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Mythische Geschichtsstunde für Kinder

Erstellt von Laura Hohler |
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Für das «Bohemia»-Pop-up an der Küsnachter Dorfstrasse 19 erzählt die gebürtige Venezolanerin Lourdes Grollimund Fünf- bis Zwölfjährigen überlieferte Geschichten aus ihrer Heimat. Organisiert wird der Shop auf Zeit vom gemeinnützigen Verein Mama Tierra.

Kinder lieben Geschichten, noch besser: Mythen. Lourdes Grollimund erzählt diese im Garten des Gasthofs Ochsen, mitten in Küsnacht, noch bis Mitte Mai jeden Mittwoch von 15 bis 16 Uhr. Es sind Erzählungen aus Südamerika, wo Grollimund  selber herkommt: Sie stammt ursprünglich aus Venezuela und ist Mitgründerin von Mama Tierra, seit 2014 ein wohl­tätiger Verein, der die Unabhängigkeit von indigenen Frauen stärkt, die Umwelt schützt und das traditionelle Handwerk am Leben erhält. Gleichzeitig ist er zurzeit im Pop-up «Bohemia» mitten im Dorf zu Gast. Grollimund ist von Haus aus studierte Geophysikerin mit Doktortitel und Mutter dreier Kinder. Sie verbrachte längere Zeit bei den Wayuu-Indigenen, die in Kolumbien und Venezuela ansässig sind.

«In der Geschichtsstunde können Kinder in ihren Schulferien etwas über andere Kulturen lernen», sagt Marina Haller, die Pressesprecherin von Mama Tierra. Am letzten Mittwochnachmittag anwesend waren ein paar Kinder sowie Bettina Mende, die im Pop-up zahlreiche handgemachte Keramikobjekte ausstellte. Mendes Vasen und Schalen stammen allesamt aus ihrem Atelier in Meilen.

Geschichten von Eseln und Hasen

Es herrschte Sonnenschein am letzten Mittwoch. Lourdes Grollimund erzählte – coronabedingt draussen – einige Kindergeschichten aus der Wayuu-Kultur. Diese hatten schlichte Namen wie «Der Hase und das Stinktier», «Die Sonne und der Mond» oder «Der Esel und der Kaktus». Zur letzteren hatte Grollimund eine besondere Beziehung. «Diese Geschichte habe ich damals als Kind in Venezuela gelesen, ich bin damit aufgewachsen», erklärte sie und zeigte den Anwesenden ihr altes Kinderbuch. «Diese Erzählung hat mich schon immer sehr berührt.»

In «Der Esel und der Kaktus» geht es um einen loyalen Esel, dessen Besitzer ihm nicht hilft, als er attackiert wird. Als der Esel stirbt, verwandelt sich das Tier in einen Kaktus – ein Symbol von besonderer Stärke. Zur Lesung brachte Grollimund auch selbstgemachte, bunte Esel-Stofftiere mit. In der Wayuu-Kultur würden Esel als besonders starke Tiere gelten. «Wenn eine Familie einen Esel besitzt, gilt sie als wohlhabend», erklärte Grollimund weiter.

Die Geschichten der Wayuu seien anders als übliche Kindergeschichten. Die Motive und Farben dieser indigenen Kultur widerspiegeln auch die Designs der Accessoires und Mode im Pop-up an der Dorfstrasse. So zeigte Grollimund einige ihrer bunten Etuis, die mit Wüsten- und Kakteen bestickt waren, wie sie in der ­dürren Region der Wayuu zu finden sind. «Produziert werden alle unsere Artikel in Venezuela und Kolumbien», so Grollimund. Verkaufen würde man aber ausschliesslich in Europa, das Geld würde den Indigenen zugute kommen.

Gutes tun beim Shoppen

Noch bis zum 15. Mai gibt es im «Bohemia»-Pop-up Handgemachtes aus aller Welt, wie zum Beispiel Schmuckstücke der Marke Memorial Orfebre von Olivia Valderrama. So stellt auch die Regensdorfer Designerin Maya Seyferth europäische und orientalische Kleidungsstücke aus. Die Produktion erfolgt jeweils nach Mass.

Lourdes Grollimund und ihre Co-Mama-Tierra-Gründerin Katherine Klemenz berichten Interessierten jeweils am Montag und am Mittwoch über die Entwicklungszusammenarbeit – dies auch vor Ort in Küsnacht.