Beim politischen Themenabend in Küsnacht ging es um die Umwandlung des Gesundheitsnetzes in eine gemeinnützige AG sowie die Gesamtsanierung des Gasthofs Krone Forch. Das letzte Wort haben die Stimmberechtigten.
Die Gemeinde Küsnacht möchte ihre Alters- und Gesundheitsversorgung in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft überführen. «Ein logischer Schritt des bisherigen Prozesses», wie Gesundheitsvorsteherin Susanna Schubiger (GLP) am gut besuchten politischen Themenabend im Pfarreizentrum vergangene Woche ausführte. Der Prozess habe im Jahr 2013/2014 mit der Erarbeitung des Alterskonzepts auf Basis der Alterskonzepte 2005 und 2012 mit einer «Zukunftswerkstatt für das Alter» begonnen. 2021 nahm das Gesundheitsnetz Küsnacht seine Tätigkeit auf. Jetzt wurde auch die Spitex in das Gesundheitsnetz integriert.
Das Gesundheitsnetz stehe vor grossen Herausforderungen, denn die Anzahl Menschen über 80 Jahren nehme zu, so Schubiger weiter. Gleichzeitig steige die Anzahl Mehrfacherkrankungen im Alter und Demenz. Es bestehe aber ein Mangel an Fachkräften, und es gebe weniger freiwillige Helferinnen und Helfer sowie Familienunterstützung. Der administrative Mehraufwand steige. Zudem möchten immer mehr ältere Menschen in ihren eigenen vier Wänden bleiben, auch wenn gewisse Gebrechen schon da seien. Deshalb braucht es gemäss Schubiger mehr geeignete Wohnungen mit Service. «Es gibt keine Altersheime im ursprünglichen Sinn mehr. Dieses Modell wird ersetzt durch Wohnungen mit Service», so die Vorsteherin Gesundheit. Erst mit hoher Pflegebedürftigkeit würden die Menschen in ein Pflegeheim eintreten.
«Es stellt sich deshalb die Frage, wie die Alters- und Gesundheitsversorgung in Küsnacht langfristig garantiert bleibt», hielt Schubiger fest, «der Weg für Küsnacht ist das Gesundheitsnetz.» Dieses sieht vor, dass die gesamte Altersversorgung unter einem Dach ist, das heisst Beratung und Vernetzung, Spitex und ambulante Pflege, Wohnen mit Service und die beiden Pflegeheime Tägerhalde und Wangensbach. Ziele des Gesundheitsnetzes seien, dass die Menschen so lange wie möglich zu Hause bleiben können, eine massgeschneiderte Betreuung und Pflege sowie zentrale und umfassende Beratung und ein breites Angebot an geeigneten Wohnformen erhalten. Neu soll es mehr Wohnen mit Service im Tägermoos und im Wangensbach geben.
Passende Organisationsform
Dazu brauche das Gesundheitsnetz Küsnacht die passende Organisationsform. Schubiger erläuterte die Vorteile der neu geplanten gemeinnützigen AG (GNK AG). «Sie bringt mehr Know-how, Flexibilität und Entpolitisierung.» Zudem soll diese neue Organisationsform die Anstellungskonditionen bewahren. «Für die Mitarbeitenden ist eine vierjährige Besitzstandsgarantie vorgesehen», sagte sie. Die Angestellten seien weiterhin versichert bei der Pensionskasse Küsnacht.
«Die Gemeinde Küsnacht wird 100-prozentige Aktionärin der GNK AG», betonte die Gesundheitsvorsteherin. «Es gibt keinen Aktienverkauf an Private ohne Zustimmung der Stimmberechtigten.» Die Verantwortung einer guten Alters- und Gesundheitsversorgung bleibe bei der Gemeinde.
Für die Überführung in eine gemeinnützige AG braucht es eine Urnenabstimmung über die Anpassungen der Gemeindeverordnung, eine Verordnung über die GNK AG und Statuten. Zudem werden die Liegenschaften in die GNK AG übertragen, das heisst die Betriebsliegenschaft Tägerhalde und die Bauprojekte Wangensbach und Tägermoos inklusive Landanteil. Im Fall von Wangensbach verbleibt der Park bei der Gemeinde. «Dies ist die konsequente Umsetzung der Verselbstständigung und bietet mehr Flexibilität», wurde betont. «Zudem gibt es klare Zuständigkeiten.» Und nicht zuletzt wurde darauf hingewiesen, dass die Gemeinde neu einen Beteiligungsbuchwert von 40 Millionen Franken im Verwaltungsvermögen habe und Darlehensgeberin von 31 Millionen Franken sei.
Neben den Informationen von Schubiger-Münger gab es Ausführungen von Markus Leser von Curaviva sowie von Lothar Sidler, Sozialvorsteher von Kriens. Die rund 70 Anwesenden stellten zahlreiche kritische Fragen. Vor allem das demokratische Mitspracherecht beschäftigte. Mehrfach wurde versichert, dass die Stimmberechtigten über Veräusserungen von Aktien oder von Grundstücken entscheiden würden. Damit sei das demokratische Mitspracherecht garantiert. Zudem gebe es keinen Abbau von Leistungen.
Umstrittene Gesamtsanierung
Ueli Schlumpf (SVP), Vorsteher Liegenschaften, erläuterte die geplante Gesamtsanierung des Gasthofs Krone Forch. Der Gasthof, ein Ausflugsziel, sei gut gelegen und habe ein grosses Einzugsgebiet. Er sei wichtig für die Bevölkerung und die Vereine. «Die ‹Krone› hat eine wichtige gesellschaftliche Bedeutung», betonte Schlumpf. Es brauche nun aber eine Neuausrichtung, die zukunftsorientiert sei. Die Vorschriften hätten sich geändert, und die Kundschaft habe andere Bedürfnisse. Deshalb brauche es zum Beispiel einen grösseren Gastraum, Behindertengerechtigkeit, die Verlegung der Küche ins Untergeschoss sowie Erdsonden.
Im ersten Obergeschoss sind gemäss Schlumpf Bankett- und Gastroräume vorgesehen. Im zweiten Obergeschoss sollen sechs Gästezimmer und im ersten Dachgeschoss vier Studios eingerichtet werden. Für die Gesamtsanierung soll ein Baukredit von 5,5 Millionen Franken plus/minus 25 Prozent gesprochen werden. Der Baubeginn ist im ersten bis zweiten Quartal 2023 geplant, fertig sollen diese Räume im vierten Quartal 2023 sein. Am 20. Juni findet die Gemeindeversammlung statt.
Nach der Präsentation von Schlumpf wurde rege über das Projekt diskutiert. Die geplanten Zimmer brauche es nicht, wurde festgehalten. «Der Gemeinderat muss nochmals über die Bücher gehen», wurde gefordert. Auch die Rolle des Denkmalschutzes beim Umbau wurde kontrovers diskutiert. Andere meinten, dass der Pachtzins von 240 000 Franken zu hoch sei für einen Wirt. Es gebe ein teures Restaurant. Auch die Abweichung beim Baukredit sei zu gross. «Warum wird das Vorhaben nicht in zwei Schritten realisiert, das heisst, zuerst wird über einen Planungskredit entschieden?», fragten Anwesende. «Der Gemeinderat will keine Zusatzschlaufe machen», betonte Schlumpf.
Nächste Schritte zur GNK AG
Information und Austausch mit Rechnungsprüfungskommission (RPK), Dialogabende mit der Bevölkerung am 23. Juni, am 4. Juli und am 24. August; 9. November: GR-Beschluss; 10. November: Mitarbeitende- und Medieninformation, 12. März 2023: Urnenabstimmung.