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Neuer Küsnachter Pilzkontrolleur

Erstellt von Hans-Peter Neukom |
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Anna Biro hat als Pilzkontrolleurin von Küsnacht und den Nachbargemeinden manche Sammler vor Vergiftungen bewahrt. Dass sie nun nach sechs Jahren zurücktritt, ist kein Grund zur Sorge: Renato Sciarrone steht schon bereit.

Anna Biro, eine der drei Küsnachter Pilzkontrolleure und Pilzkontrolleurinnen, schaut gerne auf ihre spannende und interessante Aufgabe im Dienst des Gesundheitsschutzes zurück. Dass sie nun nach sechs Jahren auf die Saison 2024 den (Pilz-)Hut zieht und ihre Tätigkeit in neue Hände legt, hat rein private Gründe. So wird sie in nächster Zeit ihre Wohn­gemeinde Küsnacht verlassen. Aber auch am neuen Ort würde sie nach Möglichkeit gerne die Pilzkontrolle weiterhin ausüben. 

Tiefes Interesse an der Natur

Anna Biro wurde 1986 in Zürich geboren, wuchs dort auf und wohnt seit knapp 20 Jahren mit Unterbrüchen in Küsnacht. Nach ihrer Schulzeit absolvierte sie eine Bachelor-Ausbildung zur Physiotherapeutin und später zur APM-Therapeutin (Akupunkt-Massage nach Penzel). Neben dem Sammeln und Bestimmen von Pilzen gehören verschiedene Sportarten wie zum Beispiel Stand‑up-Paddling sowie Gärtnern, Kräuterkunde und Kochen zu ihren Hobbys.

Bereits früh interessierte sie sich für die Natur und deren Geheimnisse und entdeckte so vor über zehn Jahren die Welt der Pilze. «Schnell wurde mir aber bewusst, dass nicht alle Pilzarten einfach zu bestimmen sind und sich oft nur durch geringe Merkmale unterscheiden lassen.» Daher trat Biro dem Verein für Pilzkunde Zürich bei, um die Pilze besser und sicherer unterscheiden zu lernen. An den ­wöchentlichen vereinsinternen Bestimmungsabenden genoss sie auch das Fachsimpeln unter Gleichgesinnten. «So konnte ich mein Pilzwissen stetig erweitern», erzählt Biro. 

Daher erstaunte es nicht, dass die Küsnachterin schon zwei Jahre später die ­anspruchsvolle Prüfung der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane VAPKO zur diplomierten Pilzkontrolleurin mit Bravour bestand. Und noch im selben Jahr stellte sie ihr Fachwissen dem Pilzkontrolleurenpool der Stadt Zürich als aus­gewiesene Expertin zur Verfügung. «Die anspruchsvolle Aufgabe, Pilze für eine ­sichere Mahlzeit zu prüfen, der Umgang mit den Sammlerinnen und Sammlern und die Weitergabe meines Wissens an ­Interessierte bereiteten mir viel Freude», beschreibt sie ihre Tätigkeit.

Darüber, wie viele Pilzler sie vor Magenkrämpfen, Brechdurchfall und Schlim­merem bewahrt hat, mag die zurücktretende Küsnachter Pilzkontrolleurin nicht spekulieren. Jedenfalls begnügte sie sich nicht damit, die ungeniessbaren und ­giftigen Schwämme aus den Körben der Pilzler zu entfernen, sondern nahm sich wann immer möglich Zeit, ihnen die Pilze auf verständliche Weise fachkundlich zu erklären. Und auf vielen von ihr zu­sätzlich geführten Exkursionen weckte sie bei manchen kleinen und grossen Pilz­nasen neues Interesse am doch so wenig bekannten Gebiet der Mykologie – zu Deutsch: Pilzkunde.

Anna Biro war eine beliebte, ausgewiesene Fachkraft der Pilzkontrollstelle in Küsnacht. «Freude am Umgang mit Menschen, ein grosses Interesse an Pilzen und ein fundiertes, stetig erweitertes Wissen sind Voraussetzungen für das Pilzkontrolleurenamt», betont sie.

Kompetente Nachfolge gesichert

Im Kanton Zürich sind die Gemeinden ­gemäss der «Vollzugsverordnung zur Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständegesetzgebung VVLG» verpflichtet, ihren Einwohnenden die Kontrolle von privat gesammelten Pilzen durch eine Kontrollstelle zu ermöglichen. Der Küsnachter Pilzkontrollstelle haben sich daher die Gemeinden Erlenbach, Herrliberg, Zollikon und Zumikon angeschlossen und unterhalten die Kontrollstelle gemeinsam.

«Die Suche nach einer ausgewiesenen Pilzfachkraft für das verantwortungsvolle Nebenamt, in dem es um Leben und Tod gehen kann, gestaltet sich nicht immer einfach», sagt Franco Aeberhard, Leiter Sicherheit/Polizeichef der Gemeinde Küsnacht. Umso mehr freue er sich, ab Juni 2024 Renato Sciarrone als Nachfolger der scheidenden Pilzkontrolleurin im Team begrüssen zu dürfen.

Sciarrone wurde 1989 in Uznach geboren und wohnt heute in Männedorf. Nach seiner Schulzeit absolvierte er in Wald (Zürcher Oberland) eine Berufslehre zum Mechapraktiker Montagetechnik. Beruflich arbeitet er heute als Service-Techniker im Aussendienst bei der Firma Gabriel Schlüsselservice in Meilen mit der Aussicht, die Firma später zu übernehmen. Neben dem leidenschaftlichen Sammeln und Bestimmen von Pilzen gehören Wanderungen, Weine, Kochen und Backen sowie Kulinarik zu seinen vielseitigen Hobbys.

«Die Pilze entdeckte ich bereits mit sechs Jahren. Da durfte ich im Frühjahr und Herbst jeweils mit meinem Vater, der ein begeisterter Pilzsammler war, auf Pilzsuche.» Schon damals faszinierten ihn Pilze, vor allem aber das Sammeln der essbaren. «In meinen Jugendjahren verlor ich dann leider etwas das Interesse an Pilzen. Erst vor rund sieben Jahren entdeckte ich die Leidenschaft für die geheimnisvollen Geschöpfe der Natur auf Waldspaziergängen und Wanderungen aufs Neue», erzählt Sciarrone. «Aber schon bald wurde mir bewusst, dass deren Vielfalt mit rund 8000 Grosspilzarten riesig ist und nicht alle so einfach zu bestimmen sind wie der Fliegenpilz oder der Eierschwamm.» Daher trat Sciarrone vor drei Jahren als aktives Mitglied dem Verein für Pilzkunde Zürich bei und wurde bereits letztes Jahr als Bibliothekar in den Vorstand gewählt. 

An den wöchentlichen Bestimmungsabenden im Verein lernte er die feinen Unterschiede zwischen Speisepilzen und ihren giftigen Doppelgängern genau kennen – ein wichtiger Teil für die Prüfung zum Pilzkontrolleur. Denn schon immer hatte er auch das Ziel vor Augen, eines Tages als amtlicher Kontrolleur die Pilzernten von Sammlerinnen und Sammlern prüfen zu können. «In den vergangenen zwei Jahren durfte ich auch regelmässig den Kontrolleuren von Männedorf und Küsnacht über die Schultern schauen und so zusätzlich die Pilze studieren, welche nicht für den Konsum freigegeben wurden», sagt Sciarrone. So überrascht es nicht, dass er 2023 die anspruchsvolle Prüfung der VAPKO zum Pilzkontrolleur glänzend bestand.

Franco Aeberhard wünscht dem neuen Pilzexperten Sciarrone einen erfolgreichen Start in seine neue nebenamtliche Tätigkeit in der Küsnachter Pilzkontrolle.