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Politisches Leben aus Starre erwacht

Erstellt von Manuela Moser |
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Am Montag trafen sich die Küsnachter zum ersten grösseren Anlass seit dem Lockdown. Themen waren die Kunsteisbahn, deren Sanierung an die Urne kommt, und der kommunale Richtplan, über dessen Totalrevision die Gemeindeversammlung entscheidet.

Zwei Daten müssen sich die Küsnachterinnen und Küsnachter merken: den 7. und 27. September. Dann geht es an die Gemeindeversammlung beziehungsweise an die Urne. Für den Verkehrsrichtplan und die Kunsteisbahn, kurz KEK genannt. Am Montag wurden den rund 60 Anwesenden im reformierten Kirchgemeindehaus die beiden Geschäfte vorgestellt. Wobei die KEK zu keinerlei Diskussionen Anlass gab, der Richtplan hingegen schon.

Sanierung scheint unbestritten
«Die KEK gehört zu Küsnacht wie das Küsnachter Horn oder das Forchdenkmal», eröffnete Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP) den Abend. Liegenschaftenvorsteher Ueli Schlumpf (SVP) führte anschliessend aus, warum die Sanierung der bald 60-jährigen Anlage, welche 1992 letztmals umgebaut wurde, dringend nötig ist. «Das Hallendach muss verstärkt werden, es soll die Schneelast und eine Fotovoltaikanlage tragen können. Auch feuerpolizeiliche Vorschriften müssen angepasst werden.»

Weiter ist nebst der Sanierung ein neues Betriebsgebäude vorgesehen. «Eine Pinselrenovation reicht nicht, es haben sich erhebliche Mängel bei den tragenden Elementen gezeigt», so Schlumpf weiter. Dies war auch der Grund, warum die Sanierung deutlich mehr kostet als geplant: Anstatt 15 sind es aktuell 20 Millionen Franken. Davon fällt ein grosser Betrag – rund 3 Millionen Franken – auf die neue Homebase der GCK-Lions, welche aber privat finanziert wird. Auch wird es einen Beitrag aus dem Sportfonds geben. Am 27. September kommt das Projekt an die Urne.

Viele Fragen zum Richtplan
Ging die KEK-Sanierung für Gemeinderat Schlumpf flüssig über die Bühne, so war Hochbauvorsteher Ueli Erb (SVP) mit seinem Geschäft mehr gefordert: Die Totalrevision des kommunalen Richtplans Verkehr provozierte viele Fragen aus dem Publikum. Immer wieder aber musste Erb klarstellen, dass Detailfragen nicht Gegenstand des Richtplans sind. «Im Richtplan werden planerische Grundlagen für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre festgehalten.» Ob konkrete Projekte dann realisiert werden, hängt auch von vielen überkommunalen Faktoren ab – vom Kanton zum Beispiel oder dem Zürcher Verkehrsverbund (ZVV).

Fest steht: Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Erb, bestehend aus Gemeindefachleuten aus Planung, Sicherheit und Tiefbau, haben den 15-jährigen Richtplan revidiert und neue Verkehrsprojekte aufgenommen. Die beiden neuen Pläne – einer für Strassen und den öffentlichen Verkehr, einer für Rad-, Fuss- und Reitwege – basieren auf dem kantonalen und dem regionalen Verkehrsplan und ergänzen diese. Das nun die Bevölkerung darüber befinden darf, sei eine «anspruchsvolle Arbeit» und zeige, wie komplex das Milizsystem sei, so Erb. Doch trotz des komplizierten Themas war das Interesse der Stimmbürger gross: Rund 150 Anträge sind beim öffentlichen Mitwirkungsverfahren vom letzten Herbst eingegangen.

Viele Brennpunkte
Die Brennpunkte wurden am Montag schnell klar: der Coop-Kreisel, die neue mögliche Buswendeschlaufe auf der Rietstrasse, Höhe Alterszentrum Bethesda, und die Verlängerung der Linie 918 Richtung Bahnhof Erlenbach. Bei allen Punkten musste Erb immer wieder betonen, dass sie entweder nicht Gegenstand des Planes seien oder eben auch – wie die neuen Haltestellen – von der ZVV abhängten. «Die ZVV werden deren Wirtschaftlichkeit prüfen. Die Gemeinde hat da wenig mitzureden.» Dennoch kam eine kritische Wortmeldung zum Thema «Behördenverbindlichkeit» und dass die Gemeinde durchaus verpflichtet werden könne, ein im Richtplan eingetragenes Projekt umzusetzen.
Gemeindepräsident Markus Ernst schloss den Abend mit den Worten, dass man für den Richtplan zwei Abende reserviere. Die Stimmbürger treffen sich am 7., und wenn nötig am 8. September, in der Heslihalle. Wie die zwei Termine gegliedert werden – ob thematisch oder gebietsweise –, sei noch offen. «Am besten starten wir mit den Reitwegen», scherzte Ernst, «die geben am wenigsten zu diskutieren.»