Die Mitglieder des Küsnachter Jodelklubs Bergbrünneli können in der Coronakrise nicht mehr proben. Mit einem YouTube-Video möchten sie auch in dieser Zeit Zusammenhalt ausstrahlen.
In einer Gruppe zu musizieren, war in den vergangenen Wochen nur schwierig bis gar nicht möglich. Gerade bei Chorproben, wo die Sänger eng beieinanderstehen, mussten die Stimmbänder vorerst zwangsweise geschont werden. So auch beim Jodelklub Bergbrünneli aus Küsnacht.
Nur war es für die 15 Mitglieder des Jodelvereins schwierig, der Versuchung zu widerstehen. Daher traten die Sänger trotz Corona-Pandemie gemeinsam auf, wenn auch nur virtuell, über ein YouTube-Video.
Von zu Hause gemeinsam singen
Die letzten Wochen waren für den Küsnachter Jodelklub nicht einfach. Sämtliche Proben und Anlässe mussten abgesagt werden. «Vor allem das Drumherum fehlte. Nach den Proben etwas trinken zu gehen zum Beispiel», sagt Grégoire May. Er ist Vorstands- und Gründungsmitglied des Jodelklubs Bergbrünneli.
Im Prinzip aus Langeweile und um den Gemeinschaftssinn aufrechtzuerhalten, kamen die Mitglieder auf eine digitale Alternative zum Proben: «Viele Orchester haben auf YouTube Videos hochgeladen, wie sie von zu Hause aus gemeinsam musizieren. Also dachten wir uns, dass wir das als Jodelverein auch können», so Grégoire May. Das Resultat kann sich sehen lassen. Die Mitglieder singen aufeinander abgestimmt, als würden sie in Wirklichkeit gemeinsam auftreten.
Leicht sei die Umsetzung nicht gewesen, betont May. Denn die Mitglieder haben jeweils für sich alleine gesungen. Zunächst sogar frei, ohne richtige Vorgabe. Dieser Versuch scheiterte jedoch. Damit die einzelnen Clips zu einem Ganzen zusammengefügt werden können, setzte May eine Vorlage fest. Er nahm sich selbst auf und schickte jene Aufnahme an die Vereinsmitglieder.
An dieser haben sich die Sänger orientiert und ihre Stimmen jeweils angepasst. Wie und auf welche Art und Weise man sich aufnimmt, war jedem Mitglied selbst überlassen, erklärt May. Nicht jeder habe bei sich ein Mikrofon rumstehen, daher mussten einige auf ihr Smartphone-Mikrofon ausweichen.
«Auch was die Tracht angeht, nicht alle haben diese bei sich zu Hause. Ein weisses Hemd tut's auch», so das Vorstandsmitglied. Zudem haben die Jodler ihren Hintergrund, vor dem sie singen, selbst ausgewählt. Ob ein Greenscreen mit Kühen, der eigene Garten oder ein nahe gelegener See, die verschiedensten Varianten sind im Video zu sehen. Die eigentliche Herausforderung bestand im Zusammenfügen der einzelnen Videoaufnahmen. Ein Vereinsmitglied hat sich dieser Aufgabe gewidmet. Die Stimmen aufeinander abzustimmen, damit sie synchron ertönen, sei das Schwierigste gewesen, erklärt May.
Aufgrund der verschiedenen Mikrofonqualitäten mussten auch die Lautstärken der einzelnen Sänger angepasst werden. Stundenlanges Zusammenschneiden und ein gutes Gehör, um die einzelnen Stimmen zu synchronisieren, stecken hinter diesem Endergebnis.
Vorfreude auf «richtige» Proben
Das Video haben die Mitglieder für sich selbst gemacht. Einen viralen Durchbruch haben die Jodler nicht erwartet. Die wenigen Rückmeldungen seien trotzdem positiv gewesen. Ein richtiges Konzert sei es schlussendlich trotzdem nicht gewesen, meint May. «Es ist natürlich nicht dasselbe, aber ein lustiger Gag für zwischendurch bleibt es.» Einen Vorteil habe das virtuelle Konzert doch noch. Zwei ehemalige Mitglieder, die nicht mehr in der Schweiz wohnen, konnten im Video dabei sein.
Die Sänger des Küsnachter Jodelklubs können es kaum abwarten, wieder gemeinsam zu proben. Denn seit dem Lockdown haben sich die Mitglieder nur ein einziges Mal getroffen. Natürlich mit genügend Abstand, wie May versichert. (Dennis Baumann)