61 zu 60 Stimmen – so knapp ist die Sanierung des Gasthofs Krone an der Gemeindeversammlung in Küsnacht abgelehnt worden. «Sanierung ja, aber», lautete der Tenor – der Gemeinderat soll nun ein Vorprojekt ausarbeiten. Zudem wurden die scheidenden Behördenmitglieder verabschiedet.
Für Gemeinderat Ueli Schlumpf (SVP) war es am Montag das letzte Geschäft, das er als Liegenschaftenvorsteher an einer Gemeindeversammlung präsentieren durfte: die Sanierung des Gasthofs Krone auf der Forch, Kreditbewilligung: rund 5,5 Millionen Franken, Kostengenauigkeit +/– 25 Prozent. Diese grosse Abweichung nähme der Gemeinderat in Kauf, weil der Sanierungsbedarf «dringend» sei und man keinen längeren Leerbestand wolle, führte Schlumpf aus. Deshalb hat es bei der Sanierung kein Vorprojekt gegeben, nur ein Gastrokonzept und eine Machbarkeitsstudie, und der Gemeinderat wollte an der Versammlung «ohne unnötige Planungsrunden» gleich zum Baukredit schreiten. Denn: «Der Gasthof erfüllt für die Bevölkerung des Küsnachterbergs, die dortigen Vereine und die Erholungsuchenden eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe.»
Ein Grund des Sanierungsprojekts: Per Ende September dieses Jahres geht die langjährige Wirtefamilie in Pension, bereist seit 37 Jahren ist sie zur Miete. Vor 52 Jahren kaufte die Gemeinde den Gasthof, erbaut wurde er im Jahr 1783 einst als Station für Postkutschen und deren Gäste. Seit der Gasthof in Besitz der Gemeinde ist, hatte es zuletzt 1980 eine Sanierung der Innenräume gegeben, danach nur noch Brandschutzanpassungen und Fassadenarbeiten, sonst nichts.
Neu mit Gästezimmern
Im neuen Gasthof soll die Küche nun ins Untergeschoss verlegt werden, damit im ersten Geschoss eine grössere Gaststube mit Bankettraum und neu einem Loungebereich Platz hat. Die Wirtewohnung soll zugunsten von vier Studios für die Angestellten im Dachgeschoss – zurzeit ungenutzt – ganz aufgelöst werden, und zudem sollen sechs Gästezimmer im zweiten Obergeschoss neu dazukommen, weil heutzutage ein Gasthof eine Übernachtungsmöglichkeit bieten müsse, so Schlumpf. Und die «markante Stimme vom Berg», wie Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP) ihn später bei der Verabschiedung nochmals nennen wird, setzte zu einem letzten beherzten Überzeugungsvotum kurz vor der Abstimmung an: «Es stimmt nicht, dass ich vor meinem Abgang jetzt noch schnell alles unter Dach und Fach bringen will.» Wäre der Baukredit aber an diesem Abend gesprochen worden, dann – so Schlumpf zu den Anwesenden – «könnten Sie Ihr Weihnachtsessen auf der Forch Ende 2023 feiern».
Die anwesenden Stimmberechtigten wollten aber nicht – allerdings äusserst knapp: 61 zu 60 Stimmen beschlossen, das Geschäft zugunsten einer höheren Genauigkeit der Kosten zurück an den Gemeinderat zu schicken. Dieser soll nun ein Vorprojekt erarbeiten – genau so hatte es auch die Rechnungsprüfungskommission (RPK) in ihrem Votum gefordert.
Brisant, dass der Abend vermutlich anders verlaufen wäre, hätte Gemeinderat Ueli Erb (SVP) die Abstimmung nicht verpasst – auch für ihn war es am Montag die letzte Versammlung als amtierendes Behördenmitglied. Aber er musste wegen eines Babysitterdienstes vor der Abstimmung zur «Krone» gehen. Es ist jedenfalls anzunehmen, dass er den Rückweisungsantrag abgelehnt hätte und ein Pattentscheid gefordert gewesen wäre – heisst: Gemeindepräsident Markus Ernst hätte dann ebenfalls mit abstimmen dürfen.
«Ich musste die Situation kurz abklären», sagte Ernst, nachdem er sich eiligst mit den anwesenden Angestellten beratschlagt hatte – an diesem so oder so schon heissen Abend in der Heslihalle mit einem dann ebenso heissen Resultat. «Der neue Liegenschaftenvorsteher kann sich jetzt also das neue Vorgehen überlegen», meinte Ernst zum Abschluss und in Anspielung darauf, dass die Ressorts des neu zusammengesetzten Gemeinderats bald verteilt werden.
Weitere Geschäfte ohne Diskussion
Alle andern Geschäfte gingen dafür umso zügiger über die Bühne. Allen voran die Jahresrechnung 2021 wurde ohne Diskussion genehmigt – präsentiert für einmal von Markus Ernst und nicht vom Finanzvorsteher Martin Schneider (SVP), der am Montag ebenfalls seinen letzten Abend gehabt hätte, sich wegen Krankheit aber entschuldigen musste. Sein letztes «Geschäft» schliesst erfreulich mit einem um 8,6 Millionen Franken besseren Plus als budgetiert ab, nämlich mit 9,3 Millionen Franken. Unter anderem verdankt man das gute Ergebnis der um 4 Millionen Franken geringeren Einzahlung in den Finanzausgleich. Auch die Corona-Krise schlug nicht dramatisch zu Buche; es gab eine nicht budgetierte Nothilfe über 0,16 Millionen Franken an das Küsnachter Gewerbe. Das zweckfreie Eigenkapital im Steuerhaushalt beträgt solide 176,2 Millionen Franken.
Nachtragskredite und Forch kritisiert
Etwas Kritik vonseiten der SVP gab es betreffend Geschäft 3 und 4: Da ging es um eine Pro-forma-Absegnung zweier Nachtragskredite, einerseits für die Umnutzung der Alten Landstrasse 135 und andererseits für den Neubau der Schulanlage Goldbach. «Insgesamt werden da 1,5 Millionen Franken Mehrkosten gesprochen», meinte der Vizepräsident der SVP, Michael Schollenberger, «meine Partei wünschte sich, dass in Zukunft besser projektiert wird.»
Zuletzt gab es vier Anfragen zur geplanten Doppelspur der Forchbahn inklusive des für einige Anwohnerinnen und Anwohner auf der Forch «massigen» neuen Instandhaltungszentrums (IHZ). Der Gemeinderat erläuterte in seinen Antworten, dass er – auch wegen des Bevölkerungswachstums – dem Projekt grundsätzlich wohlwollend gegenüber stehe und es aber gleichzeitig auch das Projekt der Forchbahn AG sei. Der anwesende Küsnachter Kantonsrat Hans-Peter Amrein (fraktionslos, noch in der nationalen SVP) drohte an, dass er gegen die Antworten des Gemeinderates rechtlich vorgehen werde. «Man müsste bei so einem Projekt erst die Bevölkerung fragen», meinte er. Und: «Ich werde mich weiter für die Interessen der Förchler einsetzen.»