50 Küsnachterinnen und Küsnachter überlegten bei einem Zusammentreffen, wie sie ihre Gemeinde ökologischer gestalten können. Hinter diesem Projekt steckt das «Gipfelstürmer Programm». Der gleichnamige Verein wird die Ideen auswerten.
«Wie soll ein nachhaltigeres Küsnacht in Zukunft aussehen?» Eine schwierige Frage, die Fabienne Debrunner vom Gipfelstürmer Programm (GiP) den Küsnachterinnen und Küsnachtern in der Heslihalle stellte. Konkret lässt sich diese noch nicht beantworten, doch dazu diente das Kick-off-Event der Gipfelstürmer am Wochenende auch nicht.
Viel mehr ging es darum, erste Ideen direkt von den Bewohnern zu sammeln. Das GiP-Team steht auch mit der Gemeinde eng im Kontakt. Vor Ort am Kick-off-Event war neben Ueli Schlumpf (SVP), der als Vorsteher der Küsnachter Naturschutzkommission den Verein mitunterstützt, auch Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP).
Auf der Strasse spielen können
Die Ressourcen der Erde sind begrenzt. In Zeiten des rasanten technischen Fortschritts und des immer weiter steigenden Konsums werde zusehends deutlich, dass die Lebensweise speziell in den reichen Ländern hinterfragt werden müsse, heisst es im ZDF-Dokumentarfilm «Nachhaltigkeit leben» von Denise Dismer. Dieser wurde den anwesenden Küsnachtern zum Auftakt des Kick-off-Events gezeigt. Der Film soll den Teilnehmenden zur Inspiration dienen. Denn es werden zahlreiche Beispiele gezeigt, wie bereits kleine Gemeinden im Ausland von der Bevölkerung ökologischer gestaltet werden können. Wenn in einem französischen Dorf ein Zero-Waste-Café über mehrere Jahre hinweg überleben kann, dann sind ähnliche Konzepte in Küsnacht auch möglich, lautet die Devise.
«Wir geben den Leuten aber nichts konkret vor. Wir sehen uns als Coaches und sammeln lediglich Inputs», sagt Simon Gisler, Gründer des Gipfelstürmer Programms. Schliesslich seien es die Küsnachter selbst, die ihre Gemeinde am besten kennen. Nach dem Film ging es dann zur Sache. Die rund 50 anwesenden Küsnachterinnen und Küsnachter teilten sich an den Tischen in kleine Arbeitsgruppen auf und hielten ihre Ideen auf Flipcharts fest. Die Bandbreite war enorm. Bei einer Gruppe ist von einem Gemeinschaftsgarten die Rede, von dem vor allem eine Gemeinschaftsküche für Bedürftige und Schulen profitieren sollten. «Freiwillige bauen Obst und Gemüse an und im Prinzip soll sich jeder bedienen dürfen», erklärte eine Küsnachterin.
An einem anderen Tisch ging es um einen autofreien Dorfkern Küsnachts. Damit könne man zumindest lokal die CO2-Emissionen gering halten, sagte eine Teilnehmerin des Kick-off-Events und fügte an: «Irgendwie wäre es auch noch schön, wenn meine Enkel auf der Strasse ungefährdet spielen könnten.»
In einem zweiten Schritt visualisierten die Teilnehmenden ihre Ideen. Mit Legosteinen und Playmobilfiguren zeigten die Küsnachter, wie ihre Gemeinde in Zukunft aussehen könnte. Auf diese Weise konnten sich die Arbeitsgruppen austauschen. Obwohl sich die Ansätze vielfach unterscheiden, die Motivation ist bei allen gleich: Damit sich etwas ändert, muss man auch lokal mitanpacken.
«Viel Idealismus vorhanden»
In den kommenden Wochen wird das GiP-Team die Ideen auswerten. In insgesamt zehn Workshops will es diese dann wieder zusammen mit der Bevölkerung konkreter ausarbeiten. Bis dahin kann man nur über die Ergebnisse des Brainstormings urteilen. So auch etwa Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP), der während des Anlasses selbst bei einer Arbeitsgruppe dabei war: «Es war interessant mitzuhören, aber die Herausforderung liegt am Ende immer in der Umsetzung. Es ist viel Idealismus vorhanden. Viele Ideen sind dann doch etwas unrealistisch.»
Zudem ist zu hinterfragen, wie gut die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Gemeinde wirklich kennen. Eine beliebte Idee einer Arbeitsgruppe war die Eröffnung eines Brockenhauses, damit nicht alle alten Gegenstände sofort im Müll landen müssen. Nur gibt es in Küsnacht bereits ein Brockenhaus, das vom Frauenverein Küsnacht betrieben wird. Auch Car-Sharing war an manchen Tischen ein Thema. Ebenfalls etwas, das es in Küsnacht schon gibt.
Einen ersten Erfolg könnten die Gipfelstürmer trotzdem verbuchen, sagte Simon Gisler: «Die Leute haben sich heute viele Gedanken gemacht über die Zukunft ihrer Gemeinde. Das ist schon ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.»