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Grab von internationaler Bedeutung

Erstellt von Laura Hohler |
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Das Grab des renommierten Schweizer Tiefenpsychologen C. G. Jung auf dem Friedhof Küsnacht Dorf zieht jedes Jahr zahlreiche Touristen aus dem Ausland an. Die Stiftung der Werke von C. G. Jung ist verantwortlich für den Unterhalt des Grabmals.

Die Werkstiftung, hervorgegangen aus der Erbengemeinschaft, kümmert sich um das Jungsche Familiengrab und dessen Pflege. Laut Thomas Fischer, Urenkel von C. G. Jung und Geschäftsführer der Stiftung, sei das Grab mittlerweile etwas verwittert und mit viel Moos überzogen, da es sich in einem schattigen Ecken des Friedhofes befinde. «Eine Reinigung und Auffrischung würde dem Grabstein sicherlich guttun», sagt Fischer.
Dies wurde zuletzt vor rund zehn Jahren gemacht und sei nun wieder geplant, was auch der Enkel des Seelenforschers, Andreas Jung, bestätigte. «Wir werden es demnächst in Auftrag geben», so Fischer.

Internationaler Tourismus

Letztes Jahr mussten die Erben ausserdem einen Antrag auf Verlängerung für das Grab bei der Gemeinde Küsnacht stellen. «Wir haben diesbezüglich ein Schreiben des Friedhofsamtes erhalten, dass das Grab sonst bald aufgehoben würde», so Fischer. Dies habe ihn etwas überrascht. Viele seien sich heute der internationalen Wirkung Jungs nicht mehr bewusst, weiss der Urenkel. «Es ist ein Fakt, dass wir hier einen internationalen Tourismus haben und viele Menschen das Grab Jungs besuchen wollen.» Laut Umfragen der Präsenz Schweiz gehöre Jung bis zum heutigen Tag zu den bekanntesten Schweizer Persönlichkeiten.

Nicht nur etliche Studierende des Instituts, sondern auch andere Interessierte pilgern jährlich nach Küsnacht, um dem Begründer der analytischen Psychologie die letzte Ehre zu erweisen. «Das Grab Jungs ist, wie auch das Institut und das Wohnhaus, ein Fixpunkt ihrer Reise», sagt Fischer.

«Da heute kaum mehr Personen am Leben sind, die noch persönlich mit ihm zusammenarbeiteten, ist dies für viele die einzige Möglichkeit, Jung etwas näher zu kommen.» Es gebe auch immer wieder Menschen, die sich bei den Nachfahren melden würden.

«Man kann C. G. Jungs Grab von der internationalen Ausstrahlung her etwa mit demjenigen von James Joyce auf dem Zürichberg vergleichen», so Fischer weiter. In anderen Städten wie beispielsweise Paris oder Wien gebe es Hinweistafeln an den Friedhöfen, um den Besucherinnen und Besuchern zu zeigen, wo prominente Verstorbene liegen. Hierzulande sei dies viel schlichter gehandhabt.

Grabstein persönlich entworfen

C. G. Jung hat vor seinem Tod konkrete Wünsche zu seinem Grabstein geäussert. Zusammen mit seinem Sohn Franz Jung, der als Architekt tätig war, hat er diesen entworfen. Die lateinische Inschrift «Vocatus atque non vocatus deus aderit» (deutsch: «Gerufen oder nicht gerufen, Gott wird da sein») ziert dabei die schlichte Steinplatte. Dieses Motto steht auch über dem Eingang zum Haus C. G. Jung. «Aufgeschnappt hat er diesen delphischen Orakelspruch bei dem Theologen und Renaissance-Gelehrten Erasmus von Rotterdam», so Fischer.
So schreibt C. G. Jung in einem Brief an den Engländer Eugene M. E. Rolfe von 1960 über sein Lebensmotto: «Ja, der Gott wird zur Stelle sein, aber in welcher Gestalt und in welcher Absicht?» Damit beginne ein bedeutender Weg zu Gott selbst und dies scheine die letzte Frage an sich zu sein (aus C. G. Jung Briefe, Band III). Am 6. Juni 1961 ist der grosse Psychiater in Küsnacht gestorben.