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Ungewöhnliches an «gewöhnlichen» Orten

Erstellt von Elsbeth Stucky |
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Rechtsanwalt Jürgen Imkamp hat ein erfüllendes Hobby: Geocaching. In der Umgebung von Küsnacht hat er bereits 200 seiner originellen Caches versteckt. Auch dieser  Clou geht auf seine Kappe: die virtuelle Einbrecherjagd im Küsnachter Tobel. 

Seine Freizeit verbringt Jürgen Imkamp gerne im Freien. Seit einigen Jahren sieht er, was andere nicht sehen. Es geht um gute Verstecke. Und wie er erklärt: «Ich sehe auch das Ungewöhnliche an scheinbar gewöhnlichen Orten.» 

Überall findet der 64-jährige Herrliberger Inspirationen für seine Rätsel, Geschichten und Reime. Denn neben seinem Beruf als Rechtsanwalt betreibt er Geocaching als Hobby. In der Umgebung von Küsnacht sind seine themengerecht gestalteten Caches zu finden; kleine Behälter abseits der Wege, verborgen unter Baumwurzeln, Steinen und Laub. 200 solcher Caches hat er bereits ausgelegt, davon sind heute noch rund 100 aktiv zu finden.

«Der Mann mit den Fragezeichen»

Alles fand vor 14 Jahren durch einen Freund seinen Anfang. Einmal mitgegangen, war es um ihn geschehen. «Sofort war ich fasziniert. Geocaching ist Abenteuer, Geheimnis, Schatzsuche: Geocaching ist einfach alles. Fängt man an, kann man nicht mehr aufhören.» 

Erst waren es einzelne Caches. Dann begann Imkamp im letzten Jahr ganze Abenteuer in jeweils fünf Stationen auch teilweise filmisch zu entwickeln. Es entstand eines zum Künstler Harald Naegeli und ein anderes zu verschie­denen Theatern in Zürich. Dies immer unter seinem Pseudonym Cassiopeias. In der Community zirkuliert Imkamp aber auch als «der Mann mit den Fragezeichen». Eigene Rätsel zu erfinden, sei seine Spezialität. 

Geocaching ist sein einziges Hobby, decke aber «schöpferisch und gestalterisch» alles ab. Auf die Frage, ob seine Frau seine Begeisterung teile, sagt er amüsiert: «Sie ist die erste Instanz und befindet, ob eine Idee gut ankommt.» 

Ja, als sogenannt «Suchende» seien sie auch unterwegs, auch im Ausland. «Denn Leute, die Caches verstecken, kennen ihr Umfeld sehr gut. So wird man an Orte geführt, abseits von Touristenpfaden.» Alles, was man für Geocaching braucht, ist ein GPS-Gerät oder ein Smartphone, das die geografischen Koordinaten des Ortes, an dem man den Cache findet, genau anzeigt.

Ein Fall für die Sonderkommision

Jürgen Imkamp ist Herrliberger und lebte lange in Küsnacht. Nicht von ungefähr startet sein neustes fiktives ­Multimedia-Detektivspiel beim Ortsmuseum. Hier nämlich wurde das ­Museumsstück, der Drachenkelch, ­gestohlen.  Unterwegs im Küsnachter Tobel erzählt der hoch gewachsene Mann in schwarzer Lederjacke, wie er die Ortsmuseumsleiterin Elisabeth Abgottspon für seine Idee sofort gewann. Und nach anfänglicher Skepsis auch den ehemaligen Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich, Marco Cortesi (der «Küsnachter» berichtete). 

Nun wird man als Hobbydetektiv mit Video höchstpersönlich von Sonderermittler Cortesi durch das Tobel gelotst. Nur wer die Hinweise Cortesis richtig entschlüsselt, erfährt, wo es als Nächstes hingeht.

Blut aus Randensaft und Maizena

Jürgen Imkamp ist Tüftler, Forscher und Erzähler in einem. Für den Dreh produzierte er gar künstliches Blut aus Randensaft und Maizena. Manchmal erscheint, was der Geocacher erzählt, leicht irreal. Ein kritischer Seitenblick auf den Mann lässt ihn schmunzeln. Gibt es wohl diese Sage über die Waschfrauen und Elfen beim Alexanderstein wirklich? «Ja, gibt es», bestätigt Imkamp vergnügt. Irgendwie mystisch unterwegs zu sein mit Imkamp, sein tiefsinniger Ideenreichtum scheint unerschöpflich. Wird er bald mehr Zeit haben für sein Hobby, das schliesslich sehr zeit­intensiv ist? Er werde weiterhin als selbstständiger Rechtsanwalt tätig sein, Beruf und Hobby trenne er strikt. Nur einmal habe der Fall eines bellenden Hundes in einem Rätsel eine Rolle gespielt. 

Am Ende des zweistündigen Rundgangs ist des Rätsels Lösung zu finden. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Sicher ist: Der Drachenkelch ruht geschützt im eigens für ihn kreierten Behälter. Gut verborgen im Wald. Beim Durchblättern des Logbuchs offenbart sich: Der Trail ist beliebt und wird rege genutzt. 

Info: Das Detektivspiel «Der gestohlene Drachenkelch» im Küsnachter Tobel sowie alle ­Caches von «Cassiopeias» kann man im App Store herunter laden. Seine Rätselcaches finden sich unter «geocaching.com».