Vergangene Woche informierte der Herrliberger Gemeinderat über die Gestaltung des Grünraums entlang des Büelhältlibachs. Vor allem der Bau einer Treppe sorgte für Diskussionen.
Der Büelhältlibach in Herrliberg soll wieder an die Oberfläche geholt werden. Ein um ihn herum gestalteter Park mit Grünraum sowie der Umbau des Spielplatzes vor der Zehntenscheune und der Bau zweier Treppenaufgänge zur Vogtei würden das Gebiet attraktiver gestalten.
Letzteres stiess bei einigen Herrlibergerinnen und Herrlibergern auf Widerstand. Das Vorhaben um die Revitalisierung des Büelhältlibachs und die Gesamtkosten über 3,6 Millionen Franken waren unumstritten. Die Detailgestaltung des Parks wurde allerdings von einigen der rund 120 Anwesenden scharf kritisiert.
Abstimmung wurde verschoben
Eigentlich hätte das Projekt bereits seit der Urnenabstimmung im September vom Tisch sein sollen. Doch lancierten Antonia Baumann vom Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVH) und der ehemalige Gemeindepräsident Walter Wittmer eine Initiative, welche auf die Freitreppe zur Zehntenscheune und auf den Ersatz des Spielplatzes verzichten will.
Zwar erklärte der Gemeinderat die Initiative für ungültig, Wirkung zeigte sie aber allemal. Das Geschäft wurde verschoben. Der Gemeinderat wollte Bedenkzeit schaffen und die Bevölkerung an einem separaten Anlass nochmals informieren.
Seesicht sei eingeschränkt
Der zurzeit bei der Vogteiwiese eingedolte Büelhältlibach soll freigelegt werden und mit einem Fussweg das Seeufer und die Vogtei direkt verbinden. Sitzbänke entlang des Bachs, ein neuer Kiesplatz unterhalb der Vogtei sowie zwei Sandsteintreppen, welche die verschiedenen Ebenen verbinden, sollen das Gebiet um den Bach und der Vogtei attraktiver gestalten.
«Alle Generationen und Bevölkerungsschichten sind um die Vogtei vertreten. Das gesellschaftliche, kulturelle und politische Leben findet mehrheitlich hier statt», sagte Gemeindepräsident Gaudenz Schwitter (FDP) vor dem Publikum und erläuterte weitere Punkte zum Projekt. So plant der Gemeinderat den Anbau von Hochstammapfelbäumen im Gebiet der Vogtei und die Nutzung der Vogteiwiese als Magerwiese.
Zu diskutieren gab vor allem die Umgestaltung der Zehntenscheune. Der sanierungsbedürftige Spielplatz soll verschoben und die Findlingsmauer punktuell für eine Sandsteintreppe aufgebrochen werden. Die Idee: Wer seeaufwärts unterwegs ist, soll die Vogtei stets im Blick haben, und wer sich seeabwärts bewegt, soll jederzeit Sicht auf das Panorama mit Zürichsee haben.
Ein Dorn im Auge für etliche Herrlibergerinnen und Herrliberger, zumal die Seesicht von der Zehntentrotte aus von einzelnen Teilnehmenden angezweifelt wurde. «Von hier aus sieht man den See nicht mal richtig», meinte eine Herrlibergerin. Gemeindepräsident Gaudenz Schwitter und das Projektkomitee waren da anderer Ansicht.
Doch hagelte es weiter an Kritik. «Es wird zu viel verbaut. Mit Grünraum hat das nur wenig zu tun», sagte eine Votantin. Aus dem Publikum wurde sie bestärkt: «Mir ist hier zu viel menschengemacht. Selbst die Apfelbäume werden künstlich gezüchtet. Wir brauchen mehr Waldfläche.» Schwitter und die mit dem Projekt beauftragten Landschaftsarchitektin Sonja Fritschi finden jedoch klare Worte: «Wir befinden uns im Siedlungsraum. Da können wir nicht alles der Natur überlassen. Der Anbau von Apfelbäumen ist hier sinnvoll.» Er weist auf die frühere Nutzung der Vogteiwiese hin, welche neben Weinbau auch Obstbäume aufwies. «Ausserdem bietet der neue Obstgarten Lebensraum für Vogel und Insekten», fügt Fritschi an.
Bedenken um Barrierefreiheit
Sorgen machte sich die Herrliberger Bevölkerung auch um die Zugänglichkeit. Der Kiesplatz und die Treppenaufgänge seien für gehbehinderte Personen und Familien mit Kinderwagen ungeeignet. Fritschi versuchte die Anwesenden zu beruhigen: «Die bestehende Zufahrt zur Vogtei nebenan garantiert den Zugang für Personen mit mobilen Einschränkungen. Zudem ist der Kies nicht lose. Es handelt sich um Mergelbelag.» Warm wurden die Kritiker um das Vorhaben mit der Sandsteintreppe nicht. Vor dem historischen Vogteigebäude stünde sie zu dominant. Der Denkmalschutz des Kantons Zürich hat das Projekt allerdings abgesegnet.
Gegen Ende der Veranstaltung sprach sich doch noch ein Herrliberger für das Projekt des Gemeinderats aus: «Das ist eine riesige Chance für Herrliberg, aber wir jammern nur.» Im Anschluss des Infoanlasses bekamen die Anwesenden die Möglichkeit, sich mit Vertretern des Projekts genauer über das Vorhaben zu informieren. Der Gemeinderat plant zudem, Personen aus der Bevölkerung in die Baukommission aufzunehmen. Das Projekt kommt nächstes Jahr an die Urne.