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Plastik nicht einfach herumliegen lassen

Erstellt von Céline Geneviève Sallustio |
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Die drei Küsnachter Filmemacher Livio Meier, Romano Meier und Fabian Wittmann haben ihren ersten Kurzfilm «Es bräuchte nur wenig» gedreht. Dafür gewannen sie am «Energiefilm Züri Jugend Contest» eine besondere Auszeichnung. Nun hoffen sie auf vielen Stimmen beim Online-Voting.

Stellen Sie sich folgendes Zukunfts­szenario vor: Eine PET-Flasche treibt 450 Jahre auf dem Zürichsee. Innerhalb ­dieser Zeit zerfällt der Kunststoff in Mikro­plastik. Die fünf Millimeter grossen Teilchen werden Biologen im Jahr 2472 selbst noch in 30 Metern Tiefe nachweisen können. Doch: Wie ist die PET-Flasche überhaupt in das Gewässer gelangt? 

Im Rahmen des «Energiefilm Züri ­Jugend Contest» sind die Brüder Livio und Romano Meier mit ihrem Freund Fabian Wittmann dieser Frage nachgegangen. Mit ihrem Film «Es bräuchte nur wenig» haben sie die lange Reise einer PET-­Flasche nach deren Konsum dokumentiert. Mit Erfolg: «Uns wurde ein Spezialaward für die aufwendigste Arbeit vergeben», sagt Wittmann stolz, als wir ihn und die beiden Brüder am Küsnachter Horn treffen, um über ihren Film zu sprechen. Unter der Leitung von Stadtrat Michael Baumer habe eine breit abgestützte Jury die besten Clips gekürt. «Der Preis war eine Siegesprämie über 1000 Franken», so der 16-Jährige weiter. Und Romano Meier fügt hinzu: «Zudem kommen alle Siegerfilme dieses Jahr als Werbespots in die Zürcher Kinos.» Aufwendig war ihre ­Produktion deshalb, weil ihre Produktion eine grosse Organisation bedurfte. «Da wir mit vielen verschiedenen Personen an vielen verschiedenen Drehorten gefilmt haben, mussten wir uns vorgängig gut organisieren», erklärt der 16-jährige Meier.

Angeregt durch die Lehrerin

Die Idee, beim Filmwettbewerb mitzu­machen, erhielt Livio während einer Nachhaltigkeitswoche an der Schule, bei der ihn seine Physiklehrerin darauf aufmerksam machte. Dass die drei Schüler der Kantonsschule Küsnacht einen Kurzfilm über das Plastikproblem drehen wollten, stand von Anfang an fest: «Herumliegender Plastik ist das auffallendste Umweltproblem», meint Wittmann, ­obwohl es so wenig Aufwand benötige, Plastik nicht einfach herumliegen zu lassen. Das ist auch die Message des Films, nachdem die herumliegende PET-Flasche von zahlreichen Menschen ignoriert wird: Zwei Frauen in einem roten Alfa ­Romeo schmeissen die Plastikflasche achtlos aus dem Fenster, die Plastik­flasche landet am Waldrand. Als ein Bub mit blonden Haaren und einem Stock in der Hand durch den Wald läuft, bolzt er gedankenlos die Flasche vor sich hin, bis sie ein Hund zwischen die Zähne klemmt und seiner Besitzerin übergibt. Diese wirft sie ebenso achtlos in den nächsten Bach, wo die Reise der Flasche in den See weitergeht. «Der Film ist ein Aufruf, nicht nur vor seiner eigenen Haustür zu kehren, sondern überall», meint Fabian. 

Morgens um 3 Uhr los

Während der Dreharbeiten durften sie einen Fischer auf seiner Arbeit auf dem Zürichsee begleiten. Ganz nach dem Credo «Der frühe Vogel fängt den Wurm» brachen Fabian und Livio an jenem Samstag um 3 Uhr morgens mit dem Fischer auf. «Drei Stunden waren Livio und ich mit dem Fischer auf dem Boot, bevor wir um sechs mit den ersten Sonnenstrahlen die ersten Szenen mit der Kamera fest­halten konnten», erzählt Wittmann. Und weiter: «Als wir mit dem Dreh fertig waren, habe ich nach Fisch gestunken», sagt er und verzieht sein Gesicht. Seine beiden Freunde lachen und Livio fügt hinzu: «Wir sind ihm für diese Möglichkeit sehr dankbar, das war ein unvergessliches ­Erlebnis.» 

Berta war mit von der Partie

Livios Blick schweift über den Zürichsee, in dem sich das Abendrot spiegelt. In ­besonderer Erinnerung ist den dreien auch die Szene mit Berta, der Weimarer Hündin, geblieben. «Wir waren sehr beeindruckt, wie gut Berta auf ihre Hundetrainerin gehört hat», so Wittmann. Filme mit Tieren seien in der Regel sehr anspruchsvoll – nicht so mit Berta. 

Wer sich besonders über die Auszeichnung der drei Filmemacher gefreut hat, ist die Familie der Kantonsschüler. «Besonders unsere Grosseltern haben sich für uns gefreut», sagt der 18-jährige Meier. Generell seien die bisherigen Reaktionen positiv gewesen. Ihre Leidenschaft für Film und Fotografie möchten sie weiterhin nachgehen: «Wir wollen unsere Freizeit kreativ nutzen. Deshalb bauen wir unsere eigene Filmproduktion auf», sagt Wittmann. Sie erhoffen sich dadurch, kleinere Filmproduktionen für Freunde, Familie, Nachbarn und andere kreieren zu dürfen. 

Bevor die drei Schüler das Horn auf ihrem Kickboard verlassen, dreht sich Romano um und sagt: «Während des Filmdrehs fiel die PET-Flasche versehentlich in den See.» Kurzerhand sei er ins Wasser gesprungen – im Oktober bei 12 Grad. Für ihn und seine beiden Freunde steht fest: Das Bild einer in der Natur liegenden PET-Flasche gehört der Vergangenheit an.