René und Pegah Auinger erlebten eine wahrhaftig unvergessliche Trauung. Denn während des Höhepunkts der Corona-Krise fiel ihr «schönster Tag im Leben» fast ins Wasser. Trotz aller Hürden konnte das Paar seine Trauung gebührend feiern.
Die Gäste sitzen auf ihren Bänken, die Braut und der Bräutigam werden nacheinander zum Altar geführt und anschliessend wird mit Musik und Tanz der wohl wichtigste Tag in einer Liebesbeziehung zelebriert. So in etwa dürften sich auch René und Pegah Auinger ihre Trauung vorgestellt haben.
Genau ein Jahr haben die beiden damit verbracht, ihre Hochzeit zu organisieren. Nur innerhalb weniger Tage würde die ganze Planung für den Festakt auf den Kopf gestellt werden.
Hochzeit stand auf der Kippe
Donnerstag, 5. März: René Auinger und seine damals noch Zukünftige Pegah besuchen ihre Verwandten in den USA. Die standesamtliche Hochzeit und die kirchliche sind längstens geplant. Jeweils rund 60 Gäste sind eingeladen, darunter auch die Verwandtschaft von Pegah Auinger, die ihr Mann zum ersten Mal persönlich kennen lernt.
Montag, 9, März: Nach nur fünf Tagen scheint die Coronakrise akut zu werden. US-Präsident Donald Trump ordnet per Mitternacht des 10. März eine Grenzschliessung an. «Das war der Moment, an dem wir wussten, dass die Hochzeit anders verlaufen wird als geplant», sagt René Auinger. Auf einmal musste alles schnell gehen. Als Geschäftsführer eines Renovations- und Hauswartungsunternehmens kann es sich der 46-Jährige nicht leisten, für unbestimmte Zeit im Ausland festzusitzen.
Der Rückflug vom 15. März wurde gestrichen. Die Probleme gehen bei der Umbuchung auf den Folgetag jedoch weiter. Die Kreditkarten des Paares funktionieren nicht. Nur dank René Auingers Cousin, der in den USA lebt, konnten die beiden rechtzeitig in die Schweiz zurückkehren.
Dienstag, 10. März: Das Paar kommt am Flughafen Zürich an. «So leer habe ich ihn noch nie gesehen. Wir haben für unsere Hochzeit mit dem Schlimmsten gerechnet», so Pegah Auinger. Die ganze Zeremonie abzusagen, kommt trotzdem nicht in Frage. Zu gross sei die Vorfreude gewesen. Zu gross die Ungewissheit, wie die Situation in einem Jahr aussehen würde.
Vom Zusammenhalt überwältigt
«Wie geht es jetzt weiter, fragten wir uns», sagt René Auinger und erzählt: «Alle Buchungen mussten gestrichen werden: Die Flugtickets aller ausländischer Verwandten, der DJ, der an der standesamtlichen Hochzeit Musik spielen sollte, und vieles mehr. Die Liste ist lang.» Die kirchliche Hochzeit musste ganz gestrichen werden, nachdem das Küsnachter Hotel Sonne als Standort ausgestiegen war. Innerhalb von vier Wochen musste alles komplett neu geplant werden. Für die standesamtliche Zeremonie bestand jedoch Hoffnung. Denn zu viert, mit Braut und Bräutigam und je einem Trauzeugen, kann die Trauung durchgeführt werden. Noch mehr Zuversicht machte sich breit, als alle Beteiligten den Auingers zur Seite standen.
So bot die Küsnachter Gärtnerei Karrer ihr Gewächshaus an, um dort zu heiraten, die Konditorei, die für den Kuchen zuständig war, garantierte eine pünktliche Lieferung und der Juwelier liess die Eheringe trotz Schliessung aufgrund der Corona-Pandemie rechtzeitig anfertigen.
«Dieser Zusammenhalt war überwältigend. Alle haben sich bemüht, damit unser Hochzeitsfest doch noch stattfinden kann», so die 35-jährige. Auch das Hotel Sonne kam dem Paar entgegen. Für das Essen und Anstossen mit den Trauzeugen nach der Trauung bot es sich als Standort an. «Ich bin mehr als dankbar, das Gewächshaus auch als Lösung gehabt zu haben, aber schliesslich bevorzugten wir das Hotel Sonne», so René Auinger. Denn beim Gewächshaus hätten die Trauzeugen nicht übernachten können. Zudem konnte das Hotel Sonne die Auingers legal bewirtschaften, weil die beiden als Hotelgäste untergebracht waren.
Wenige Gäste, viele Emotionen
Dienstag, 5. Mai: René Auinger und Pegah Auinger heiraten standesamtlich. Vor Ort die beiden Trauzeugen, der Standesbeamte, sicher hinter einer Plexiglasscheibe, und auf sicherer Distanz der Hochzeitsfotograf. Selbst die eingeladenen Gäste aus dem Ausland waren dabei. Über Videochat hat das Paar seine Trauung live übertragen.
Nach der Trauung erschienen die Küsnachter Handwerkerchefs, mit denen René Auinger zusammenarbeitet, vor dem Gemeindehaus, um ihm zu gratulieren. «Damit habe ich nicht gerechnet, plötzlich standen alle meine Handwerker vor mir. Das war sehr schön», so der 46-Jährige. Die nächste Überraschung liess nicht auf sich warten. Die Trauzeugen hatten eine Limousine bereitgestellt. Das Besondere: Der Chauffeur fuhr das Paar zu Freunden und Familie. Posten für Posten klapperten sie auf diese Weise ab. So konnten auch die Engsten am Hochzeitsfest teilhaben.
Mit Reden und Gedichten wurde das Paar jeweils empfangen.«Ganz speziell war, dass unsere Trauzeugen stets vorausgingen und jeweils ein Zelt aufstellten. Es regnete an diesem Tag, doch sie waren perfekt vorbereitet. Es ist toll, dass wir trotz allem alle irgendwie sehen konnten», erzählt René Auinger. Die Frischvermählten blicken im Nachhinein trotz aller Hürden auf einen schönen und unvergesslichen Tag zurück. «Am nächsten Morgen sind wir strahlend mit einem Lächeln aufgewacht», so die Auingers. (Dennis Baumann)