Am Samstag findet der Auftakt für ein «grüneres» Küsnacht statt. Die Nachhaltigkeit soll gesteigert werden. Offen ist, ob mit einem Unverpackt-Laden oder einem erhöhten Angebot an lokalen Produkten.
Die Heslihalle ist am kommenden Samstag ab 10 Uhr offen für – ja, nicht weniger als die Zukunft. Dann nämlich treffen sich die interessierten Küsnachterinnen und Küsnachter zu einem Kick-off-Event im Namen der Umwelt: Sie denken über die nächste Generation und die kommenden ökologischen Herausforderungen nach. «Wir bringen das Thema Nachhaltigkeit unter die Leute», sagt Simon Gisler, Projektleiter und Gründer des Gipfelstürmer Programms (GiP), das nun in Küsnacht startet.
Einzelgespräche geführt
Seit ein paar Wochen führt das GiP-Team vom gleichnamigen Stadtzürcher Verein Gipfelstürmer Programm bereits Einzelgespräche mit ausgewählten Küsnachterinnen und Küsnachtern. «Es geht darum, den Puls der Bevölkerung zu fühlen und einen ersten Eindruck der Gemeinde zu gewinnen», so Gisler. Denn die konkreten Ideen für ein nachhaltigeres Dorf sollen von den Bewohnern selbst kommen.
Das Ziel ist es, im einjährigen Programm am Schluss ungefähr zehn Workshops mit engagierten Personen durchzuführen und so neue ökologische Projekte spezifisch für Küsnacht anzustossen. Vorantreiben sollen diese dann aber die lokalen Protagonisten selbst, das GiP-Team unterstützt den Kreationsprozess und fungiert als Wegweiser für das Entstehende. «Alle müssen nicht beim Projekt mitmachen», sagt Gisler auf die Frage, wie viele Teilnehmenden er denn erwartet. «Wichtig ist es vielmehr, die sogenannten ‹innovators› und ‹early adapters› – also die Innovatoren und Unterstützer – zu gewinnen und diese zu motivieren, passende Lösungen zu finden.»
Ökodörfli Küsnacht?
Ein Ökodörfli soll Küsnacht nicht werden, winkt Gisler ab, «aber das Ziel ist es, eine ökologischere Lebensweise zu finden». Nach einem Jahr sollen die engagierten Personen das erarbeitete Leitbild weiterführen können. Dabei wolle man auf dem bereits bestehenden Angebot im Dorf aufbauen. Beispielsweise dem gut etablierten Repair-Café, das es in Küsnacht zur Wiederverwertung von kaputten Elektrogeräten schon gibt. «Man könnte das Angebot ausbauen und beispielsweise auch Lebensmittel von lokalen Biobauern anbieten.» Corona habe schliesslich gezeigt, dass wir alle sehr wohl abhängig sind von einer globalisierten Wirtschaft. «Diese müssen wir nun wieder zurückbuchstabieren und unsere Grundbedürfnisse – gerade in so unsicheren Zeiten – lokal abdecken.»
Das habe nichts mit Sichabgrenzen zu tun, sondern es gehe um Selbstbestimmung und das Autarksein. «In diesem Sinne unterstützt die Krise unser Anliegen», so der GiP-Initiator weiter. «Mit der Klimabewegung verbindet uns das Ziel, aber wir würden nicht mit Streik und politischem Druck arbeiten.» Die Politik setze dann aber die Rahmen für die Arbeit, welche das GiP verfolgt. Gisler nennt es «Hilfe zur ökologischen Selbsthilfe».
Eine noch ungeborene Idee wäre beispielsweise ein Unverpackt-Laden in Küsnacht. «Das gibt es unseres Wissens noch nicht.» In der Stadt natürlich schon. «Aber bei unserem Projekt geht es genau darum, herauszufinden, ob so ein eigenes Projekt auf Gemeindeebenen in der Schweiz überhaupt gestartet werden kann.»
Erste Erfahrungen sind positiv
In Rickenbach bei Winterthur, der zweiten Pilotgemeinde neben Küsnacht, hat der erste Aufstieg Richtung Gipfel und Vorbildgemeinde bereits begonnen. «Es ist gut gelaufen», erzählt Simon Gisler. Das Interesse am Auftakt-Treffen sei gross gewesen. Rund 40 Personen hätten aktiv teilgenommen. «Aber», relativiert der Projektleiter, «Küsnacht ist eine viel grössere Gemeinde und alles funktioniert etwas anders.»
Würde man die zu erwartende Teilnehmerzahl am Kick-off-Event in Küsnacht hochrechnen am 3000-Seelen-Dorf Rickenbach, müssten in Küsnacht mit seinen rund 14 000 Einwohnern etwa 200 Personen kommen. «Ich kann mir aber vorstellen», so Gisler, «dass es in Küsnacht schwieriger ist, die Leute zu erreichen.» Grundsätzlich gelte: Je grösser eine Gemeinde, desto schwieriger die Erreichbarkeit.
Dann greift Gisler auf ein Bild zurück: Man begebe sich zusammen auf eine Wanderung. Man schlage die Zelte auf, das stehe für das Führen der Interviews. Dann müsse man die Karten anschauen: Das ist der Anlass am kommenden Samstag. Die darauffolgenden Workshops sind gleichzusetzen mit den verschiedenen Aufstiegen und schliesslich sei man dann auf dem Grat. Der Gipfel ist schliesslich jene Gemeinde, die sich ein lokales Ökosystem angeeignet hat und seine Ressourcen lokal nutzt.
Noch keine Auskunft
Im Voraus wollen sich die Grünen in Küsnacht, die Klimagruppe Küsnacht, und auch Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP) noch nicht zum bevorstehenden Event äussern. «Erst mal abwarten und schauen, was die Ergebnisse sein werden», sagt Ernst.
Die SP schliesslich ist «gespannt» auf den Event am Samstag: «In diesem Projekt sehen wir einen geeigneten Raum, um die kommunale Klimapolitik weiterzuentwickeln», sagt Präsident Ueli Häfeli.
Auftaktveranstaltung Gipfelstürmer Programm. Samstag, 3. Oktober, Heslihalle Küsnacht, ab 10 Uhr. Kurzfilm, Ideenwerkstatt und Apéro. Anmeldung wegen der Covid-19-Situation unter der Homepage: www.gipfelstürmer-programm.ch/küsnacht.