Der Natur- und Vogelschutzverein Küsnacht rief, und sie kamen: Pilzliebhaber und Wissbegierige. An der Exkursion vom Samstag nahmen so viele wie noch nie teil. Gesammelt wurde für die Bratpfanne von später fürs Essen, aber auch viel gelernt und gelehrt über Myzel und Hexenringe.
Um die 60 Leute versammelten sich am vergangenen Samstag um 14 Uhr beim Friedhof Hinterriet in Itschnach, um an der vom Natur- und Vogelschutzverein Küsnacht (NVVK) organisierten Pilzexkursion teilzunehmen. Mitnehmen konnten die Teilnehmenden sowohl ihre essbaren Funde als auch spannende Informationen zum Reich der Pilze.
«Ich hoffe, dass wir die Exkursion mit solch einer grossen Gruppe unter Kontrolle haben werden», meinte der Präsident des NVVK, Eric Christen, während seiner Begrüssung schmunzeln. Regelmässig führt der NVVK eine Pilzexkursion durch. Diese sei auch immer die am besten besuchte Veranstaltung des Vereins. Jedoch war man an diesem Samstag wirklich überrascht über die Anzahl von Interessenten, die vorbeikamen. Dazu war die Gruppe durchmischt. Von Familien mit Kindern über junge Pärchen bis hin zu älteren Personen waren die verschiedensten Menschen vor Ort – alle ausgestattet mit ihren Körbchen zum Sammeln.
Inputs vom Experten
Geführt wurde die Exkursion von Pilzkontrolleur und NVVK-Vizepräsident Jonas Brannhäge. Dieser gab Informationen über die vielen verschiedenen Pilze, welche die Gruppe während der Führung vom Friedhof Hinterriet bis zum Rumensee zu sehen bekam, und überprüfte die Funde der Teilnehmenden.
«Den eigentlichen Pilz sammeln wir gar nicht, sondern nur dessen Frucht», so der Pilzexperte zu Beginn. Das Wurzelgeflecht des Pilzes, das sogenannte Myzel, befindet sich unterirdisch und wird beim Sammeln nicht entfernt. Die Frucht eines Pilzes kann so immer wieder nachwachsen. Nach dem Pflücken sollte die Entnahmestelle im besten Fall mit Laub oder Moos verschlossen werden, damit das Myzel nicht austrocknet. Diese Schritte demonstrierte der Vizepräsident bei Violetten Rötelritterlingen, die einen sogenannten Hexenring bilden. Das ist ein Ring von Pilzen, der dadurch entsteht, dass sich das Myzel kreisförmig in alle Richtungen ausbreitet und die Nährstoffe im Boden aufbraucht, wodurch das Myzel im Zentrum abstirbt. Der Radius eines Hexenringes wird so auf der Suche nach neuen Nahrungsquellen immer grösser.
Der Anblick des perfekten Ringes faszinierte die Anwesenden offensichtlich. «Doch steht ja nicht in den Ring hinein», sagte Brannhäge scherzhaft. Eine spirituelle Bedeutung des Hexenkreises sei nämlich, dass, wer ihn betritt, verflucht wird. Dennoch wurden einige Exemplare zur Verköstigung gesammelt.
Pilze für die meisten Neuland
Unter den Teilnehmenden befanden sich ein paar Pilzkenner. Diese konnte man allerdings an einer Hand abzählen. Für die meisten war das riesige Reich der essbaren und nicht essbaren Erdbewohner noch unentdeckt. Trotzdem fanden viele Gefallen an den Pilzen. «Das Sammeln ist eine attraktive Aktivität für einen Samstagnachmittag», erwähnte eine Mutter, die mit ihren zwei Kindern an der Exkursion teilnahm.
Das ausgewogene Programm zwischen Sammeln und informativen Inputs des Experten gefiel den Teilnehmenden sehr. «Ich habe Ähnliches in der Schule in Biologie und Bodenkunde gelernt. Da behandelten wir das Reich der Pilze. Mit der Exkursion konnte ich mein Wissen nun wieder auffrischen», sagte ein Teilnehmer, der zurzeit eine Ausbildung als Winzer macht.
Es wurde jedoch nicht nur gelernt, sondern auch fleissig gesammelt. Die Körbe wurden gefüllt und bei vielen die Pilze später zu Hause angebraten und verköstigt. Der Experte erklärte, was man dabei beachten muss. Um Pilze nämlich richtig geniessen zu können, sollte man sie zuerst in einer Pfanne braten und warten, bis das Wasser aus den Pilzen verdampft ist. Danach kann man Butter beifügen, um den Pilzgeschmack zu verfeinern. Noch ein bisschen Salz und Pfeffer dazugeben und schon kann man nach dem Sammeln seinen Fund geniessen.
«So hat sich das Sammeln immerhin gelohnt», sagte eine Teilnehmende zufrieden. Und wenn sie noch nicht fündig geworden sind, dann sammeln sie noch heute, würde es nun in einem guten Märchen heissen.