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«Spitzensport ist eine emotionale Achterbahn»

Erstellt von Laura Hohler |
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Der Seeclub Küsnacht hat den Profiruderer und Olympioniken Andrin Gulich mit einem Apéro in der Zehntentrotte gewürdigt. Der 22-Jährige Zumiker rudert seit Juniorzeiten beim Klub und belegte den 9. Rang in Tokio.

Mit einem grossen Applaus begrüssten die Gäste «ihren» Andrin in der Zehntentrotte in Küsnacht. Der 22-jährige Gulich startete im Schweizer Riemenvierboot an den Olympischen Spielen und landete im Finale B mit seinem Team auf dem 3. Platz. Damit belegten sie den 9. Olympiarang. Bei schönem Wetter und reichhaltigem Essen fand der Apéro letzte Woche direkt am Ufer des Zürichsees statt. Zahlreiche Menschen sind erschienen – die meisten von ihnen Mitglieder oder Angehörige des Seeclubs Küsnacht.

Die Hoffnungsträger der Schweiz

Besonders stolz auf Andrin Gulich und ihr Juniorenteam zeigte sich Martina Sintzel, Präsidentin des Klubs. Der 22-jährige Zumiker rudert schliesslich seit seiner Juniorenzeit beim Seeclub Küsnacht und ist der erste Olympionike des Klubs. «Ich hoffe, ihr findet in Andrin auch ein Vorbild», adressierte sie die anwesenden Juniorinnen und Junioren. Doch nicht nur Gulich sei ein grosser Hoffnungsträger, sondern auch die Ruderinnen Alexandra und Ella von der Schulenburg und Alexia Fayd’herbe, die in diversen Wettkämpfen überzeugen konnten. Sie alle sind Mitglied des Schweizerischen Ruderverbands Swiss Rowing.

«Was vielleicht nicht alle wissen – wenn man wie diese vier rudert, dann trainiert man nicht mehr in Küsnacht, sondern in Sarnen im Kanton Obwalden», erzählte Sintzel den anwesenden Gästen. Das dortige Ruderzentrum ist auch das zweite Zuhause von Andrin Gulich, wenn er nicht gerade in den USA studiert. Fünf Tage die Woche trainiert er dort auf dem Ergometer. Der Athlet, der sein Studium wegen Vorbereitung auf die Olympischen Spielen pausierte, ist Wirtschaftsstudent an der Yale-Universität in New Haven.

Präsidenten ehren den Nachwuchs

Auch Marc Bohnenblust, Vizepräsident der Gemeinde Zumikon, sowie Markus Ernst, Gemeindepräsident von Küsnacht, waren anwesend und ehrten den Olympia-Rückkehrer und die international ­antretenden Ruderinnen in ihren Ansprachen. «Wir bewundern diese ausserordentlichen Leistungen. Dieses grosse Engagement und der Ehrgeiz stehen der Schweiz gut an», lobte Bohnenblust. Ausserdem sei es doch «genial», wenn man in drei Jahren wieder zusammenkomme und eine Medaille feiern würde, so der Politiker, der damit auf die kommenden Olympischen Spiele in Paris anspielte.

Danach hielt Markus Ernst eine kurze Rede und überreichte den Sportlern im Namen des gesamten Gemeinderats ein symbolisches Geschenk in Form von Küsnachter Honig. «Ich freue mich sehr über euren Erfolg und wünsche euch für die Zukunft alles Gute», so Ernst, der sich ebenfalls sehr stolz zeigte. Andrin Gulich freute sich über das süsse Geschenk, da habe man etwas zum «reinbeissen», scherzte er.

Das erste Mal, dass der Gedanke an die Teilnahme bei den Olympischen Spielen greifbar wurde, sei 2017 gewesen. «Damals habe ich die Junioren-Weltmeisterschaft gewonnen», so Gulich. Zu der Zeit dachte er aber, dass er erst 2024 antreten würde. «Dann kam jedoch letztes Jahr die Coronapandemie und ich musste mein Studium online in der Schweiz weiterführen.» Im Sommer 2020 sei es dann absehbar gewesen, dass sowohl Olympia verschoben werde und auch das Studium weiterhin nur digital stattfinden würde. Dies und der Fakt, dass zwei Ersatzmänner kurzfristig abgesprungen seien, habe dazu geführt, dass Gulich nachrutschen konnte. «Dann wurde mir zum ersten Mal konkret bewusst, dass es 2021 in Tokio klappen könnte», sagte Gulich.

Ab September letzten Jahres sei er dann Vollzeit nach Sarnen gegangen, um zu trainieren, während er gleichzeitig weiter online studierte. Das kommende Semester habe er pausiert, um sich ganz dem Sport zu widmen. Auf die Frage, wie die Stimmung im Team gewesen sei, antwortet Gulich: «Spitzensport ist eine emotionale Achterbahn.» An der Europameisterschaft habe man mit einem starken 8. Platz zwar sehr gut angefangen, doch gab es auch schwierige Zeiten. «Die Woche darauf wurde ich krank, was schon einmal das erste Down war.» Schliesslich hat es aber trotzdem für die Olympischen Spiele gereicht. «In Tokio angekommen, hatten wir vor allem eine riesige Vorfreude», so Gulich.