Nach den US-Wahlen aktueller denn je: Der runde Tisch Demokratie organisiert in Küsnacht Vorträge zur «Demokratie – die widersprüchliche Selbstverständlichkeit». Am 20. November spricht Daniel Kübler, aufgewachsen in Küsnacht.
Beatrice Krüsi, Beat Regli, Matthias Schmutz und Jakob Weiss sitzen gemütlich im Küsnachter Kafi Carl gleich beim Bahnhof. Es fehlt Brigitte Stucki, dann wäre die Gruppe Der runde Tisch Demokratie vollständig. An ihren Stammtisch dürfen sich alle Interessierten setzen, die sich mit dem Thema Demokratie beschäftigen. «Wir sind kein Verein und offen für alle», betont Weiss.
Die Gruppe, deren Mitglieder sich bereits vorher kannten, hat sich vor ungefähr eineinhalb Jahren gebildet. «Wir vertreten die Meinung, dass das Thema Demokratie weltweit wichtig ist und dass man permanent dranbleiben muss», sagt Schmutz – dies noch vor der kürzlichen Wahl von Donald Trump zum 47. US-Präsidenten, der für einige als Bedrohung für die Demokratie wahrgenommen wird. «Man muss sich immer wieder neu finden im Gespräch», so Schmutz. Das Thema Demokratie sei nicht abschliessend.
Lokales gab den Ausschlag
Zwei Ereignisse in Küsnacht prägten die Gruppe. Erstens die Verkleinerung des Gemeinderats von neun auf sieben Mitglieder. Der Gemeinderat wollte «schlanke Strukturen», aber alle Parteien waren dagegen. «Demokratie ist nicht vereinfachbar», betonen die Anwesenden. Diese Reduktion mache es nämlich für kleine Parteien noch unmöglicher, einen Sitz im Gemeinderat zu bekommen. Zweitens die Umwandlung des Gesundheitswesens in eine Aktiengesellschaft. Das sei eine Abschiebung der Verantwortung über ein Thema, das alle angehe.
Sie jedenfalls möchten weiter mitbestimmen können. Für den «Runden Tisch Demokratie» stellte sich die Frage, wie der Umgang mit Minderheiten ist. Wie gut funktioniert die Mitbestimmung aller? «Wir haben viel zum Thema gelesen», halten die drei Herren und die eine Frau fest. «Demokratie muss immer wieder verbessert werden.» Man müsse ihr Sorge tragen. Es gebe keine gute Demokratie, die auf Kosten von anderen beziehungsweise zum Schaden von anderen existiere, wie das in der Schweiz teilweise der Fall sei.
Politisch interessiert
Alle Mitglieder der Gruppe sind am Thema und somit an der Politik interessiert. «Mich beschäftigt das Thema Demokratie», hält Krüsi fest. Sie lebt seit 50 Jahren in Küsnacht. Sie will sich einmischen, und fragt sich, was zu einer lebendigen Gemeinde gehört. Stucki hat Volkskunde studiert, war Berufsschullehrerin und ist in der Schulpflege engagiert. Regli hat Kulturanthropologie studiert und ist in Küsnacht aufgewachsen. Er sieht den Konflikt zwischen persönlicher Freiheit und einer Demokratie, die verbindet und nicht spaltet. «Man muss Lösungen finden», betont er.
Schmutz hat Betriebswirtschaft studiert. Er wohnt seit 15 Jahren in Küsnacht. In seinem früheren Leben in Riehen BS war er politisch aktiv als Einwohnerrat, Gemeinderat und Grossrat. Heute ist er parteilos. Weiss ist geboren in Küsnacht. Er hat Geografie studiert und hat ein Buch über die Schweizer Landwirtschaft geschrieben. Früher war er parteiloser Gemeinderat in der ärmsten Gemeinde des Kantons, Fischenthal, bevor er wieder nach Küsnacht kam.
Vortragsreihe mit guten Referenten
Die Gruppe Runder Tisch Demokratie organisiert zurzeit eine Vortragsreihe. Der Anlass im Oktober mit Jakob Tanner als Referent war sehr gut besucht (der «Küsnachter» berichtete) und alle Beteiligten waren sehr zufrieden. «Unser Rezept ist, gute Referenten zu finden und die Themen müssen historisch, aktuell und journalistisch interessant sein.» Gute Referenten fand der Runde Tisch durch Beziehungen. Am Mittwoch, 20. November, referiert Daniel Kübler, Professor am Institut für Politikwissenschaft der Uni Zürich und Co-Leiter des Zentrums für Demokratie in Aarau, im reformierten Kirchgemeindehaus Küsnacht. Kübler ist aufgewachsen in Küsnacht. Thema ist: «Ist die Gemeinde in der Schweiz immer noch eine Schule der Demokratie?» Kübler richtet den Fokus auf das Funktionieren der demokratischen Instrumente und Verfahren. Anschliessend findet eine Diskussion statt.
Und wie sieht die Gruppe Runder Tisch Demokratie ihre Zukunft? «Wir wollen weitermachen und am Thema dranbleiben», betont Weiss. «Wir wollen den Boden der Selbstverständlichkeit in Küsnacht lockern und das Thema Demokratie stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung und der Politik bringen.» Weiter beschäftigt die Mitglieder das Thema Wirtschaft, wie Schmutz festhält. Fragen sind: Regiert das Geld? Wer bestimmt, was läuft? Was macht man mit Geld? «Es gibt noch viel zu tun», betonen alle. Und wo sind die Jungen im Runden Tisch Demokratie? «Es muss nicht alles zwingend generationenübergreifend sein. Aber wir sind offen», wird bekräftigt.
Nächste Anlässe:
• 20. November, Referat von Daniel Kübler zum Thema «Ist die Gemeinde in der Schweiz immer noch eine Schule der Demokratie?».
• 15. Januar 2025, Referat von Susan Boos, Präsidentin Presserat, zum Thema «Ohne Journalismus keine Demokratie – warum eigentlich?»
• 6. Februar 2025, Christine Kaufmann, Gemeindepräsidentin Riehen BS, Marco Dindo, Gemeindepräsident Glattfelden, und Markus Ernst, Gemeindepräsident Küsnacht, zum Thema «Unterschiedliche Formen der Gemeindeführung».
• 19.30 Uhr ref. Kirchgemeindehaus Küsnacht, Eintritt frei.