Vergangene Woche kam es im Zehntensaal der Vogtei Herrliberg zu spannenden Debatten. Bei einer Podiumsdiskussion standen die Kandidierenden für die Gemeindewahlen vom 15. Mai den Anwesenden Red und Antwort.
Nur drei der sieben Mitglieder des Gemeinderats kandidieren für eine weitere Amtszeit: Gemeindepräsident Gaudenz Schwitter sowie Thomas Dinkel und Joel Gieringer (alle FDP). Und fünf Neue wollen in die Exekutive gewählt werden. So präsentiert sich die Ausgangslage bei den Wahlen in Herrliberg, und so gab es auf dem Podium von vergangener Woche mehr neue als bekannte Gesichter. Mit dabei waren nebst den bisherigen drei Yvonne Bont vom Gewerbeverein Herrliberg, Tobias Freitag (SVP), Aksel Jessen (SP), Michael Lüscher (SVP) und Isabelle Weisshaupt vom Gemeindeverein. Die Moderation der Veranstaltung übernahm die bekannte Tele-Züri-Moderatorin Tina Biedermann, die selbst in der Goldküstengemeinde aufgewachsen ist, heute aber in Küsnacht lebt.
Bürgerliche Themen
Auf die Frage hin, was in den nächsten vier Jahren die grösste Herausforderung sei, erwähnte Gaudenz Schwitter das überdurchschnittlich starke Bevölkerungswachstum seiner Gemeinde.
Für Thomas Dinkel, der den Vorsitz des Tiefbaudepartements hat, sind hingegen Themen wie Energieversorgung und das Forchstrassenprojekt von hoher Dringlichkeit. «Wir haben viele Projekte angefangen wie beispielsweise die Forchstrasse oder auch die Smartmeter. Diese würde ich gerne auch fertig machen», so Dinkel. Stolz zeigte er sich über das vollständig fertiggestellte Glasfasernetz. «Dank intensiver Arbeit konnte jetzt auch der letzte Vertrag mit der Swisscom unterschrieben werden. Diese Verhandlungen dauerten acht Jahre», sagte der Politiker.
Joel Gieringer, der für das Finanzdepartement zuständig ist, sieht sich auch in Zukunft in dieser Aufgabe. «Herrliberg hat genug Geld, Sie verwalten ein bisschen. Ist das nicht langweilig?», fragte Moderatorin Biedermann scherzhaft. Daraufhin erwähnte Gieringer unter anderem auch den tiefen Steuerfuss der Gemeinde, welcher nach wie vor ein präsentes Thema ist. «Ich weiss, dass der Steuerfuss gerade hier in Herrliberg etwas Wichtiges ist, das die Gemeinde attraktiv macht», so Gieringer. Er deutete an, dass das Thema «Steuersenkung» dieses Jahr noch «aufs Tapet kommen könnte». Michael Lüscher, der seit 2018 Präsident der Rechnungsprüfungskommission ist, will sichergehen, dass Herrliberg in Zukunft nicht zu einer «Schlafgemeinde verkommt», wie er sagte.
Dem SVP-Politiker lägen vor allem das lokale Gewerbe und die Gastronomie am Herzen. «Herrliberg soll eine attraktive und belebte Gemeinde bleiben, die gute Rahmenbedingungen für den Detailhandel schafft», sagte Lüscher.
Mehr Frauen und Junge
Isabelle Weisshaupt, die bisher in der Schulpflege tätig war, kritisierte, dass in der Exekutive Frauen untervertreten seien. «Von den 6700 Einwohnern unserer Gemeinde sind 52 Prozent Herrlibergerinnen. Dieses Verhältnis sehe ich aber im Gemeinderat überhaupt nicht abgebildet», so Weisshaupt. Frauen sollten in der Politik aktiv mitwirken und anpacken, sagte Weisshaupt, die seit über 20 Jahren in Herrliberg lebt. «Ich möchte mich selbst ins Gemeindeleben einbringen», sagte sie. Ihr Wunschdepartement sei das Soziale, sie sei jedoch für alles offen und freue sich, Neues zu lernen.
Für Yvonne Bont vom Gewerbeverein hingegen ist das Frauenthema nicht die «oberste Prämisse». «Ich bin halt einfach eine Frau, habe mich aber nicht für die Kandidatur erklärt, weil ich eine Frau bin», so Bont. Auch betonte sie, dass sie viel Kapazitäten und Energie für das neue Amt habe.
Die beiden jüngsten Kandidaten, die am Podium zu Wort kamen, waren der knapp 30-jährige Tobias Freitag und der erst 18-jährige Aksel Jessen. Freitag sagte, dass er einen Beitrag dazu leisten wollte, dass sich mehr Jüngere für Politik interessierten. Dabei würden ihm sein gutes Netzwerk und sein Organisationstalent helfen, so der Jungpolitiker. «Mir ist wichtig, dass wir eine bürgernahe Politik machen und die Bevölkerung schon früh bei Entscheidungen miteinbeziehen.»
Jessen sah die Interessen der Jungen bisher zu wenig vertreten. Auch die mangelnde Wahlbeteiligung der Jugend bedaure er. «Die Jugend ist heute eine wichtige Bewegung in der Politik», so der 18-Jährige. Er hoffe, frischen Wind in den Gemeinderat hineinbringen zu können.