Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) und die Gemeinde Küsnacht planen den Bau einer Elektrobusgarage auf dem Grundstück Fallacher zwischen Zumiker- und Johannisburgstrasse. Anwohnerinnen und Anwohner äusserten anlässlich einer Informationsveranstaltung einige Bedenken.
Das Interesse der Anwohnerinnen und Anwohner an der Informationsveranstaltung vom Montagabend zur angedachten Busgarage im Fallacher in Itschnach war gross. Begrüsst wurden sie in der Heslihalle von Ueli Schlumpf, Gemeinderat SVP und Vorsteher Liegenschaften. Der Bau einer neuen Elektrobusgarage im Gebiet Itschnach, deren Dach die Gemeinde Küsnacht nutzen kann, soll den Bedürfnissen der VBZ und der Gemeinde gerecht werden. «Für den Gemeinderat ist der ÖV von grosser Bedeutung und die Lage für die neue Busgarage in Itschnach wegen der kurzen Anfahrtswege optimal», hielt Schlumpf fest. Die Standortauswahl der VBZ sei deshalb nachvollziehbar. Eine Mehrfachnutzung des Areals sei sinnvoll. Ein Realersatz für die wegfallenden Parkplätze sei aber wichtig. «Es braucht eher noch mehr Parkplätze», meinte Schlumpf.
Beste Lösung
Die anwesenden VBZ-Vertreter erläuterten, dass die VBZ als marktverantwortliches Transportunternehmen bei der Abstellung von Autobussen in der Region Pfannenstiel an ihre Kapazitätsgrenzen stossen. «Mit den stetig zunehmenden Einwohnerzahlen und den steigenden Bedürfnissen der Bevölkerung an den öffentlichen Verkehr sind laufend mehr und auch grössere Busse im Einsatz», wurde betont. Jasmin Wiederkehr von den VBZ belegte dies mit Zahlen. Im Jahr 2009 seien 2,9 Millionen Fahrgäste im
Gebiet Unterer Pfannenstiel gezählt worden. Im Jahr 2019 seien es bereits 3,5 Millionen gewesen. Deshalb musste die Busflotte erweitert werden. 2009 waren 15 Standardbusse und 3 Kleinbusse unterwegs. 2021 sind es 8 Gelenkbusse, 11 Standardbusse und 2 Kleinbusse. Die Kapazitätsgrenze der bestehenden Garage in Zollikon sei daher erreicht. «Der bisherige Standort ist nicht erweiterbar», so Wiederkehr weiter. Deshalb haben die VBZ in Absprache mit den ZVV eine Standortevaluation für eine neue Garage durchgeführt. «Dabei hat sich der Standort neben der KEK in Itschnach aufgrund der zentralen Lage im Einsatzgebiet als beste Lösung erwiesen», betonte Martin Odermatt von den VBZ.
Nach den ersten Gesprächen mit der Gemeinde Küsnacht und in Begleitung durch die ZVV gaben die VBZ eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, die dem Anliegen der Gemeinde einer quartierverträglichen Umsetzung des Projekts Rechnung trägt. Ebenso gab die Gemeinde Küsnacht die Nutzung des Dachs der künftigen Garage zu eigenen Zwecken als Bedingung vor. Die Machbarkeitsstudie für das zukunftsweisende Projekt umfasst den Bau einer Busgarage samt Vorplatz, ein Kopfgebäude sowie ein öffentliches Parkhaus. Die Zu- und Wegfahrt erfolgt über die Johannisburgstrasse. In der Garage sollen künftig Elektrobusse parkiert und geladen werden, welche gemäss VBZ im Betrieb deutlich leiser und umweltfreundlicher als herkömmliche Modelle sind. Platz hat es für 20 Gelenkbusse à 18 Meter beziehungsweise 30 Standardbusse à 12 Meter Länge. Zudem gibt es dort eine Waschanlage und eine Werkstatt.
Tennisplätze auf dem Dach
Auf dem Dach der neuen Busgarage werden drei Tennisplätze des TC Itschnach wiederhergestellt. So hat der Klub wie heute insgesamt fünf Tennisplätze. «Dies wird die erste E-Bus-Garage im Kanton sein», hielt Odermatt fest. Das Grundstück ist im Eigentum der Gemeinde. Deshalb ist die Einräumung eines Baurechts zugunsten der VBZ erforderlich. Dieses bedarf seitens der Gemeinde der Genehmigung durch den Gemeinderat oder durch die Stimmbevölkerung. Dies sei abhängig von der Höhe des Baurechtswertes und werde im Rahmen des Vorprojekts noch evaluiert, wie Schlumpf ausführte.
Die Parteien haben gemeinsam eine Absichtserklärung erarbeitet und unterschrieben. Die Einzelheiten ihrer Zusammenarbeit, unter anderem die Berücksichtigung der Gemeindeinteressen, die Finanzierung des Projekts und das Terminprogramm, sollen in einer Vereinbarung konkretisiert werden. Weiter sind der Einbezug der Gemeinde sowie eine allfällige Kostenbeteiligung am Projekt und die Höhe des Baurechtszinses zu regeln. Gemäss Submissionsverordnung des Kantons Zürich werden die VBZ den Auftrag öffentlich ausschreiben. Die VBZ rechnen mit einem Zeitrahmen von zirka fünf bis sieben Jahren, wie Wiederkehr ausführte.
Bedürfnis platziert
Marc Häusermann, Präsident des Tennisklubs, teilte den Anwesenden mit, dass er das Bedürfnis des Klubs bei den Verantwortlichen platziert habe. Es bestehe der Wunsch nach einer Alternative während der Bauphase. Zudem hat der Tennisklub mit seinen zirka 800 Mitgliedern eine lange Warteliste und wünscht deshalb mehr Plätze. Er will den Dialog mit den verantwortlichen Personen für die Busgarage suchen.
Andere Anwesende wiesen auf die verkehrstechnische Situation vor Ort hin. Es werde schwierig sein, mit den Bussen in die stark befahrene Zumikerstrasse zu kommen. Weitere befürchteten mehr Lärm wegen des Fahrpersonals, welches mit dem Privatauto zur Garage komme. Auch der geplante Standort des Parkhauses neben der Busgarage war ein Thema. Dies könne noch angeschaut werden, meinte Schlumpf. Am meisten Bedenken gab es, weil die neue Busgarage mitten in einem Wohngebiet geplant ist und die Johannisburgstrasse eine 30er-Zone ist. Es habe dort viele Familien mit Kindern. Andere wiesen darauf hin, dass dieses Gebiet bisher dem Sport und der Naherholung dient. Jetzt komme plötzlich eine «Industrienutzung» dazu, nämlich eine Busgarage. Schlumpf versicherte, dass dies nicht die letzte Infoveranstaltung gewesen sei. «Ich bin nicht überrascht über die Diskussion», meinte er abschliessend.
Im Anschluss liessen sich einige Küsnachterinnen und Küsnachter von den anwesenden Fachleuten an Stellwänden weiterinformieren.