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Küsnachter Marsch wird uraufgeführt

Erstellt von Dennis Baumann |
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Die Harmonie Eintracht lädt mit einem Kirchenkonzert zu einer Küsnachter Premiere ein. Der Martin-Wolf-Marsch, komponiert von Walter Thode, von einem Küsnachter für einen Küsnachter, wird am 14. November in der reformierten Kirche Küsnacht zum ersten Mal vor Publikum aufgeführt.

Das Orchester der Harmonie Eintracht ist in Aufbruchstimmung. Eineinhalb Jahre lang konnte der Küsnachter ­Musikverein keine grösseren Konzerte mehr veranstalten. Unter dem Thema «Aufbruch» kehren die Musiker nun ­zurück mit einer besonderen Premiere – dem Martin-Wolf-Marsch.

Musik hat sie verbunden

«Ich erinnere mich, wie mein Vater Martin Wolf den Marsch selbst auf dem Klavier gespielt hat», erzählt der Küsnachter Reinhard Wolf. 1956 widmete der lokale Maler und Komponist Walter Thode Reinhard Wolfs Vater einen Marsch. Zu hören bekommen hat das Stück bisher noch niemand. Reinhard Wolf hat die Notenblätter des Marschs im Nachlass seines Vaters gefunden.
Martin Wolf war zu Lebzeiten Buchbinder und Besitzer einer Papeterie. In seiner Freizeit spielte er gerne Klavier. Die Leidenschaft für klassische Musik teilte er gerne mit anderen. «Mein Vater besass schon früh ein Tonbandgerät. Leute aus dem Dorf haben ihn extra besucht, um Musik zu hören», erzählt der 75-Jährige.
Es müsse die Freude an der Musik gewesen sein, die Martin Wolf und Walter Thode verbunden hat. Zudem hat Wolfs Vater auch Bilder eingerahmt. «Gut möglich, dass Thode das eine oder andere Gemälde bei meinem Vater einrahmen liess», vermutet Wolf.

Thode war in den Vierzigern und Fünfzigern eine lokale Berühmtheit. Als Maler erhielt er von der Gemeinde Küsnacht diverse Aufträge. Etwa das grosse Wandbild im Sitzungszimmer des alten Seewasserwerks oder das Umschlagbild der «Küsnachter Jahresblätter» stammen aus seiner Hand. Als Komponist war er weniger bekannt. So ist der Martin-Wolf-Marsch das wahrscheinlich einzig übrig gebliebene musikalische Werk von Thode.

Wieso genau Reinhard Wolfs Vater einen Marsch gewidmet bekam, kann er nicht beantworten: «Ich vermute, dass Walter Thode von meinem Vater etwas gehalten haben muss. Er hat auch ein Gemälde von ihm angefangen. Leider ist er nicht mehr fertig geworden.» 1962 verstarb Thode im Alter von 71 Jahren. Die Bleistift-Hilfslinien sind auf dem Gemälde heute noch zu sehen.

Für Blasorchester angepasst

«Das Stück ist Teil Küsnachter Kultur. Das könnte man doch sicher aufführen», dachte sich Reinhard Wolf und nahm Kontakt auf zu einer Bekannten, die im Orchester der Harmonie Eintracht spielt. Thode hat den Marsch allerdings für das Klavier geschrieben. Christian Meier nahm sich der Aufgabe an, das Stück für ein Blasorchester zu arrangieren. «Die Harmonien kann man problemlos übernehmen, doch die Herausforderung liegt darin, das Stück auf ein Blasorchester zu erweitern», sagt Christian Meier. So könne man die Klaviernoten nicht eins zu eins übernehmen, sondern muss die Melodie und Begleitung für jedes Instrument anpassen. Eine Flöte spiele die Melodie nicht in derselben Lage wie beispielsweise eine Trompete, erklärt Meier und fügt an: «Andere Instrumente bilden Gegenstimmen, Verzierungen und vieles mehr. Das Stück erhält über das Orchester mehr Tiefe.»

Auf Reise mit Zug und Schiff

Der Hauptteil des Kirchenkonzerts unterliegt ganz dem Motto «Aufbruch». Larry Neecks «The Glacier Express» nimmt das Publikum mit auf eine Zugfahrt von St. Moritz nach Zermatt. «Die Musik beschreibt die Fahrt. Man hört regelrecht, wie man durch den Tunnel fährt und wie der Schneesturm eintritt, sobald der Zug den Tunnel verlässt. Es ist ein stimmungsvolles Auf und Ab», beschreibt Christian Meier das erste Hauptstück. Markus Götz’ «Waterkant!» wechselt das Transportmittel und vermittelt das Gefühl weiter Ferne auf hoher See.
Das Konzert beginnt am Sonntagabend um 17 Uhr und dauert eine Stunde. Der Eintritt ist frei. Finanziert wird der Anlass über eine anschliessende Kollekte wie auch über Beiträge aus der Gemeinde und der Gönnerinnen und Gönner im Verein.

Kirchenkonzert «Aufbruch» der Harmonie Eintracht, Sonntag, 14. November, 17 Uhr, in der reformierten Kirche Küsnacht, Eintritt frei