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«Um die gute Note ging es nie»

Erstellt von Céline Sallustio |
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Drei Schülerinnen aus der Region wurden kürzlich für ihre herausragenden Maturitätsarbeiten prämiert. Im Interview sprechen sie darüber, was ihnen die Auszeichnung bedeutet und was sie nach dem Gymnasium vorhaben.

3000 Schülerinnen und Schüler haben Ende 2023 ihre Maturitätsarbeiten im ­Kanton Zürich abgegeben. Jede Kantonsschule hat ihre besten Exemplare für die Prämierungsrunde ausgewählt. Zu den 60 besten Arbeiten des Kantons zählen auch jene von Flora Hasting (18), Jana Zimmermann (19) und Victoria Hoffmann (19). Flora wohnt im Seefeld und besucht die Kantonsschule Küsnacht, Jana und Victoria wohnen in Herrliberg und besuchen die Kantonsschule Rämibühl. 

Was bedeutet dir die Auszeichnung zur besten Maturitätsarbeit des Kantons?

Flora: Die Prämierung kam überraschend, weil die Arbeiten vieler Mitschülerinnen und -schüler beeindruckend waren. Es ist schön, Anerkennung für meine Arbeit zu erhalten. Doch um Anerkennung oder eine gute Note ging es nie: Die Maturitätsarbeit gab mir die Chance, mein Interesse zu verfolgen. Diese Gelegenheit habe ich genutzt. 

Victoria: Ich fühle mich geehrt. Auch mich hat die Auszeichnung überrascht, denn an meiner Schule sind viele spannende Maturitätsarbeiten entstanden. Unverhofft wurde die Arbeit von einem Schulprojekt zu meinem persönlichen Projekt. Ich bastelte, tüftelte, erprobte. Dank der Arbeit konnte ich herausfinden, ob ein Informatikstudium für mich infrage kommt. 

Jana: Die Prämierung ist eine schöne Belohnung für meine Arbeit. 

Welches Thema greift deine Arbeit auf?

Jana: Meine Arbeit handelt von der Sicherungsverwahrung in der Schweiz. Ich habe einen Podcast gemacht, in dem ich anhand eines wahren Justizfalls in Zollikerberg erkläre, wie die Sicherheitsverwahrung in der Schweiz funktioniert, wo sie scheitert und was es für Alternativen gäbe. 

Ein True-Crime-Podcast also?

Jana: Genau. Zur Vorbereitung habe ich unzählige True-Crime-Podcasts gehört. Ich eigne mir gerne auditiv Wissen an. Und ich bin überzeugt, dass gewisse Themen mithilfe von Podcasts viel eher an Menschen vermittelt werden können. 

Von welchem Thema handelt deine Maturitäts­arbeit, Flora?

Flora: Ich habe einen Graphic Novel zur Migrationsgeschichte meines Grossvaters gestaltet und geschrieben. Mein Grossvater ist als Jude in Marokko aufgewachsen. Als er von Marokko nach Israel flüchtete, wurde er aufgrund seines Glaubens diskriminiert – ganz im Gegensatz zu anderen Juden und Jüdinnen in Israel mit anderer Herkunft. Von der Diskriminierungserfahrung meines Grossvaters handelt die Geschichte, die ein Stück weit auch meine ist. Auch ich setze mich mit meiner Identität und Herkunft auseinander. Mit der Arbeit entdeckte ich die Freude am Illustrieren. 

Victoria, du hast einen Roboter konstruiert und programmiert. Was kann er?

Victoria: Der Roboter erkennt, wenn eine ältere Person zu Hause auf dem Boden liegt, und alarmiert daraufhin eine oder mehrere Kontaktpersonen per Mail. Der Roboter fährt autonom durch die Wohnung, er kann sich an den Wänden orientieren. Auf die Idee kam ich, weil meine Grossmutter in letzter Zeit häufiger zu Hause umgefallen ist. Ich hoffe, der Roboter hilft in Zukunft auch anderen älteren Personen, länger im eigenen Zuhause leben zu können.Ihr habt euch über Monate hinweg mit der Maturitätsarbeit auseinandergesetzt. Verfolgt ihr das Projekt weiter oder braucht ihr nach dieser intensiven Auseinandersetzung erst mal eine Pause?

Jana: Ich mache eine Pause und gehe bald in die Ferien. Das Podcasten behalte ich mir aber im Hinterkopf. 

Flora: Die Maturitätsarbeit hat sich lange hingezogen: Besprechungen, Abgabe, Vortrag und zuletzt die Prämierung. Sobald ich damit abschliessen kann, widme ich mich einem neuen illustrativen Projekt. Dass ich weiterhin künstlerisch tätig sein möchte, steht für mich fest. 

Victoria: Der Roboter war in der Schule ausgestellt. Sobald ich ihn wieder bei mir habe, tüftle ich daran weiter.

Eure Schulzeit am ­Gymnasium endet jetzt. Wie fühlt sich das an? 

Victoria: Ich finde es schade, dass die Zeit mit Freunden, Freundinnen und der Klasse ein Ende nimmt. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf einen Neuanfang.

Jana: Einerseits bin ich sehr froh, dass die Schulzeit bald zu Ende ist, da dieses Jahr viel von uns forderte. Andererseits bin ich traurig darüber, dass ich mich von meiner Klasse verabschieden muss. Die verbleibende Zeit mit meinen Freunden und Freundinnen geniesse ich daher umso mehr. 

Flora: Das ganze letzte Schuljahr war bei mir ein Auf und Ab der Gefühle. Mittlerweile denke ich: Nach meiner Matura stehen mir so viele Möglichkeiten offen. Darauf freue ich mich. 

Was sind eure Zukunftspläne?

Flora: Ich lege ein Zwischenjahr ein, in dem ich arbeiten und reisen möchte. Danach melde ich mich für ein Studium an. Was genau ich studieren möchte, weiss ich noch nicht. Vielleicht etwas mit Kunst oder Geschichte. 

Victoria: Ab September studiere ich Informatik an der ETH. Ich fühle mich bereit, etwas Neues zu machen. Und etwas, das mich wahrhaftig interessiert. 

Jana: Geplant war ebenfalls ein Zwischenjahr. Ich habe aber  verschiedene Studiengänge angeschaut und gemerkt: Ich möchte jetzt ab diesem Herbst Jura studieren und herausfinden, ob mir das Studium gefällt. 

*Livia Sulzer von der Kantonsschule Küsnacht wurde ebenfalls für ihre Arbeit prämiert. Die Arbeiten von Livia, Flora, Jana und Victoria sind unter www.maturitaetsarbeiten.ch abrufbar.