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Lohnungleichheit ist in den Gemeinden kein Thema

Erstellt von Karin Steiner |
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Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: In den Gemeindeverwaltungen werden Mitarbeitende nach diesem Prinzip besoldet. Und was die Frauenquote betrifft, können sich Küsnacht, Erlenbach und Herrliberg sehen lassen.

Der Grundsatz der Lohngleichheit für Frau und Mann ist seit 1981 in der Bundesverfassung verankert. Das Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann (GlG) wurde revidiert und per 1. Juli 2020 um eine Pflicht für Arbeitgebende zu einer betriebsinternen Lohngleichheitsanalyse erweitert. Die Änderung hat zum Ziel, den verfassungsrechtlichen Anspruch auf gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit durchzusetzen.

Mit dem revidierten GlG werden neu alle Arbeitgebenden mit 100 oder mehr Mitarbeitenden dazu verpflichtet, alle vier Jahre eine Lohngleichheitsanalyse durchzuführen und diese von einer unabhängigen Stelle überprüfen zu lassen. Wobei die Zahl Hundert sich nicht auf Vollzeitstellen bezieht, sondern auf die Anzahl Mitarbeitende. Lernende werden nicht angerechnet. Weiter besteht die Pflicht, dass Arbeitnehmende sowie Aktionärinnen und Aktionäre über das Ergebnis der Lohngleichheitsanalyse informiert werden.

Erlenbach: Analyse abgeschlossen

Von der Analysepflicht sind auch Gemeindeverwaltungen nicht ausgeschlossen. Um zu überprüfen, ob die Lohngleichheit im Betrieb eingehalten wird, stellt der Bund mit Logib (siehe Box) kostenlos ein Standard-Analyse-Tool zur Verfügung. Die Gemeinde Erlenbach hat die betriebs­interne Lohngleichheitsanalyse für ihre 144 kommunalen Mitarbeitenden bereits durchgeführt und von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO AG überprüfen lassen. Das Resultat ist erfreulich: Der Lohnunterschied liegt bei 0 Prozent, die Lohngleichheitsanalyse entspricht somit in allen Belangen den Anforderungen des Gleichstellungsgesetzes. In Küsnacht ist der Prozess noch nicht abgeschlossen. «Wir sind derzeit daran, die aufgrund der Revision des Gleichstellungsgesetzes vorgeschriebene Lohngleichheitsanalyse durchzuführen und auszuwerten», teilt Daniel Wipf, stellvertretender Gemeindeschreiber und Leiter Finanzen, mit.


In Herrliberg ist eine solche Analyse nicht erforderlich. «Bei uns sind lediglich 34 Mitarbeitende beschäftigt», sagt Gemeindeschreiber Pius Rüdisüli. «Aber ich kenne die Daten und kann versichern, dass Frauen und Männer bei uns für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn bekommen.»

Frauen haben die Nase vorn

In allen drei Gemeinden sind mehr Frauen als Männer beschäftigt. In Herrliberg sind von den 34 Mitarbeitenden 19 weiblich. In Küsnacht arbeiten 664 kommunale Angestellte, 69 Prozent (460) sind weiblich. In Erlenbach liegt der Frauenanteil gar bei 71,5 Prozent. Betrachtet man die einzelnen Abteilungen, wird deutlich, dass die Bereiche Schule, Gesellschaft und Gesundheit hauptsächlich Frauen­themen sind, währen die Abteilungen Tiefbau, Hochbau und Liegenschaften mehrheitlich in Männerhänden liegen. In Küsnacht sind im Schulbetrieb 201 Frauen (83 Prozent) beschäftigt, im ­Bereich Finanzen 14 (82 Prozent), in der Abteilung Gesellschaft 16 (76 Prozent), in den Zentrale Diensten 31 (72 Prozent) und im Gesundheitsbereich 143 (75 Prozent) beschäftigt. Der Männeranteil liegt dagegen beim Tiefbau bei 86 Prozent (44 Angestellte) und im Bereich Hochbau und Planung 64 Prozent (7 Angestellte).

Ähnlich sieht das Bild in Erlenbach aus: Hier arbeiten in den Abteilungen Kindergarten, Bibliothek und Soziales jeweils 100 Prozent Frauen, in der Schule und im Bereich ausserschulische Betreuung jeweils 93 Prozent und in der Erwachsenenbildung 80 Prozent. Die Liegenschaften liegen dagegen zu 70 Prozent in Männerhänden.

In der Exekutive wenige Frauen

Was die Gemeindevorstände inklusive den Gemeindeschreibern betrifft, gibt es für Frauen allerdings noch Nachhol­bedarf. Der Erlenbacher Gemeinderat ­besteht aus acht Männern und einer Frau, der Küsnachter Gemeinderat aus acht Männern und drei Frauen und der Herrliberger Gemeinderat aus sieben Männern und einer Frau.

Dass dem so ist, liegt kaum an den Männern, sondern daran, dass sich Frauen nur sehr zögerlich um solche Ämter bewerben. Sei es aus familiären Gründen oder ganz einfach, weil sie es sich nicht zutrauen. Doch die Wahlen stehen vor der Tür, und man darf gespannt sein, ob sich in dieser Sache etwas verändern wird.