Homeschooling und Lehrstellensuche: Weder für die Schülerinnen und Schüler des öffentlichen Berufsvorbereitungsjahres der Tempus-Schule in Küsnacht noch für ihre Lehrpersonen lief in den letzten Wochen alles wie gewohnt.
Dass sich die Lehrstellensuche durch das Coronavirus schwieriger gestaltet als sonst, merkt auch Christian Süss, Rektor der Tempus-Schule in Küsnacht: «In anderen Jahren hatten wir für 98 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler eine Anschlusslösung. Dieses Jahr liegen wir im Moment bei 91 Prozent.»
Besonders von der Situation betroffen seien die Jugendlichen im Profil Sprache und Integration. Sie können im Privaten oftmals nicht auf die gleiche Unterstützung bei der Lehrstellensuche zählen wie andere Jugendliche. «Schüler in diesem Profil finden ihre Lehrstellen oft erst im Frühling. Genau die Zeit, auf die nun die Corona-Krise gefallen ist», so Süss. Während des Lockdowns fielen nicht nur Schnuppertermine und Vorstellungsgespräche weg, sondern den Jugendlichen fehlte, neben der Infrastruktur in der Schule, auch der Support der Lehrpersonen, um sich weiterhin zu bewerben. Um Lernende in diesem Profil weiter zu unterstützen, hat das Mittelschul- und Berufsbildungsamt nun beschlossen, ihnen ein weiteres Jahr in der Berufsvorbereitung zu genehmigen. «Von 30 Schülerinnen und Schülern werden bei uns acht das Angebot in Anspruch nehmen. Die anderen haben eine Anschlusslösung», sagt der Schulleiter.
Stolz ist Süss auch auf sein Team: «Obwohl es für alle eine herausfordernde Zeit war, konnten wir unsere Synergien nutzen, uns rasch auf die immer neuen Regelungen einstellen und sind als Team noch mehr zusammengewachsen.» Für die Zukunft nehmen er und sein Team die Gewissheit mit, dass sie mit ihrer Strategie, auf Bewährtes zu setzen und den Fokus auf die wesentlichen Dinge zu legen, eine Krise wie die Corona-Pandemie meistern können.
Optimismus vermitteln
«Wir waren glücklicherweise gut vorbereitet», so Süss über das plötzliche Aus für den Präsenzunterricht. «Einerseits verfügen wir mit unserer Lernplattform über ein digitales Instrument, mit dem wir den Unterricht weiterführen konnten, und andererseits organisierten wir für Schülerinnen und Schüler ohne Zugang zu einem Computer den Unterricht via Whatsapp und Post.» Wichtig für einen reibungslosen Ablauf war dabei, Rahmenbedingungen zu schaffen und Prozesse immer gleich aufzubauen: «Und natürlich mussten wir unsere Lernenden mit positiven Impulsen bei Laune halten und ihnen trotz der schweren Lage Optimismus vermitteln», sagt der Rektor. «Gemeinsam nach vorne blicken», war das Kredo.
Nicht allen Schülern fiel es leicht, mit der neuen Art zu unterrichten umzugehen: «Besonders Jugendliche, denen eine Struktur fehlt, hatten Mühe, sich mit dem Fernunterricht zu arrangieren», erzählt Süss. Diese Jugendlichen wurden von ihm und seinem Team mit vielen Gesprächen, aber auch liebevoller Strenge und etwas gesundem Druck zurück in die Spur gelotst. «Es gab aber auch Lernende, die in der neuen Lernform regelrecht aufgeblüht sind», berichtet er. Bis auf Weiteres wird der Fernunterricht auch nach der Öffnung teilweise beibehalten: «Wir müssen in konstanten Gruppen unterrichten. Der integrative Unterricht, bei dem die Klassen durchmischt werden, ist derzeit nur so möglich.»
Fokus auf Lehrstellensuche
Im öffentlichen Berufsvorbereitungsjahr an der Tempus-Schule erhalten Jugendliche, die nach der 3. Sekundarschule keine Lehrstelle oder Anschlusslösung gefunden haben, die Möglichkeit, sich ihren Bedürfnissen entsprechend in einem von sechs Profilen auf die Berufswelt vorzubereiten. Den Schülern stehen die Profile schulische Weiterbildung, Handwerk und Technik, Gesundheit und Soziales, Berufspraktikum, schulische Weiterbildung sowie Sprache und Integration zur Verfügung. Dabei steht das Finden einer passenden Lehrstelle im Fokus: «Wir unterstützen die Schüler intensiv beim Übergang von der Schule in die Berufswelt.» Dazu wird der Unterricht gezielt auf die Berufswahl ausgerichtet: «Der Bezug zur Berufswelt ist uns sehr wichtig. Die Jugendlichen sollen verstehen, wo sie ihre Fähigkeiten, Interessen und ihr Wissen später einsetzen können».