Die Durststrecke scheint zwar überwunden, von Normalität kann man in der Gastronomie trotzdem nicht sprechen. Das spürt die Brauerei Hardwald. Sie musste sich in den letzten Monaten anpassen – etwa mit einem rasch auf die Beine gestellten Bierlieferdienst.
Es ist Sommer, doch vielen ist nicht richtig nach Feiern zumute. Die Gastrobranche sucht den Weg zurück zur Normalität, dort angelangt ist man jedoch noch nicht. Bei einigen Betrieben besteht immerhin die Hoffnung, dass sie das Jahr mit einer schwarzen Null beenden könnten, wie das Branchenblatt «Hotellerie Gastronomie Zeitung» schrieb. Die Voraussetzung dafür: Es muss alles optimal laufen – die Corona-Krise darf sich also nicht verschlimmern.
Das hofft auch die Brauerei Hardwald, die dieses Jahr unter anderem wieder Bier ans abgesagte Sechseläuten geliefert hätte oder an die Gewerbemessen in Dübendorf und Wallisellen. Das an die Brauerei angeschlossene «Hardwald Brewhouse» musste wie alle Restaurants seine Türen vorübergehend schliessen.
Onlineshop lanciert
«Wir haben schnell gemerkt, dass wir etwas tun müssen», erinnert sich Esther Mare an die ersten Tage der Krise. Sie ist zuständig für Verkauf und Marketing bei der Walliseller Kleinbrauerei, die auf dem Zwicky-Areal braut. Als Sofortmassnahme hat sich «Hardwald» auf die Privatkunden konzentriert und einen Internetshop ins Leben gerufen.
Anfänglich schleppte Mare Harassen und lieferte persönlich aus. Mittlerweile macht die diplomierte Biersommelière das nur noch ab und zu. «Es hat mir Spass gemacht, war aber anstrengend», sagt sie schmunzelnd. Weil der Bierkurier gut ankommt – es gab Bestellungen weit über die Region hinaus –, arbeitet die Lokalbrauerei jetzt mit Getränkelieferanten zusammen. So konnte ein Teil des wegfallenden Umsatzes kompensiert werden. «Wir sind im März und April mit einem blauen Auge davongekommen», freut sich Mare. Doch die Nagelprobe folgt erst. «Das Geschäft hat zwar wieder angezogen, die Gastronomen sind aber verunsichert. Es wird weniger Bier auf einmal bestellt», sagt Mare. Darum will das 2011 gegründete Unternehmen seinen Privatkunden-Stamm weiter ausbauen und gleichzeitig sein Bier in mehr Läden bringen. Der Bierkurier wird weitergeführt, auch wenn die Restaurants nun wieder offen sind. «Wir gehen davon aus, dass viele Leute in den Sommerferien hierbleiben, und hoffen natürlich, dass sie unser Bier zu Hause trinken», so Mare. Das wäre wichtig, weil der Juni-Umsatz schwach war. So könnte der Sommerferien-Effekt umgekehrt werden – normalerweise wird dann weniger Bier daheim getrunken, weil viele verreisen. Gleichzeitig bemüht sich Mare darum, ihr Kundschaft eng zu betreuen. «Gerade in dieser Krise zahlt sich das aus», sagt sie.
Grosse Konkurrenz auf dem Markt
Unabhängig von der Corona-Pandemie verändert sich die Bierlandschaft der Schweiz. Der Gesamtkonsum nimmt zwar zu, der Konsum pro Kopf stagniert jedoch, weil die Bevölkerung gewachsen ist. Und es hat viel Konkurrenz auf dem Markt, er ist so vielfältig wie nie zuvor. Ein Blick in das Verzeichnis der steuerpflichtigen Bierbrauereien der Eidgenössischen Zollverwaltung zeigt: Ende 2019 gab es 1132 registrierte Brauereien. 2010 waren es 322 gewesen. Darunter sind Mikrobrauereien, die kleine Mengen produzieren. Den Löwenanteil des Marktes haben sich die 24 Mitglieder des Schweizer Brauerei-Verbands gesichert. Dazu gehören etwa Heineken (Eichhof, Calanda), Feldschlösschen oder die Brauerei Doppelleu Boxer aus Winterthur, die das Chopfab-Bier produziert. Kleine, regionale Brauereien wie «Hardwald» teilen den Rest unter sich auf. Das führt zu Preisdruck.
Mare bleibt optimistisch: «Konkurrenz belebt das Geschäft.» Hippe Biere, wie sie mittlerweile grosse Brauereien anbieten, hätten wenig mit hochstehenden, regionalen Produkten zu tun. «Kleine Brauereien sind immer noch voll im Trend, gerade weil viele Leute lokale Produkte bevorzugen», ist Mare überzeugt.