier Jahren. Ist der Kioskbetrieb Wyden ein Problemkind? Und wenn ja, warum?

Jeder Wechsel hat seine spezifischen Gründe und muss detailliert betrachtet werden. In der Gastronomie hängt man auch von vielen äusseren Faktoren ab, daher sind Wechsel nicht unüblich. Der Kioskbetrieb Wyden ist in der Grösse limitiert und wird ein Kioskbetrieb bleiben. Dennoch glauben wir an die Wichtigkeit eines Kioskbetriebes in der Badi Wyden und möchten der Bevölkerung hier auch weiterhin ein gastronomisches Angebot bieten können.

Grund für die jüngste Ausschreibung war offiziell die «Reorganisation der Gemeindeverwaltung». Nicht alle wollen das glauben. Können Sie konkretere Gründe nennen und sagen, warum das vorherige Wirtepaar gehen muss?

Es ist tatsächlich so, dass die Reorganisation der gesamten Gemeindeverwaltung zu diversen Überprüfungen und Anpassungen geführt hat, davon war unter anderem auch der Pachtvertrag der Badi Wyden betroffen. Die dafür ­zuständige Liegenschaftenkommission hat im vergangenen August beschlossen, die Pacht zum regulären Kündigungstermin zu beenden. Die Zusammenarbeit mit dem Wirtepaar erfolgte auf eine professionelle Art und Weise.

Blick nach vorn: Was wird sich am ­Konzept ändern? Stichwort: Öffnungszeiten? Vermeidung von Lärmklagen? Umbaumöglichkeiten?

Aktuell überprüfen wir diverse Abläufe und Prozesse sowie die Öffnungszeiten. Diese Abstimmung findet auch eng mit den kantonalen Behörden statt. Selbstverständlich haben wir die Erfahrungen aus der Vergangenheit in unsere Konzeptüberlegungen aufgenommen.

Last but not least: Das Bistro Schifflände ist auch noch ohne Betreiber. Wird sich das in naher Zukunft ändern?

Beim möglichen Bistro Schifflände prüfen wir aktuell verschiedene Optionen. Momentan ist noch nichts spruchreif, aber wir sind daran, auch hier Lösungen zu finden. Das Gebäude an der Schifflände ist in erster Linie ein Wartehäuschen mit öffentlicher Toilettenanlage. Für die Umnutzung in einen Bistrobetrieb – auch wenn dieser temporär ist – sind Ausnahmebewilligungen nötig.