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Küsnachter Kulturpreis geht an die Jodler

Erstellt von Manuela Moser |
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Grund für einen langen Juchzer: Der Jodlerklub «Bergbrünneli» Küsnacht erhält den diesjährigen Förderpreis der Gemeinde. Die Corona-Zeit war gerade für die Musiker des erst jungen Vereins schwierig. Nun folgen aber wieder Auftritte — im August hoffentlich mit der eigenen Tracht.

Die dreizehn Männer haben bereits beim Schneider Mass genommen für die neue Tracht, schon vor Bekanntgabe des Preises, doch nun ist ihre Freude noch grösser: Der diesjährige Kulturpreis der Gemeinde Küsnacht, dotiert mit 10  000 Franken, geht an die «talentierten und am­bitionierten Musiker» des Jodlerklubs «Bergbrünneli», wie es in einer aktuellen Pressemitteilung heisst. «Die Kulturkommission und der Gemeinderat möchten mit der Verleihung des Förderpreises ihre Anerkennung ausdrücken: für den Mut, Neues zu wagen sowie für die grosse ­Eigeninitiative, mit der in kurzer Zeit eine starke Präsenz und Vernetzung in der ­Gemeinde aufgebaut wurde.»

Steiler Aufstieg

Tatsächlich: Im April 2019 hatten die Jodler ihren ersten offiziellen Auftritt in der reformierten Kirche Küsnacht; kurz danach nahmen sie am Nordostschweizerischen Jodlerfest in Winterthur teil –prompt ersangen sie sich mit dem Wettlied «Abigsäge» von Ferdinand Krayenbühl neben 4000 Aktiven die Teilnahme am Eidgenössischen Jodlerfest in Basel und qualifizierten sich sogar für die erste Klasse. Dabei probten die dreizehn Männer mit dem auffällig tiefen Durchschnittsalter von 33 Jahren erst seit November 2018 zusammen. Im Januar 2020 folgte dann der Auftritt am Küsnachter Neujahrsapéro. Dann kam Corona und stoppte alles. Nein, nicht ganz. Die engagierten Sänger – allen voran der Dirigent und Mitbegründer des Jodlerklubs, Grégoire May, suchten mit Elan und Hilfe von Sponsoren Wege, virtuell zusammen zu proben und gaben am 15. Mai 2021 per Livestream ihr Jahreskonzert.

Und nun der Kulturpreis: «Es ist für uns eine sehr grosse Freude, diese Auszeichnung zu bekommen», sagt Grégoire May, «denn es heisst, dass das, was wir
aus Überzeugung machen, andere Menschen berührt.» Der Preis sei eine schöne Bestätigung, «dass wir auf einem guten Weg sind».

Die Männer habe immer «nur die Freude am Singen und am Zusammensein» motiviert. «Klar sind wir jünger als die meisten andern Jodlerklubs, klar bringen viele unserer Sänger viel Chorerfahrung im klassischen Bereich mit, klar proben wir anders als die übliche wöchentliche Probe», so May, doch dies sei alles «nur Detail». «Viel wichtiger ist, dass wir schöne Jodellieder singen und an Jodlerfesten fröhlich teilnehmen.»

Die Corona-Zeit sei schwierig gewesen, besonders Chöre hätten ja nicht aktiv bleiben können. «Wir haben die Lage aber immer beobachtet und wenn immer möglich, dann haben wir gesungen», sagt  May. So sei dies letzten Sommer gut gegangen, und auch im frühen Herbst 2020. «Seit Mitte April nun proben wir wieder – meistens draussen.»

Etwas Gutes brachte Corona trotzdem: Während dieser Zeit haben sich die Sänger um ihre Tracht gekümmert. Dies war ein lang gehegter Wunsch, sie hatten ihn schon beim Auftritt am Neujahrsapéro in Küsnacht geäussert. Nach vielen Recherchen und Gesprächen sei man zur Erkenntnis gekommen, dass eine Tracht ab dem 19. Jahrhundert «ein Kleidungsstück ist, das in bäuerlichen Gesellschaften als schöne, sonntägliche Tracht» bezeichnet wird. May: «Wir wollten nicht das Konzept der kantonalen Tracht übernehmen, das erst mit der geistigen Landesverteidigung Anfang 20. Jahrhundert entstanden ist.» Man habe damals ein greifbares Bild gebraucht, was die Schweiz sei. Das habe im Moment genützt, im Nachhinein aber geschadet: «Denn aus der Vielfalt der Möglichkeiten ist ein Grossteil an Details und Finessen verloren gegangen.»

Nicht so nun bei der Tracht, die sich jetzt für den «Bergbrünneli»-Jodlerklub in Produktion befindet. Es ist ein dreiteiliger Anzug, um genau zu sein, mit weissem Hemd, Halsband und Hut. «Das Wichtigste daran ist», erklärt May weiter, «das Gilet: der Stoff  wird in der Tradition der Zürcher Handweberei im Heimatwerk in Bauma produziert. In gestreiftem Muster, in den Küsnachter Farben Gelb, Rot und Schwarz.» Weiter werde das Gilet von Herrn Arthur Beeler – Schneider und Vorstandsmitglied der Schweizerischen  Trachtenvereinigung – auf Mass geschnitten. Und, führt May weiter aus, die Hosen und das Veston von der Bieler Firma Monogramm ebenfalls auf Mass produziert. «Der Schnitt wird sich an der Mode der 1910er- und 1920er-Jahre anlehnen. Die Hüte von der Hutmacherei Risa in Wohlen produziert —  alles traditionsreiche Unternehmer.» Dazu kommen die Details Halsband, Schuhe, Socken, Manschettenknöpfe, Silberknöpfe für Gilet und Anzug, Anstecker für das Revers  — und: «Für den Schmuck sind wir mit Christoph Krähenmann, dem lokalen Goldschmied von Küsnacht, im Gespräch.»

Nächster Auftritt bereits geplant

Der Preis pro Tracht liegt bei stolzen  3500 Franken. «Wir legen Wert auf gute Qualität, Handarbeit und Regionalität», so May.  «Wir wollen lieber einen wertvollen und gut durchdachten Anzug als einen Schnellschuss, den wir in ein paar Jahren wieder abändern müssen.»  Deshalb habe man sich Zeit gelassen, die Entstehung einer eigenen Tracht sei nun mal ein sehr bewusster Prozess. «Zeit ist kein Motiv.»

Extrem glücklich seien die Jodler nun, so der Dirigent, «dass wir mit der finan­ziellen Unterstützung des Kulturpreises die nächsten Schritte Richtung Produktion wagen konnten.» Der erste Auftritt mit der neuen Tracht ist für August geplant. Die feierliche Preisverleihung durch die Gemeinde wird ebenfalls im zweiten Halbjahr stattfinden.