Das Fuler-Areal direkt neben dem Gemeindehaus in Herrliberg soll überbaut werden. Aus dem Architekturwettbewerb der Baugenossenschaft Zürichsee gingen «Steib Gmür Geschwentner Kyburz Architekten» als Sieger hervor.
Die Baugenossenschaft Zürichsee (BGZ) hat vom Gemeinderat Herrliberg den Zuschlag erhalten, das gemeindeeigene 5000 Quadratmeter grosse Grundstück Fuler-Areal direkt neben dem Gemeindehaus familienfreundlich zu überbauen. Diese Woche wurde das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs präsentiert. Gewonnen haben «Steib Gmür Geschwentner Kyburz Architekten» aus Zürich mit ihrem Projekt «Mit Kind und Kegel» zusammen mit Landschaftsarchitekt Andreas Geser. Christof Glaus, Juryvorsitzender und Mitglied von Stücheli Architekten, erläuterte das Siegerprojekt den Anwesenden.
Mit viel Individualität
Das Projekt sieht drei dreistöckige Gebäude vor, die etwas versetzt auf dem Areal platziert sind. Im Zentrum entsteht ein gemeinschaftlicher Siedlungsraum, an den alle Hauseingänge angeschlossen sind. «Die Bauten bieten aber auch viel Individualität», betonte Glaus. Die Häuser sind in die Gartenanlage eingebettet. Konkret geplant sind 26 Wohnungen mit 3½, 4½ und 5½ Zimmern. Alle Wohnungen und Küchen im Holzbau sind dreiseitig orientiert und profitieren maximal von der Aussicht und dem Bezug zum Garten. «Dies erlaubt einen Panoramablick», hob Glaus hervor.
Die Bauweise ist nachhaltig. Die effiziente kammerartige Grundrissstruktur eignet sich ideal für ein Holzbausystem aus Vollholz. Landschaftsarchitektin und Jurymitglied Sonja Fritschi wies auf den grosszügig gestalteten Freiraum hin. Zudem sei ein kleiner Spielplatz geplant. Die vielfältige Gestaltung sieht auch Blumenwiesen vor. Die vorhandenen Qualitäten sollen bewahrt bleiben. So werden der Baumbestand und die quartiertypischen Vorgärten geschont und in den Entwurf integriert. «Wer hier wohnt, schätzt die entspannte Stimmung in der grünen Umgebung», wurde hervorgehoben.
Bei der Präsentation des Siegerprojekts wurden auch die anderen vier Projekte vorgestellt. «Wir luden fünf Architekturbüros zu einem anonymen Projektwettbewerb ein», hielt Adrian Stäger, Präsident der Baugenossenschaft Zürichsee, fest. «Von ihnen erwarten wir überzeugende Vorschläge.» Bei der Auswahl wurde Wert auf einen ausgewogenen Mix von Architekten, Ortsansässigen, Jungen sowie im genossenschaftlichen Wohnungsbau erfahrenen Teams gelegt. Das Verfahren begleitete das Zürcher Planungsbüro «Suter von Känel Wild». Die Jurierung wurde anonym durchgeführt, war aber öffentlich, wie Stäger erläuterte. Ende Januar entschied sich die Jury einstimmig für «Mit Kind und Kegel».
Gaudenz Schwitter, Gemeindepräsident Herrliberg (FDP), betonte anlässlich der Präsentation des Siegerprojekts, dass dieses die Vorgaben der Gemeinde erfülle, wie Quartierverträglichkeit, günstige Mieten und qualitätsvolle Gestaltung. Zudem ordne es sich in die umgebenden Bauten ein. Das Projekt muss wegen seiner Lage im Dorfzentrum gemäss einer Sonderbauvorschrift «höheren architektonischen Ansprüchen» entsprechen. Der Baurechtsvertrag, welcher noch ausgearbeitet werden muss, fusst auf zwei Prinzipien: Zum einen will der Gemeinderat, dass das Mietzinsniveau 20 bis 30 Prozent unter dem Marktniveau liegt. Zum anderen soll von der Baugenossenschaft Zürichsee das Vermietungsreglement der Gemeinde übernommen werden. Dieses bevorzugt Herrlibergerinnen und Herrliberger bei der Wohnungsvergabe.
Versammlung wird entscheiden
Am 18. Mai findet die Generalversammlung der Baugenossenschaft Zürichsee statt. Stäger zeigte sich zuversichtlich, dass diese dem Projekt zustimmt. Vermutlich im Herbst wird die Gemeindeversammlung Herrliberg über den Baurechtsvertrag entscheiden. «Im Baurechtsvertrag wird vorgeschrieben, dass die Genossenschaft das Siegerprojekt realisieren muss», hielt Schwitter fest. Er sei zufrieden mit diesem Projekt. Wenn die Gemeindeversammlung zustimmt, wird das Projekt überarbeitet, und im Frühling 2023 erfolgt die Baueingabe. Im Herbst 2023 sollte die Baubewilligung vorliegen, sodass mit dem Bau begonnen werden kann. Der Bezug ist für 2025/2026 vorgesehen.
Herrliberg habe zuletzt vor 15 Jahren Bauland im Baurecht einer Genossenschaft gegeben, wie Schwitter erzählte. Die Siedlungsbaugenossenschaft Herrliberg realisierte danach in der Schützenmur nahe der Sportanlage Langacker 36 Wohnungen.
So will die Genossenschaft BGZ das gemeindeeigene Land in Herrliberg überbauen: familienfreundlich, natürlich, gemeinschaftlich – und das zu bezahlbaren Mieten.visualisierung zvg
Baugenossenschaft hat ihren Sitz in Küsnacht
Die Baugenossenschaft Zürichsee (BGZ) wurde 1926 gegründet. Ihr Sitz ist in Küsnacht. Sie zählt heute zu den grösseren Wohnbaugenossenschaften am rechten Zürichseeufer. Ihr Einzugsgebiet liegt zwischen Zollikon und Stäfa sowie entlang des Pfannenstiels. Im Bezirk Meilen hat die Baugenossenschaft über 600 Wohnungen. In dieser Region bezahlbaren Wohnraum für Normalverdienende zu schaffen und zu fördern, ist ihr Ziel. «Wir setzen uns ein für gute Funktionalität und Nachhaltigkeit», wird betont. «Unsere Wohnungen vermieten wir nach den Grundsätzen der Gemeinnützigkeit.» Die Mietzinsen seien im Vergleich zum freien Wohnungsmarkt günstiger. Zur Berechnung der Mietzinse orientiert sich die Genossenschaft an der Kostenmiete. Im Zentrum der drei Gebäude, die in Herrliberg gebaut werden sollen, entsteht ein gemeinschaftlicher Siedlungsraum.