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Schulpräsident Klemens Empting von Küsnacht: «Jetzt ist eine hohe Flexibilität gefordert»

Erstellt von Manuela Moser |
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Küsnacht ist zu einem Hotspot für die Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen geworden. 100 Personen sind vergangene Woche durch zwei Privatinitianten in Küsnacht angekommen. Was heisst das für die Schule?

Dass wir auch mehr Kinder aufnehmen als andere Gemeinden. In einem Bus ist letzte Woche ein ganzes Spital mit krebskranken Kindern hierher gekommen, zudem wurde eine Rehaklinik leergeräumt. Mitgekommen sind auch die gesunden Geschwister.

Von wie vielen Kindern sprechen wir?

35 bis 40 im Alter von 4 bis 17 Jahren. Zum Vergleich: Insgesamt haben wir heute in Küsnacht 1300 Schüler.

Wie werden diese Kinder nun in die Schule integriert

Zurzeit sind alle im Sonnenhof einquartiert und besuchen von dort aus eine Aufnahmeklasse – eine zweite, die wir eröffnet haben, nach jener für die Flüchtlinge aus anderen Ländern. Schulen in andern Gemeinden überlegen jetzt, ob sie überhaupt eine Aufnahmeklasse eröffnen sollen.

Was lernen die Kinder da?

In dieser Aufnahmeklasse unterrichten zwei DaZ-Lehrpersonen (Anm. der Red.: Deutsch als Zweitsprache) zuerst einmal unsere Sprache. Kein Kind spricht ja ein Wort Deutsch. In zirka zwei Wochen kommen sie dann zum ersten Mal an unsere Schule.

Wo schaffen Sie Platz?

Im Schulhaus Erb gibt es einen Pavillon, der heute leer steht.

Es kommen viele kranke Kinder. Was wird das bedeuten?

Für den Unterricht nicht viel. Aber es könnten mehr Absenzen anfallen, wenn die Kinder zur Therapie müssen.

Welche weiteren Herausforderungen sehen Sie auf die Schule zukommen?

Wir müssen das Transportproblem lösen. Die Kinder müssen vom Sonnenhof zum Schulhaus Erb kommen – es haben sich schon viele freiwillige Fahrer gemeldet. Wir werden von der Schule aus aber sicher auch einen Bus bereitstellen. Als zweites Problem sehe ich die Traumatisierung der Kinder. Wie stark sie ist, das wissen wir alle noch nicht. Die DaZ-Lehrpersonen bekommen nun als Erste ein Gefühl für das Ausmass.

Wie langfristig planen Sie?

Ich rechne damit, dass die Kinder für eine längere Zeit bei uns bleiben. 

Und vielleicht noch mehr kommen?

In der Schulverwaltung melden sich Flüchtlinge mit Kindern, die selbstständig nach Küsnacht gekommen sind und privat wohnen. Auch diese Kinder müssen unterrichtet werden. Eventuell müssen wir eine weitere Aufnahmeklasse einrichten. Jetzt ist einfach eine hohe Flexibilität gefordert.

Was für Chancen birgt die Situation?

Wir bieten diesen geflüchteten Kindern ein stabiles Umfeld und bringen Harmonie in ihr Leben.

Wie haben die Küsnachter Schülerinnen und Schüler auf die Neuen reagiert?

Der Zuspruch ist gewaltig. Die Bereitschaft zu spenden ebenfalls. Nur schon die Küsnachter Kinder haben selber bis fast 10 000 Franken mit Selbstgebackenem und -gebasteltem gesammelt.

Und die Eltern?

Da bekommen wir von Geld bis zu Schulheften alles, aber Letzteres haben wir selber. Wir mussten den Elternrat bitten, die Spenden zu koordinieren. 

Nach Corona nun ein zweiter Ausnahmezustand für die Schule ...

Corona ist ja noch nicht vorbei. Wir haben heute noch x Ausfälle von Lehrpersonen. Wir könnten diese nur kompensieren, indem wir Pensen erhöhten und Personal zurückholten, das schon im Ruhestand war. 

Wie geht es Ihnen dabei?

Ich kann nur sagen: Wir sind momentan Land unter.