Theodora Hoff erklärte in der Bibliothek Küsnacht, was es bedeutet, nach dem Konzept des Zero Waste zu leben. Und: Wie «einfach, sinnvoll dieser Lebensstil ist und wie viel Spass er macht».
Abfall, Abfall, Abfall überall. Wir erfinden, produzieren und benutzen ihn, bevor er dann so entsorgt ist, dass wir ihn nicht sehen. Aus den Augen, aus dem Sinn. «Doch ist der Abfall wirklich weg?», fragt Theodora Hoff in die volle Runde von rund 60 Personen, die vorletzten Montag zu ihrem Vortrag «Zero Waste – warum und wie?» in der Bibliothek Küsnacht erschienen sind.
Laut der Zürcherin ist der Abfall sehr wohl noch da. Mit jährlich über 700 Kilogramm Siedlungsabfall pro Person hat die Schweiz laut dem Bundesamt für Umwelt eines der höchsten Siedlungsabfallaufkommen der Welt. Davon würden lediglich rund 53 Prozent rezykliert.
Klein anfangen und mehr Ideen
Als Reaktion auf unsere heutige Konsum- und Wegwerfgesellschaft ist laut der gebürtigen Niederländerin vor etwas mehr als zehn Jahren die Zero-Waste-Bewegung entstanden. Einige Gedanken betrachtet sie dabei als besonders wichtig: «Es geht darum, Abfall zu vermeiden, klein anzufangen und immer mehr Ideen zu bekommen. » Dann fühle es sich auch nicht wie Verzicht an, sondern wie eine aufregende Entdeckungsreise. «Ich habe schnell gemerkt, wie einfach und sinnvoll dieser Lebensstil ist und wie viel Spass er macht», so das Vereinsmitglied von Zero Waste Switzerland weiter. Somit soll ein bewusster Konsum Schritt für Schritt erreicht werden.
Wie man seinen Abfall reduzieren kann, erklärt die Zero-Waste-Beraterin kurz und bündig mit den fünf «R»: «Refuse, reduce, reuse, recycle und rot. Also ablehnen, reduzieren, wiederverwenden, rezyklieren, kompostieren. » Es gehe aber primär nicht darum, vermehrt zu recyceln, sondern wirklich darum, weniger zu besitzen, das am Ende recycelt werden muss.
Und dies geht gemäss Hoff auf verschiedene Arten: So kann man, so wie früher, beim Offenverkauf die eigene Tasche, einen wiederverwendbaren Behälter für Käse, Fleisch oder Fisch und beim Bäcker einen Stoffbeutel fürs Brot mitnehmen. In Unverpacktläden – also innovative Geschäfte, die ihre Produkte ohne Verpackung anbieten – kann man die Stoffbeutel für Trockenprodukte wie zum Beispiel Reis, Pasta oder Linsen verwenden. «Zu Hause kann man dann alles problemlos in die eigenen Gefässe umfüllen », sagt Hoff, die am Tag ihres Vortrags ihren 41. Geburtstag feierte.
Zahlreiche Tipps
Tee kann man im Teehaus kaufen, Kaffee von Kaffeehäusern und Milch beim Bauern oder in Bioläden. Statt Haushaltsutensilien oder Zahnbürsten aus Plastik soll man solche aus Holz nehmen, statt Flüssigseife feste, statt Make-up-Tücher Waschlappen und statt Binden oder Tampons einen Menstruationsbecher. In der Drogerie Küsnacht kann man gemäss dem Tipp einer anwesenden Zuhörerin auch Spülmittel im eigenen Behälter erhalten. Und dies sind nur einige Tipps einer langen Liste. Hoffs Botschaft kam klar rüber: «Nehmen Sie, was Sie zu Hause ohnehin schon haben.» Denn vielleicht beginnt die Eigenverantwortung schon in dem Moment, in dem wir statt einer PETFlasche unsere eigene Flasche und statt des Mittagessens in einer Plastikverpackung selber unsere Lunch- Box zur Arbeit mitnehmen.
Unverpacktladen in Küsnacht?
«Stellen Sie sich vor, Sie haben einen schönen Garten und der Abfall, den Sie produzieren, wird nicht mehr abgeholt, sondern bleibt in Ihrem Garten und geht nicht ‹weg›. Wie wäre das? Ist die Welt nicht auch unser Garten, für den jeder von uns Verantwortung trägt?», sagte Hoff zum Schluss und zeigte dabei ihren kleinen 17-Liter-Abfallsack aus dem letzten Jahr. Daraufhin wies sie mit einem verschmitzten Lächeln auf den Ideenwettbewerb der Gemeinde Küsnacht am 15. März hin: «Vielleicht gibt es hier bald auch einen Unverpacktladen?» Hierauf war eine zustimmende Reaktion des Publikums wahrzunehmen.
Nach einer munteren Diskussionsrunde liess man den Abend bei ursprünglich unverpackten Snacks ausklingen. «Ich habe den Vortrag wirklich super spannend gefunden und tatsächlich ein paar Aha-Momente gehabt», sagt die 45-jährige Antonella Toth. Auch ihr Begleiter, der 50-jährige Christoph Schatt, zeigte sich begeistert: «Es ist gut, wieder einen neuen Impuls zu bekommen und sich nochmals mit diesem wichtigen Thema auseinanderzusetzen. »