Abo bestellen

Hier soll eine Flaniermeile entstehen

Erstellt von Dennis Baumann |
Zurück

Die ehemalige Verbindung zwischen Bahnhof Küsnacht und Schiffstation soll wiederbelebt werden. Vergangene Woche zeigten die Projektverantwortlichen, wie das neue Verbindungsstück aussehen könnte.

Mehrere Jahrzehnte galt der breite Boulevard zwischen Bahnhof Küsnacht und der Schiffstation am Seeufer als wichtiger und repräsentativer Raum für Küsnacht. Durch den Bau der Seestrasse und den Parkplatz des Hotels Sonne in den Siebzigern ging der einstige Boulevard verloren. «Wir wollen diese Schnittstelle wiederbeleben», sagte Daniel Dahinden, Abteilungsleiter Planung.

Begrünungsanlagen, Sitzplätze und eine generelle Aufwertung des Areals sollen das Verbindungsstück zurückbringen und zur Flaniermeile machen. «Der Küsnachter Dorfkern wird mit der Wiederbelebung stark an Attraktivität und Leben gewinnen», so Ueli Erb (SVP), Gemeinderat und Vorsteher Hochbau und Planung. Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen. Das Planerteam präsentierte seine ersten Ideen an einem Infoanlass vor rund 30 Interessierten. Die Feedbacks waren gemischt. 

Diskrepanz zwischen Dorfteilen

«Wenn man durch Küsnacht läuft, gibt es eine sehr hohe Wertigkeit», sagte Raumplaner Dieter Zumsteg. Er bezog sich auf den Dorfteil oberhalb der Gleise. Die Grünflächen, die verwendeten Materialien und viele weitere Elemente machen jenen Teil für Fussgängerinnen und Fussgänger attraktiv. «Im unteren Dorfteil hat man allerdings das Gefühl, dass der Charme und das Gepflegte etwas verloren gehen», fügte Zumsteg an. 

Bei den Teilnehmenden stiess er damit auf Zustimmung. Die Anwesenden waren sich einig, dass der untere Dorfteil zum Verweilen weniger attraktiv ist. Mit einer Aufwertung dieses Areals sollte sich das nun ändern. Das Planerteam hat dafür einige Ideen: eine Begrünung mit Pappeln oder pappelähnlichen Bäumen, ein neuer Pflasterstein ähnlich zum Dorfplatz und neue Beleuchtungen auf den Dächern der betroffenen Liegenschaften. Zudem kann sich das Planerteam auf der Seeseite des Bahnhofs vorstellen, einen Platz für einen Markt zu schaffen. Längerfristig könnte das Projekt auch Gewerbe an­locken, meinen die Projektverantwortlichen. 

Verkehrt gibt zu reden

Um eine Umleitung des Verkehrs kommt man bei diesem Projekt nicht herum. So wäre eine Möglichkeit, die Zufahrt zum Bahnhof von der Seestrasse nicht mehr über die Oberwacht- und Poststrasse, sondern über die Kohlrainstrasse umzuleiten. Auf der Poststrasse würde Einwegverkehr herrschen. Die Begeisterung hielt sich bei den Anwesenden in Grenzen. «Das Areal fussgängerfreundlich zu gestalten ist zwar gut, aber viele Küsnachter benutzen ihr Auto. Vor allem Personen im höheren Alter sind darauf angewiesen», gab einer der Anwesenden zu bemerken. 

Die Zufahrt sei weiterhin problemlos möglich, betonte Zumsteg: «Uns geht es nicht darum, den Verkehr zu eliminieren.» Eine Verkehrsumleitung wäre für das Projekt notwendig, ansonsten würde der Raum nicht zum Verweilen einladen.

«Es ist zu laut hier»

Das Verbindungsstück wäre aufgrund des Lärms ohnehin unattraktiv, meldete sich einer der Interessierten zu Wort. Trotz Verkehrsumleitung würde die Seestrasse weiterhin zu viel Lärm verursachen: «Es ist zu laut hier. Wenn ich irgendwo verweilen möchte, laufe ich weiter zum See runter.» 

Ein weiterer Punkt ist der Parkplatz des Hotels Sonne. Dieser würde für die Flanierzone weichen. Die Parkplätze müssten an einen anderen Standort verschoben werden. Der Anlieferverkehr vor dem Hotel soll wiederum möglich sein. So rege der Parkplatz auch genutzt wird, stiess dieser Vorschlag dennoch auf Zustimmung. «Der Platz wäre viel attraktiver, wenn die Autos nicht dort wären», meinte einer der Anwesenden. 

Feedbacks ernst genommen

Um dieses Projekt realisieren zu können, steht das Planerteam mit zahlreichen Parteien in Kontakt. Mit den SBB, der ZSG, der Post bis hin zu allen vom Projekt betroffenen Anwohnern führt das Planerteam Gespräche. Bis jetzt treffen die Verantwortlichen hauptsächlich auf positive Voten. Das Feedback des Infoanlasses nimmt das Team nun auf. «Wir nehmen die Meinungen der Küsnachterinnen und Küsnachter sehr ernst. Vom Projekt sollen schliesslich alle profitieren», sagte Daniel Dahinden. 

Einen Zeithorizont gibt es für das Projekt noch nicht. Ebenfalls nicht bekannt ist, wie viel das Ganze die Gemeinde kosten soll. Das Planerteam ist mit den Abklärungen noch dran und ist weiterhin offen für Ideen aus der Bevölkerung. Über die kritischen Stimmen ist Dahinden sogar froh: «Dafür haben wir den Infoanlass durchgeführt. Es ging darum, den Puls zu fühlen.»