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Schulklasse ist auf die Hühner gekommen

Erstellt von Manuela Moser |
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Die 2.-Klässler der Schule Heslibach halten ihre eigenen Hühner – auch den Stall haben sie selber gebaut. Nach Plan geht aber nicht alles. Der Hahn muss gehen. Er ist zu laut.

Lehrreich soll das Projekt «Hühnerstall» der achtjährigen Küsnachter Schülerinnen und Schüler sein, und das ist es in vielerlei Hinsicht. Nicht nur über die Hühner lernen die Kinder viel. Sondern auch über das verträgliche Zusammenleben in einer Gesellschaft. Der Hahn muss nämlich weg. Er kräht täglich um sechs Uhr früh. Aber der Reihe nach.
Die beiden Klassenlehrerinnen Anina Grossmann und Silja Senn fassten die Idee, den Schülern das Thema Huhn näherzubringen, und zwar so anschaulich wie möglich. Noch im Herbst letzten Jahres haben die Kinder der zweiten Klasse am Schulhaus Heslibach angefangen, einen eigenen Hühnerstall zu bauen. «Sie haben Pläne gezeichnet, Holz abgemessen und mit dem Laubsägeli zugeschnitten, dann Nester ausgemessen und genagelt und am Schluss gab es von einem Brüter 20 befruchtete Eier», erinnert sich Lehrerin Senn.

Unter der gemieteten Wärmelampe sind dann sechs tatsächlich geschlüpft. Darunter drei Hähne und drei Hennen. Da aber nur ein Hahn in einer Gruppe sein darf, habe man bei der Züchterin die zwei Hähne gegen zwei Hennen ausgetauscht – und fertig war die gefiederte Familie. Seither pflegen und hegen die Schüler ihren Zuwachs sehr sorgsam. «Wir haben Ämtli verteilt, die natürlich auch während der Ferien ausgeübt werden müssen», sagt Senn. Doch die Kooperation – auch mit den Eltern – laufe bestens. Der Hühnerdienst, so heissen die Ämtli offiziell, hätte sich innert einer Stunde über Doodle gefüllt. «Die Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen und quasi zurück zur Natur zu gehen.»

Während Corona geschlüpft
Zum Glück konnte der Einkauf beim Hobbymarkt für das Material noch vor dem Lockdown im März über die Bühne gehen. Das Schlüpfen der Bibeli erlebten die Schüler dann aber nicht so hautnah wie geplant. «Wenigstens haben wir die Kinder einzeln an die Schule geholt, um die frisch Geschlüpften zu sehen.»
Und nun zum Hahn: Er muss gehen. «Die Kinder lernen bei diesem Projekt nicht nur etwas über unsere Natur und die Nachhaltigkeit, sie sehen auch, wie unsere Gesellschaft funktioniert. Dass der Hahn stört, verstehen wir», sagt Lehrerin Senn. Wie sich die Gruppe dann ohne den «Hahn im Korb» verhält, ist noch offen. «Er schaut jeweils abends schon, dass alle Hühner brav ins Häuschen gehen.» Aber Senn ist zuversichtlich – und gewillt, das Projekt weiter aufrechtzuhalten. «Wir können uns ja die befruchteten Eier von der Züchterin liefern lassen», sagt sie. Denn auf jeden Fall soll eine zweite neue Klasse die Hühnerfamilie erben.

«Der Stall und die Hennen werden sehr geschätzt», sagt Senn. Oft verbrächten die Kinder ihre Mittagspause beim Stall, der sich gleich neben dem Pausenplatz befindet. Auch Quartierbewohner kommen regelmässig zu Besuch. Und: Die Kinder lernen noch mehr fürs Leben. Eine Henne ist gestorben. Es gab symbolisch eine kleine Beerdigung.