Ohne Veranstaltungen fehlt es den Kindern an Perspektiven, sagt Lukas Hering. Der Präsident der Musikschule Küsnacht spricht darüber, wie es dem Verein während Corona geht und welche positiven Veränderungen er der Pandemie abgewinnen kann.
Die Freude an der Musik, sie ist nicht vergänglich. Auch nicht, während Corona-Zeiten. Oder wie es der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi ausdrückte: «Ich brauche sie nicht daran zu erinnern, wie wichtig die Musik ist, weil sie die höchsten Gefühle, deren der Mensch fähig ist, zu erzeugen und zu unterstützen vermag.»
Lukas Hering hat drei Dinge mit dem Sozialreformer gemein: Er ist ebenfalls Pädagoge, stammt aus Zürich und ist von der Musik begeistert. Hering ist seit Juni letzten Jahres Präsident der Musikschule Küsnacht. Kurz davor ist der gesamte Vorstand zurückgetreten. Und: Er trat das Amt während der Corona-Pandemie an. Eine Herausforderung? «Nein, es war ein spannender Einstieg, den drei andere Personen gemeinsam mit mir bestritten. Da ich bereits aus dem Musikwesen komme, war der Schritt nicht wahnsinnig gross für mich», so der 53-Jährige.
Lukas Hering ist in Zumikon geboren und aufgewachsen. Die Musikschule Zumikon besuchte er zuerst als Schüler, danach als Musiklehrer. Parallel zu seinem neuen Amt übernimmt er seit mehr als 15 Jahren die Gesamtschulleitung der Jugendmusik Winterthur und Umgebung.
Zu Beginn des Gesprächs erklärt Hering: «Ein Musikverein, das ist nicht ein ganz normaler Verein, wie beispielsweise ein Fussballverein. Eine Musikschule wird von der öffentlichen Hand subventioniert. Darunter fallen Beiträge von Kantonen und Gemeinden, sowie Elternbeiträge.» Der Musikunterricht fände in der Regel im Eins-zu-eins-Unterricht statt. Daneben gäbe es auch die Möglichkeit in Bands, Ensembles und Gruppenkursen zu musizieren – also ein sehr vielfältiges Angebot.
Lebendige Formen des Unterrichts
Durch die Pandemie konnte der Kontaktunterricht nicht mehr aufrechterhalten werde. Vor dem Lockdown im März vergangenen Jahres musste die Musikschule übers Wochenende neue Konzepte entwickeln, um einen Onlineunterricht durchzuführen. «Dieser wurde in vielfältiger Form angeboten: Per Facetime, Whatsapp oder Zoom konnten wir den Schülerinnen und Schülern einen Eins-zu-eins-Unterricht anbieten.» Ausserdem hätten die Kinder ihre Stücke während des Übens zu Hause aufnehmen und den Lehrpersonen als Video zustellen können, erzählt der zweifache Familienvater weiter.
Nicht zuletzt führte der Onlineunterricht dazu, dass die Kinder durch die Tagesstruktur an Sicherheit gewannen und die Musikstunden viel flexibler stattfinden konnten. Der Nachteil: Das gemeinsame Musizieren funktioniere auf einer solchen Plattform nicht ideal. Zum einen gäbe es eine Verzögerung in der Übertragung und zum anderen sei die Klangqualität sehr bescheiden. Deshalb hätten die Musiklehrer versucht, mittels zusätzlicher Kameras und Boxen aufzurüsten. «Was auch geschah: Eltern haben ihre Instrumente wieder hervorgenommen – in den guten Fällen. Im schlechten Fall waren die Eltern von ihren Kindern genervt, die während des Geschäftsmeetings hemmungslos auf ihren Instrumenten spielten», so Hering und lacht.
Perspektiven sind wichtig
Aktuell kann die Musikschule wieder vor Ort unterrichten. Auch die Gruppengrösse sei bei Kindern unter 16 Jahren nicht eingeschränkt worden. «Wir sind sehr froh, dass der direkte Unterricht stattfinden kann.» Denn Musiklehrer seien oftmals auf eine starke Art und Weise Bezugspersonen für die Kinder. Diese hörten Kindern nämlich eine halbe Stunde instrumental oder verbal zu, was für sie sehr wertvoll sei. In einer Onlinesitzung hingegen nehme man die Einzelpersonen nicht so wahr.
Zudem ist die Musikschule wieder daran, Veranstaltungen zu planen, die unter den aktuellen Schutzmassnahmen stattfinden können. Der Präsident findet es schade, wenn den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten – und Chancen –genommen würden: «Wenn man Veranstaltungen wie beispielsweise den Stufentest so kurzfristig und ersatzlos streicht, dann fehlt den Kindern die Perspektive komplett.» Nicht nur die Perspektiven, sondern auch die Freude an der Musik sei wichtig. Diese möchte er – genauso wie Heinrich Pestalozzi – niemandem vorenthalten.
Weiter Informationen über die Musikschule Küsnacht auf der Website www.musikschulekuesnacht.ch.