Renate Muggli hat das Theaterstück für das Eröffnungsfest des Gewölbekellers Wangensbach in Küsnacht vom 7. Mai verfasst. Im Interview spricht die Regisseurin über ihre erste Begegnung mit dem ehrwürdigen Keller und worin sie sein Potenzial sieht. Muggli ist Kulturpreisträgerin von Küsnacht.
Erinnern Sie sich an Ihre erste Begegnung mit dem Gewölbekeller?
Ich erinnere mich sehr gut daran, als Hans-Peter Fehr das erste Mal mit mir in den Keller stieg (Anm. d. Redaktion: Hans-Peter Fehr hatte die Idee zum Projekt). Da war er also, der Traumort, von dem er mir vorgeschwärmt hatte. Und wie recht er hatte: Schon leer und noch voller Spinnweben strahlte er einen eigenen Zauber aus. Als ich ihn dann nach der Renovierung sah, mit der frisch geölten Bühne zwischen den Säulen, den Bänken, dem Sonnenlicht, das durch die kleinen Fenster auf die Bühne strahlte, war ich vollends verzaubert.
Als die Kulturkommission Sie mit einem Konzept zur Eröffnung beauftragt hat, wie war Ihre Herangehensweise?
Ich habe jeweils grosses Vertrauen in die ersten Bilder, die mir durch den Kopf gehen ... Ich sah einen Bewohner des Altersheims Wangensbach, der den Geistern der ehemaligen Bewohner des Gutes Wangensbach begegnet. Dazu Gesang, Musik, Tanz, Projektionen, Lichtstimmungen ... Nun begann die Recherche nach der Geschichte. Hans-Peter Fehr, der mich bei diesem Projekt stets begleitet und unterstützt hat, lieferte mir eine Fülle an Material, schon bald zeichnete sich so ein möglicher Handlungsfaden ab. Die Originalzitate aus den Quellentexten nutzte ich als Dialoge und Äusserungen der auftretenden Personen.
Wie ging es dann weiter?
Jetzt begann der eigentliche kreative Prozess, nämlich aus all dem Material eine in sich stimmige Inszenierung zu gestalten. In der Rolle des Heimbewohners wünschte ich mir jemanden, der wirklich dort lebt. Hans-Peter lieferte mir die geniale Lösung: «Da kommt nur Gritli Egli in Frage!», meinte er begeistert. Gross war unsere Freude, als die 95-jährige Gritli Egli und ihre 91-jährige Freundin Hildi Brütsch ihre Zustimmung gaben, sich gemeinsam auf dieses Abenteuer einzulassen.
Wie gestaltete sich die Probenarbeit mit der «bunten» Mischung an Mitwirkenden?
Wunderbar! Ich liebe diese Art von Zusammenarbeit: Ob 95 oder 30 Jahre alt, ob Laie oder Profi, ob gerade aus dem Militärdienst und noch in Uniform, ob auf dem Sprung zu einem wichtigen Auftritt, ob am Rollator stehend und alle Zeit der Welt habend, ob in ausgelassener Stimmung oder in Trauer: All diese verschiedenen Menschen arbeiteten gemeinsam auf ein Ziel hin. Geprobt wurde nur in kleinen Gruppierungen. Zwei Tage vor der Premiere werden wir dann eine gemeinsame Hauptprobe haben.
Haben Sie durch dieses Projekt etwas Neues über die Küsnachter Geschichte erfahren?
Durch meine Arbeit an den Produktionen «Ziitsprüng» und «Die Gebrüder Fleckenstein» durfte ich schon sehr viel dazulernen. Nun erfuhr ich, wie Küsnacht zu seinem ersten Altersheim kam: Dass quasi ein Leserbrief in der «ZSZ» den Stein ins Rollen brachte. In diesem Brief wurde eine neue Seebadi gefordert – die dann in der Folge auf dem Areal erstellt wurde, auf dem das Armenhaus von Küsnacht stand. Dieses wurde abgebrochen – und somit musste ein neuer Ort für ein «Küsnacht-würdiges Altersheim» gefunden werden. Durch ein grosszügiges Angebot des letzten Besitzers des Gutes Wangensbach wurde dieses Prunkhaus, ergänzt mit einem Neubau, dann zum ersten Altersheim in Küsnacht.
Hätten Sie noch einen Rat für Kulturschaffende, die sich nun für diesen Raum interessieren?
Setzt euch für eine halbe Stunde in den leeren Gewölbekeller und lasst ihn auf euch wirken. Kreative Ideen und eine Vielfalt an Möglichkeiten für deren spannende Umsetzung werden nicht lange auf sich warten lassen. Interview: Sabine Vernik, Leiterin Kultursekretariat Küsnacht
Eröffnungstag des Gewölbekellers Wangensbach in Küsnacht: Samstag, 7. Mai, Vorstellungen um 13 Uhr, 15 Uhr und 17 Uhr; im Anschluss gibt es jeweils einen Apéro. Ort: Alte Landstrasse 136. Weitere Details sowie Platzreservation auf www.kuesnacht.ch/Veranstaltungen und www.kuesnacht.ch/Raumvermietungen.