Elf Impfzentren waren es im Kanton Zürich zu Beginn der Impfoffensive im April, ab diesem Monat schliessen nun nach und nach sieben davon. Darunter auch jenes in Meilen. Projektleiter Rolf Gilgen zieht eine positive Bilanz.
Bis nächsten Freitag, 13. August, 12 Uhr, ist das Impfzentrum in Meilen für die Bewohner des rechten Zürichseeufers noch geöffnet. Danach müssen sie nach Uster, Winterthur oder in die Stadt Zürich fahren. Die Zürcher Gesundheitsdirektion hat entschieden, nur noch an vier Standorten festzuhalten und reagiert damit auf die rückläufigen Zahlen bei der Impfbereitschaft. «Genügend Impfstoff, tiefe Nachfrage» könnte man die Situation heute zusammenfassen; Anfang Jahr war es genau umgekehrt.
Zur Spitze 1000 pro Tag
Dennoch zieht der verantwortliche Projektleiter für das Impfzentrum in Meilen, Rolf Gilgen, eine positive Bilanz. «Der Bezirk Meilen hatte nebst der Stadt die höchste Impfquote im Kanton», sagt er, «jetzt ist das Potenzial wie überall ausgeschöpft.» Sprich: Wer sich jetzt noch nicht impfen lassen hat, der will einfach nicht. «Zu Spitzenzeiten im Juni hatten wir pro Woche 6000 Impfungen, das heisst 1000 pro Tag», stellt Gilgen fest. Heute seien es noch 300 pro Woche. Der Einbruch sei ab Ende Juni gekommen, also noch deutlich vor den Sommerferien. Immerhin: bis zum 13. August werden allein in Meilen etwas mehr als 61 000 Dosen verimpft worden sein. «Wir wussten immer, dass die Aktion begrenzt ist», so Gilgen, «und der Anreiz für weiteres Impfen ist zur Zeit wohl zu klein.»
Lobende Worte findet Gilgen für seine Crew. 150 Leute seien im Frühling auf die Schnelle rekrutiert worden, 50 standen täglich pro Tag im Einsatz. Die meisten stammten aus der Region, einige waren geschultes Medizinalpersonal, andere – für das Registrieren und die Zutrittskontrolle – aus allen möglichen Richtungen. «Wir hatten einen Metzger, eine Schauspielerin, einige aus dem RAV. Von Anfang an haben wir uns gedutzt.» Schnell sei ein «spezieller Spirit» entstanden, «absolut toll», so Gilgen. Die Tage seien streng gewesen, und alle hätten verschiedene Funktionen wahrgenommen. Jetzt, beim täglichen Weggang der Helfer, seien schon auch Tränen geflossen. «Aber wir machen am zweitletzten Tag ein grosses Fest.» Dieses wird auf dem Parkplatz der Turnhalle in Meilen, wo das Impfzentrum temporär einquartiert war und die danach abgerissen wird, stattfinden. «Wir haben lange Bänke und einen Grill, ein bisschen wird es sein wie am Schluss bei den Asterix- und Obelixgeschichten, wo Troubadix am Baum hängt.» Dieses Bild habe Gilgen tatsächlich seinen neuen Mitarbeitenden damals am Gründonnerstag gezeigt, als er sie zum ersten Mal gesehen habe. «Wir feiern das Ende zusammen.» Alle 150 hätten sich denn auch schon angemeldet.
Einer, der auch zum Fest eingeladen ist und eine Rede halten wird, ist Küsnachts Gemeindepräsident Markus Ernst. Denn: Ernst gilt als eigentlicher Initiator des Impfzentrum Meilen. Als Mitglied des leitenden Ausschusses des Zürcher Gemeindepräsidienverbands hatte er damals sofort zum Telefon gegriffen, als die Gesundheitsdirektion vier Impfstandorte bekannt gegeben hatte. Das war am 31. Dezember 2020. «Die Hürde für die Bevölkerung in Meilen wäre zu gross gewesen, nach Uster, Winterthur oder die Stadt Zürich zu reisen», sagt Ernst. Intensive Gespräche hätten gefolgt, das Spital Männedorf sei ins Boot geholt worden, ein Projektausschuss gegründet. «Heute bin ich stolz, dass wir einen wertvollen Beitrag bei der Bewältigung dieser Pandemie leisten konnten», bilanziert er.